Für das Gemeindeleben der Seelsorgeeinheit Kleiner Heuberg wichtig / Mehr als nur gemeinsames Singen

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen-Binsdorf. Sie singen mit Begeisterung und Talent. Doch sie sind nur wenige: Der Kinderchor "Melody" der katholischen Seelsorgeeinheit Kleiner Heuberg hofft auf stimmliche Verstärkung.

Aus dem kirchlichen Leben in Binsdorf und Geislingen ist der Chor kaum wegzudenken: Bis zu zehn Mal pro Jahr treten die jungen Sängerinnen bei kirchlichen Festen auf – bei der Vorstellung der Kommunionskinder, Martinsfeier oder Einschulung darf ihr Gesang nicht fehlen.

Doch die Gruppe ist klein: Gerade einmal acht Kinder, vorwiegend aus Binsdorf, singen derzeit bei "Melody" mit. Die hellen Mädchenstimmen werden lediglich durch eine einzige, etwas dunklere eines Jungen verstärkt. Maximilian ist im Moment auch der einzige Geislinger Sänger – und der Sohn des musikalischen Leiters Heinrich Kirmeier.

"Wir brauchen dringend Nachwuchs", sagt Kirmeier. Gebürtig stammt er aus Mühldorf am Inn, lebt aber seit 2002 in Geislingen. Die Begeisterung für den Chorgesang, die er seit 23 Jahren pflegt, hat er mit in die Sonnenstadt gebracht – und sieht mit Sorge, wie die klingende Schar geschrumpft ist.

Vor einigen Jahren gab es in der Seelsorgeeinheit zwei Kinderchöre, erinnert er sich, die "Singing Kids" in Binsdorf und "Spirit" in Geislingen. Vor anderthalb Jahren schlossen sich die beiden Gruppen zu "Melody" zusammen. Das war wegen der stetig schwindenden Zahl von Sängern die einzige Möglichkeit, noch einen Chor in der Seelsorgeeinheit zu haben.

Kirmeier hat über die Religionslehrer an den Geislinger Schulen Werbeflyer verteilen lassen, die Erstkommunionskinder angesprochen und sogar mit fünf Firmlingen einen kleinen Projektchor ins Leben gerufen – aber weitgehend ohne Erfolg. "Langsam gehen uns die Alternativen aus", sorgt er sich.

Dabei sei der Chor eine wichtige Möglichkeit, Kinder ins Gemeindeleben einzubinden. Wenn das nicht gelinge, "sperrt man irgendwann die Kirche zu, und keiner merkt’s", befürchtet ein Binsdorfer Bekannter Kirmeiers.

Das Nachwuchsproblem sei in der gesamten Chorlandschaft zu beobachten, weiß Kirmeier. Vor allem die schulische Belastung macht er dafür verantwortlich. Selbst Grundschulkinder hätten schon viel um die Ohren – und an der Grundschule Binsdorf/Erlaheim gibt es auch einen eigenen Chor. Ein zweiter wäre manchem Kind zuviel.

Hinzu kommt, dass Geislingen und seine Stadtteile ein großes Angebot an Vereinen aufweisen. Und dann sind da noch die modernen Medien – "einem Kind wird’s heute niemals langweilig", sagt Heinrich Kirmeier.

Die Mädchen und der Junge zwischen fünf und 17 Jahren, die derzeit den Chor bilden, sind jedenfalls mit Freude dabei: Rasch sind die Noten für ein neues Lied ausgeteilt, Vivien Stehle greift in die Tasten des E-Pianos – und schon nach ein paar Takten singen die Kinder nahezu fehlerfrei vom Blatt.

"Die Kinder wollen nicht nur proben", sagt Kirmeier, "sondern auch auftreten." Darin hätten sie schon solch eine Routine, dass es bei ihnen eigentlich kaum noch Lampenfieber gebe.

Doch "Melody" bedeutet mehr als nur gemeinsames Singen: Brigitte Stehle und Martina Abt basteln mit den Kindern, machen Spiele oder bereiten mit ihnen Gottesdienstbeiträge vor. Denn da es in Binsdorf derzeit keine Kinderkirche gibt, übernimmt das teilweise der Chor – ein weiterer Beleg, wie wichtig der Fortbestand von "Melody" für das Gemeindeleben der Seelsorgeeinheit Kleiner Heuberg ist.

Weitere Informationen: Der Kinderchor "Melody" probt im zweiwöchentlichen Rhythmus immer dienstags von 17.30 bis 18.30 Uhr, vor Auftritten jede Woche, im Binsdorfer Markusheim oder im Gemeindehaus St. Ulrich.