Überraschten die Gechingerin Birgit Wagner (Zweite von links) mit einem kleinen Geschenk des Dankes: Mohammad Bagdadi, Hassan Abo Kaff, Aomar Bagdadi und Nizar Almsrie (von links). Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge verteilen Dankeskarten mit Rosen an Bevölkerung / Syrer Hassan Abo Kaff erzählt seine Geschichte

Von Bettina Bausch

Gechingen. Da staunte so mancher Gechinger Bürger. In gebrochenem Deutsch und mit freundlichem Lächeln kamen Asylbewerber, die schon seit einiger Zeit in der Gäugemeinde leben, auf sie zu und überreichten eine Faltkarte, an der mit einer Schleife eine blühende Rose befestigt war.

"Vielen Dank, Deutschland" stand auf der Vorderseite unter einer roten, an ein Herz erinnernden Grafik mit dem Wort "Syria". Wer die Faltkarte aufblätterte, konnte auf der Innenseite in großen Buchstaben lesen: "Vielen Dank für Eure Hilfe. Ihr seid gute Menschen".

Die aus Syrien stammende Männer Hassan Abo Kaff und Aomar Bagdadi hatten sich diese Aktion ausgedacht. "In München und an vielen anderen Orten haben sie es auch so gemacht", sagt Abo Kaff. Das habe sie auf die Idee gebracht, auch in Gechingen eine solche Aktion zu starten. Dann redet der 31-jährige studierte Ökonom in englischer Sprache weiter.

Er sei mit dem Bus nach Calw gefahren und habe dort in einem Supermarkt die Rosen zu einem günstigen Preis erwerben können. Ein Mitglied des Freundeskreises Asyl habe geholfen, die selbst entworfenen Dankeskarten auszudrucken. Die beiden Syrer wählten für ihre Aktion im Ort öffentliche Einrichtungen wie Rathaus, Post, Buchcafé oder Apotheke aus, an denen besonders viele Menschen ein- und ausgehen.

Aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft der Flüchtlingsunterkunft wurden die kleinen Geschenke verteilt. "Die meisten Menschen haben überrascht und freundlich geguckt und unsere Karte gerne angenommen", erzählt Aomar Bagdadi. Einige wenige hätten sich abgewandt und abwehrende Bewegungen gemacht. Möglicherweise hätten sie gedacht, dass man ihnen etwas verkaufen wolle, meint er.

Auch Nachbarin Birgit Wagner hat von den freundlichen Syrern einen stilvollen Blumengruß bekommen. "Ich finde die Aktion gut", meint sie lächelnd. "Die Leute in der Asylunterkunft sind freundlich und nett. Es hat bisher noch keine Probleme gegeben", unterstreicht die Nachbarin.

Hassan Abo Kaff erzählt seine bewegende Flüchtlingsgeschichte. Der 31-jährige aus Lattakia musste seine Frau mit zwei kleinen Kindern in dem vom Bürgerkrieg zerbombten Land zurückgelassen. Mehrere Monate war er während seiner Flucht unterwegs. Der Route ging zunächst über den Libanon und die Türkei. Später wurde mit einem Boot nach Griechenland übergesetzt. Dort hat er dann einen irakischen Flüchtling kennengelernt, und gemeinsam zogen sie weiter.

"Von Mazedonien nach Serbien liefen wir 200 Meilen zu Fuß. Das dauerte fast einen Monat lang", erzählt der junge Mann. Weiter ging es schließlich über Ungarn und Österreich nach Deutschland.

Und warum verließ er seine Heimat? "Dort ist Krieg, kein Wasser, keine Elektrizität, kein Gas, kein Benzin und keine Arbeit", berichtet Abo Kaff. Außerdem habe die Regierung ihn zum Soldaten im syrischen Bürgerkrieg machen wollen, erzählt der seit einigen Wochen in Gechingen lebende Syrer.