Natur: Geschätzt 500 Jahre alter Baum trotzt Feuer und Sturm / Förster hat stets prüfendes Auge auf Standsicherheit

Direkt an einer Weggabelung steht sie: groß, mächtig und mit einem Stammumfang von 5,40 Meter – die Erlaheimer Eiche. Geschätzte 500 Jahre ist das Wahrzeichen des Geislinger Stadtteils alt und hat schon einem Brand sowie Orkan Lothar getrotzt.

Geislingen-Erlaheim. "Unsere Eiche ist wirklich eine besondere", sagt Förster Wolfgang Heitz. Der 20 Meter hohe Baum habe einiges miterlebt. Doch bis heute steht er fest an seinem Platz an der einstigen Römerstraße.

Da war zum Beispiel der Orkan Lothar, der 1999 unter anderem in Süddeutschland die höchsten Sturmschäden der jüngeren europäischen Geschichte anrichtete: "Alle Bäume hat es komplett umgehauen", sagt Heitz und zeigt auf die Stellen um die Eiche herum. Mit einem Blick auf die Eiche fügt er hinzu: "Nur sie ist stehengeblieben."

Und dann gab es noch den Brand 1974. Es war der Vatertag, am 13. Mai vor 42 Jahren, als die Eiche Feuer gefangen hat: "Bis oben in die Krone ist sie komplett ausgebrannt", sagt Heitz. "Wenn man hier hochschaut, kann man den Himmel sehen." Heitz steckt seinen Kopf durch die ausgehöhlte Stelle am Stamm. Sie ist so breit, dass man zu zweit gemütlich Platz in dem Baum nehmen könnte.

"Allem Anschein nach hat es an dem Tag damals geregnet", sagt der Förster. "Eine Gruppe muss dann in der Baumhöhle ein Feuer zum Grillen gemacht haben."

Zwei Tage habe es gedauert, bis die Feuerwehr den Brand gelöscht bekommen habe. Wie in einem Kamin seien die Flammen nach oben gestiegen, sodass man bis heute durch den hohlen Baum durchschauen kann. "Nur jetzt würde ich nicht mehr so tief reinkriechen", sagt Heitz: "Da ist inzwischen ein Wespennest drin."

Nach dem Brand damals sei ursprünglich entschieden worden, dass der zerstörte Baum gefällt werden solle. "Aber im Folgejahr hat er wieder ausgetrieben", so Heitz. Ein Spezialtrupp sei angerückt und habe die Eiche begutachtet und saniert. "Sie haben vor allem die Totäste entfernt."

Inzwischen Heimat für zahlreiche Tiere

Der Baum habe sich mit der Zeit immer mehr erholt und habe ausgetrieben. Inzwischen beheimatet die alte Eiche zahlreiche Tiere. Jedes Jahr wird der Zustand des Baums begutachtet. Vorgeschrieben seien zwei Untersuchungen pro Jahr. "Aber auf so eine alte Eiche schaut man auch ein paar Mal mehr."

Morsches Holz, das abfallen könnte, trage die Eiche derzeit nicht. "Vor zwei Jahren wurde sie das letzte Mal komplett saniert", sagt Heitz. "Und auch ich selbst prüfe sie immer wieder mal auf Risse und Pilze." Es bestehe keine Gefahr, dass der Baum umfalle.

Interessant an der Eiche sind die großen Löcher am oberen Stamm. "Dort hat man die toten Äste abgenommen", informiert der Förster. "Diejenigen, die heute noch an dem Baum sind, das sind Klebäste." Als Klebast wird ein dickerer Ast bezeichnet, der sich aus einem Wasserreis oder auch Angsttrieb gebildet hat – ein Spross, der zum Beispiel nach einer Verletzung aus einer schlafenden Knospe im Stammbereich austreibt. Bei Eichen führen die Angsttriebe zu einer Qualitätsminderung des Holzes.

Qualitätsminderung hin oder her: "Wer den Baum fällt, der muss aus Erlaheim wegziehen", sagt Förster Heitz und lacht. "Denn solche Eichen sieht man wirklich nicht jeden Tag."