Kanal- und Straßensanierung wie in der Gartenstraße sowie Calwer Straße in Gechingen kosten viel Geld. . Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Haushalt: Gechingen muss sich laut mittelfristiger Planung auf schwieriger werdende Jahre einstellen

Von Annette Selter-Gehring

Mit Verspätung präsentierte die Verwaltung den Gechinger Haushaltsentwurf für das Jahr 2016 im Gemeinderat.

Gechingen. Für Kämmerer Joachim Kaufmann war es der letzte Haushalt, den er für die Gäugemeinde aufgestellt hat. Er wird seinen Posten im Herbst an einen Nachfolger abtreten. Nach Jahrzehnten, in denen Gechingen selbst Krisenzeiten aus eigener Kraft und vor allem ohne die Aufnahme von Krediten bewältigte, werden sich laut mittelfristiger Finanzplanung in den kommenden fünf Jahren rote Zahlen nicht vermeiden lassen.

Positiver als erwartet

Kein Schaden sei der Gemeinde durch die verspätete Aufstellung des Zahlenwerks, das Planungsgrundlage für alle Entscheidungen über Investitionen und die laufenden Verwaltungsausgaben ist, entstanden, betonte Bürgermeister Jens Häußler in seiner Stellungnahme zum Haushalt. An Einnahmen und Ausgaben sind im laufenden Jahr im Verwaltungshaushalt rund 9,7 und im Vermögenshaushalt rund 2,9 Millionen Euro vorgesehen.

Positiver als erwartet kann voraussichtlich das Haushaltsjahr 2015 abgeschlossen werden. Nachdem man zunächst von einer Zuführungsrate des Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt von lediglich 59 000 Euro ausgegangen war, kann nun mit mehr als 400 000 Euro gerechnet werden. Für 2016 werden 116 000 Euro erwartet.

"Magere Jahre", so Häußler, stehen laut der mittelfristigen Finanzplanung auch in den Folgejahren mit 127 000 und 165 000 bevor. "Große Unsicherheitsfaktoren" sieht der Schultes angesichts der Entwicklung der Kreisumlage durch Themen wie Krankenhaus, Hesse-Bahn und Flüchtlinge.

Ein Zeichen dafür, dass mittelfristig den notwendigen Ausgaben nicht mehr die entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen, ist die Entwicklung der Rücklagen. Aus dem Sparstrumpf sollen 2016 rund 1,8 Millionen, im Folgejahr 700 000 Euro entnommen werden. Damit werden die Rücklagen auf den gesetzliche Mindestbestand von 200 000 Euro heruntergefahren. Um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen und geplante Investitionen stemmen zu können, müssen 2017 voraussichtlich rund 450 000 Euro und in den beiden nächsten Jahren 1,6 und 1,8 Millionen Euro an Krediten aufgenommen werden.

Zahlreiche Projekte wie die laufende Kanal- und Straßensanierung Gartenstraße/Calwer Straße, Altortentwicklung, Planungen für neue Wohnbau- und Gewerbegebiete, Radwegebau, Investitionen in den Kindergarten, aber auch die laufenden Ausgaben für die überdurchschnittlich umfangreiche Infrastruktur würden sich, so Häußler, "in den nächsten Jahren kräftig bemerkbar machen und die Arbeitskraft von Verwaltung und Gemeinderat fordern."

Als das "größte Projekt aller Zeiten" in Gechingen bezeichnete Kämmerer Kaufmann die vorgesehenen Hochwasserschutzmaßnahmen, die mit rund 4,8 Millionen Euro veranschlagt werden. Der Kostenanteil, den die Gemeinde bis 2019 aufbringen muss, liegt bei 1,8 Millionen.

Kämmerer Kaufmann präsentiert Denkanstöße

Um Herr der Lage zu bleiben und die negative Entwicklung zumindest abzuschwächen, stellte Kaufmann dem Gemeinderat einige "Denkansätze zur Verbesserung der Finanzsituation" vor.

Dazu zählt die Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung von Hebesätzen, Gebühren, Mieten und Pachten ebenso, wie das konsequente Ausloten aller Fördermöglichkeiten, das Generieren von Synergieeffekten durch die Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit und die kritische Überprüfung aller Investitionen auf ihre Notwendigkeit sowie das Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Der Gechinger Gemeinderat billigte den Haushaltsentwurf, der in der Sitzung am 26. Juli endgültig verabschiedet werden soll. Dann werden die auch Sprecher der Fraktionen Gelegenheit haben, Stellung zum aktuellen Etat und der finanziellen Entwicklung zu beziehen.