Das Spielen und Toben im Freien fördert die motorische Entwicklung. Die Eltern des Gechinger Kindergartens Zauberwald wollen sich nun dafür einsetzen, dass kein Fußweg mitten durch das Gelände der Einrichtung gebaut wird, weil sich sonst die verfügbare Außenfläche um einiges verkleinern würde. Foto: Skolimowska Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufreger: Geplanter Fußweg durch Zauberwald-Gelände hat laut Verwaltung und Eltern zu viele Nachteile

Deutlich mehr Nach- als Vorteile sehen sowohl die Eltern als auch die Gechinger Gemeindeverwaltung, sollte der geplante Fußweg durch die Außenanlagen des Kindergartens Zauberwald gebaut werden.

Gechingen. Wie berichtet, beschloss der Gechinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich eine grundsätzliche Absichtserklärung, wonach ein Fußweg mitten durch das Außengelände des Betreuungseinrichtung im Untergeschoss der Gemeindehalle gebaut werden soll. Dieser würde gegenüber dem bestehenden Gehweg, der entlang der Althengstetter Straße vorbei am Rathaus und der Gemeindehalle auf den Parkplatz führt, eine Streckenersparnis von rund 37 Metern bringen und zudem eben verlaufen.

Der Wunsch nach einer direkteren Anbindung des Gemeindehallenparkplatzes an die Ortsmitte kam im Zuge eines Neubaus auf. Ein privater Investor möchte ein Mehrfamilienhaus in der Dorfäckerstraße erstellen. Von hier wird ein Fußweg in Richtung Calwer Straße gebaut. Von der Verlängerung in die andere Richtung bis zum Parkplatz bei der Gemeindehalle erhofft sich ein Teil der Gemeinderäte auch eine Entlastung der Parkplatzsituation in der Ortsmitte. "Der Gedanke an den Verbindungsweg kam bei einigen Gemeinderäten schon vor längerer Zeit auf. Konkret wurde das Vorhaben im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben in der Dorfäckerstraße, weil befürchtet wurde, dass sich nach dessen Fertigstellung die Parksituation in diesem Bereich verschlechtert", so Häußler.

"Die Gemeindeverwaltung ist vom Grundsatz her gegen den Fußweg, und seit klar ist, wie viel er kosten könnte, umso mehr", äußerte sich der Rathauschef weiter. Man müsse klar einräumen, dass der Gehweg entlang des Rathauses ein sechsprozentiges Gefälle habe und der eventuell neue Weg ebener und damit auch mit Kinderwagen besser befahrbar sei. Er habe aber für die Erzieher und die Kinder mehr Nachteile als Vorteile: "Die Kinder sind behüteter, so wie es jetzt ist". Häußler betonte, dass es sich bei der Abstimmung vom Dienstagabend um keinen Baubeschluss, sondern nur um eine Absichtserklärung des Gemeinderats handelt. Was die allgemeine Parkplatzsituation betrifft, wünscht sich der Verwaltungschef, dass die Mitarbeiter der Geschäfte im Ortskern vermehrt den Gemeindehallenparkplatz nutzen und nicht den Kunden die Stellplätze wegnehmen.

"Unsere Kleinsten gehen vor!"

"Unsere Kleinsten gehen vor! Wir wollen, dass Gechingen kinder- und familienfreundlich bleibt! Kein Fußweg durch den Kindergarten Zauberwald!" heißt es auf den Unterschriftenlisten, die der Elternbeirat des Kindergartens Zauberwald inzwischen in Umlauf gebracht hat. "Wir werden die Listen in der Bäckerei und Metzgerei auslegen, aber auch von Haus zu Haus ziehen, um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen", sagte die Elternbeiratsvorsitzende der Betreuungseinrichtung, Sandra Eichfuß, dem Schwarzwälder Boten.

Man sei gegen den Bau eines Fußwegs durch den Zauberwald-Garten, weil dieser die einzige Grünfläche für die kleinen Kinder ist, die sie zum Spielen und Bewegen im Freien nutzen können. Auf ihrer Homepage wirbt die Gemeinde übrigens damit, dass im Kindergarten Zauberwald den Jungen und Mädchen eine individuelle Förderung zukommt, mit der die geistige, soziale und motorische Entwicklung unterstützt wird.

Das Außengelände, so Eichfuß weiter, sei ohnehin schon nicht sehr groß und würde um rund ein Fünftel verkleinert. Zudem bräuchten die Kleinkinder einen behüteten und geschützten Raum, der ihnen Sicherheit und Geborgenheit gebe, was bei einem Fußweg mitten durchs Gelände nicht mehr der Fall sein.

Ein Weg durch den Garten habe erhebliche Auswirkungen auf die Sauberkeit und Hygiene, weil Zigarettenreste, Glasflaschen und Bierdosen immer wieder achtlos weggeworfen würden. Letztlich gebe es keinen Grund, die Interessen der kleinsten Gechinger Bürger derart zu beeinträchtigen und dafür auch noch eine höhere fünfstellige Geldsumme auszugeben, so die Eltern. Und das "für eine Wegstreckenersparnis von gerade einmal 37 Metern beziehungsweise circa 30 Sekunden Zeitersparnis".

Mit den Unterschriften soll der Gemeinderat aufgefordert werden, den Fußweg nicht bauen zu lassen und sich für die Interessen der Kinder im Ort zu entscheiden. "Es wurde viel über die Parkplatzsituation, Kosten und Wegersparnis gesprochen, jedoch so gut wie gar nicht über Kinder", schildert Eichfuß ihre Eindrücke aus der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Inzwischen gibt es über die öffentliche Facebook-Gruppe Gechingen einen regen Austausch zum Thema. Die Kosten und der Nutzen des Wegs stünden auch in puncto Gemeinwohl in keinem Verhältnis, denn auch Kindergärten würden dem Allgemeinwohl dienen, schreibt Eichfuß. Und weiter: "Um die Kosten zu senken, könnte das Klettergerüst im Garten nicht versetzt, sondern ganz abgebaut werden, was jedoch auch auf Kosten unserer jüngsten Gechinger gehen würde."

"Wir nehmen das nicht ohne Gegenwehr hin"

"Telefonisch haben sich bei mir einige Gechinger gemeldet, die genauso wie wir mit Unverständnis auf den Beschluss des Gemeinderats reagiert haben", berichtet Eichfuß, die versichert: "Wir Eltern werden diesen Beschluss nicht ohne Gegenwehr hinnehmen".