Bezirkstag des Kolpingwerks Zollernalb in Geislingen / Thomas Maile hofft auf Solidarität mutiger Christen

Geislingen. Zum Bezirkstag hatte der Vorstand des Kolpingwerks Zollernalb nach Geislingen eingeladen. Mit dieser Veranstaltung, bei der meist gesellschaftspolitische Themen behandelt werden, wird das Jahresprogramm im Bezirk traditionell beendet.

Zu Beginn wurde gemeinsam Eucharistie gefeiert, welcher der frühere Bezirkspräses und langjährige Gemeindepfarrer von Geislingen, Ewald Werner, vorstand. Konzelebrant war Diakon Franz Haueisen, der seit diesem Jahr das Amt des Bezirkspräses innehat.

Solidarität mutiger Christen

Die Ansprache wurde von Betriebsseelsorger Thomas Maile aus Tuttlingen übernommen. Er referierte im Anschluss zum Thema des Tages: "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit." Maile wünschte sich dabei frischen Wind für die Kirche durch die Solidarität mutiger Christen im Alltag.

Er erinnerte an Adolph Kolping, Gründer des Kolpingwerks und katholischen Sozialverbands. Dieser habe in allem Wirken im Gegensatz zu revolutionären Kräften zu Zeiten der beginnenden Industrialisierung den Menschen in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns gestellt.

Die katholische Soziallehre habe die Prinzipien Personalität, Subsidiarität und Solidarität festgeschrieben. Dabei habe die Arbeit Vorrang vor dem Kapital. Der Mensch müsse Träger und Ziel des Unternehmens sein.

Die katholischen Sozialverbände hätten schon vieles erreicht, so Maile weiter. Er zählte die Mütterrente, die Anerkennung der Hausfrau als Erzieherin, die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf.

Als ein Ziel nannte der Betriebsseelsorger das solidarische Rentenmodell der kirchlichen Verbände, das auf einer Sockelrente aufbaue und diese durch betriebliche und private Vorsorge ergänze. Maile sieht mit Sorge eine Abschwächung der sozialen Marktwirtschaft und nannte die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich als Grund für gesellschaftlichen Unfrieden.

Maile sprach aber auch das Auseinanderdriften von Managergehältern und Arbeitseinkommen an und bemängelte die Zunahme sogenannter "prekärer" Arbeitsverhältnisse, welche die Rentenhöhe negativ beeinflussten und eine Lebensplanung für Familien erschwerten. Daher sei die Einführung des Mindestlohnss gerechtfertigt, denn für viele bleibe bisher "am Ende des Gelds noch zu viel Monat" übrig.

Der Betriebsseelsorger kritisierte eine verbreitet mangelnde Ethik in der Wirtschaft, die oft Grund für psychische Erkrankungen, Mobbing oder Burnout sei. Er ermunterte Firmen zur Förderung der Talente ihrer Beschäftigten und gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Wertschätzung das Gute im Menschen anspreche und motivierend wirken könne.

Bezirksvorsitzender Hubert Gulde bedankte sich namens der zahlreichen Zuhörer beim Referenten, der für die Gäste noch als Gesprächspartner zur Verfügung stand. Der Dank galt auch der Kolpingsfamilie Geislingen für die Organisation des Tages. Gulde dankte allen, die im zu Ende gehenden Jahr die Veranstaltungen ausgerichtet haben und hofft, auch im kommenden Jahr wieder mit allseitiger Unterstützung fruchtbare Kolpingarbeit auf Bezirksebene leisten zu können.