In seinem heimischen Büro hat Jürgen Koch die vergangenen zwölf Jahre viele Stunden auch für den Verein verbracht. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Jürgen Koch will nach zwölf Jahren an der Spitze den Vorsitz des TSV Geislingen abgeben

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Jürgen Koch stellt hohe Ansprüche an sich und seine Tätigkeit als Vorsitzender des TSV Geislingen. Deshalb will er dieses Amt nun aufgeben.

Es werde immer schwieriger, Beruf, Familie und Vereinsengagement unter einen Hut zu bringen, sagt der 59-Jährige. Er könne durch seine berufliche Tätigkeit – er ist Erster Hauptkommissar beim Landeskriminalamt – die Aufgabe des TSV-Vorsitzenden nicht mehr zu seiner eigenen Zufriedenheit erfüllen. Deshalb hofft er darauf, dass sich bei der Hauptversammlung des größten Geislinger Vereins in der kommenden Woche ein Kandidat für seine Nachfolge findet.

Ein solcher ist im Moment noch nicht in Sicht, obwohl "intensive Gespräche" liefen, wie Koch sagt. Er hofft auf eine "optimale Lösung" für den Verein und beschreibt für seinen potentiellen Nachfolger die Ausgangsposition.

Zum einen wolle der gesamte bisherige Vorstand außer ihm weitermachen. Und alle Abteilungen sind seit deren Hauptversammlungen ohne Probleme mit kompletten Führungsgremien ausgestattet. "Heutzutage ist das nicht alltäglich", unterstreicht der Vorsitzende des Gesamtvereins.

Zum anderen sind die während seiner Amtszeit laufenden Bauarbeiten inzwischen alle abgeschlossen: Die Laufanlage und der Kunstrasenplatz des Sportgeländes Hinter Lauh sind fertig, ebenso die umfassende Renovierung der städtischen TSV-Halle, dazu viele kleine Arbeiten, die im Lauf der Jahre angefallen sind. "Wir haben in Geislingen viel erreicht – fast alles, was ich mir vor zwölf Jahren vorgenommen habe", zieht Koch Bilanz. So lange ist er bereits Vorsitzender, und er beschreibt mit Zufriedenheit, was im Verein alles läuft: Dank der intensiven Arbeit vieler Trainer und Betreuer sind an jedem Abend der Woche acht bis zehn Gruppen am Trainieren; fast jedes Wochenende im Jahr findet irgendein sportlicher Wettbewerb mit Beteiligung des TSV Geislingen statt.

Dass der Verein gut funktioniert, ist für den Vorsitzenden aber zugleich ein Problem: Der administrative Aufwand im Ehrenamt sei in den vergangenen Jahren durch neue Gesetze und Richtlinien stark gestiegen. Beispielsweise hat ihn allein das Vorbereiten der Ehrenurkunden für langjährige Mitglieder vor der Hauptversammlung wieder drei bis vier Stunden Arbeit gekostet. Und wenn ein wichtiger Termin im Landratsamt oder auf dem Rathaus ist, bedeutet das für einen Ehrenamtler oft, dass er einen Tag Urlaub nehmen muss.

Eine mögliche Entlastung für den künftigen Vorsitzenden zeichnet sich ab: Der Vorstand möchte eine eigene TSV-Geschäftsstelle einrichten. Die Person, die diese Tätigkeit übernimmt, soll die Mitgliederverwaltung, die Korrespondenz des Vereins sowie im Vorfeld großer Veranstaltungen auch der Abteilungen, das Erstellen von Belegungsplänen für Sporthallen und -plätze, die Koordination der Übungsleiter und das Protokollieren bei Sitzungen übernehmen. Gedacht ist an 20 bis 25 Stunden monatlich. Feste Geschäftsstellenzeiten für den Publikumsverkehr sind noch nicht geplant.

Zur Finanzierung dieser Stelle wird eine Beitragserhöhung notwendig. "Das geht nicht über Sponsoren", erklärt Koch. Derzeit kostet die Mitgliedschaft je nach Altersgruppe zwischen 24 und 58 Euro. Durchschnittlich vier Euro je Mitglied mehr pro Jahr sind vorgeschlagen.

Darüber muss die Mitgliederversammlung abstimmen. Nachdem das Thema bereits bei den Abteilungsversammlungen angesprochen wurde, erwartet Koch keinen großen Widerstand: "Die Leute sehen die Notwendigkeit ein", glaubt er. Sollte die Mehrheit dafür stimmen, könnte die Bürostelle bereits im April ausgeschrieben werden.

An der bestehenden Führungsstruktur des Gesamtvereins mit einem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter als Zeichnungsberechtigten soll vorerst nichts geändert werden. Dafür wäre eine Satzungsänderung notwendig. Das ist machbar, aber Jürgen Koch sieht vor allem die Verbände in der Pflicht: Es gelte, solche Regelungen rechtssicher zu machen, Mustersatzungen aufzusetzen und Workshops für Vorstandsmitglieder anzubieten.