Barbara Gawron setzt sich wie zahlreiche weitere Gechinger mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Linden auf dem Gechinger Sedanplatz ein. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Bislang 200 Unterschriften für Sedanplatz

Die Initiative "Denk-Mal" hat während des Röserhüttenfests eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Linden auf dem Sedanplatz in Gechingen gestartet und konnte bislang 200 Unterstützer von ihrem Anliegen überzeugen.

Gechingen. Der Gemeinderat hatte Anfang Juli einer Bebauung des Areals, auf dem sieben alte Linden stehen, grundsätzlich zugestimmt (wir berichteten). Bereits in der Sitzung zogen sich das Gremium und die Verwaltung den Unmut zahlreicher Gechinger auf sich, die an diesem Abend ins Rathaus gekommen waren.

Gewinn contra Artenschutz

Kurz darauf gründete sich die Initiative und will, wie ihr Name schon sagt, sowohl Gemeinderat und Verwaltung als auch die Bevölkerung dazu bewegen, anhand sachlich formulierter Argumente abzuwägen, ob sich das Fällen der als Naturdenkmal geschützten Gewächse gegen den Verkaufserlös des Grundstücks aufwiegen lässt. Klar für den Erhalt der rund 145 Jahre alten Bäume und des gesamten Platzes, auf dem streng geschützte Tierarten wie der Große Lindenprachtkäfer und diverse Fledermausarten heimisch sind, haben sich die bislang 200 Unterzeichner und der örtliche Schwarzwaldverein ausgesprochen.

"Das Thema interessiert nicht nur zahlreiche Gechinger, sondern erstaunlicherweise auch die Bevölkerung in Nachbarorten wie Dachtel und Deufringen", berichtete Barbara Gawron im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Sie gehört zur Initiative, ebenso Jan und Tina Guhl, Renate und Wilfried Biegel, Manfred Schultze, Otto Gartmeier und Reinhard Böttcher.

"Vor allem das Wie hat uns gestört", sagte Jan Guhl. Klammheimlich und still, in der letzten Sitzung vor der Sommerpause, in einer solchen Sache einen Grundsatzbeschluss zu fällen, hält er für falsch. Die Meinungsbildung müsse sauber ablaufen, und dafür schaffe die Initiative jetzt die Grundlage: "Mit unserer Unterschriftenaktion wollen wir zeigen, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist". Verwaltung und Gemeinderat hätten nicht genug nachgedacht, als ein Bauinteressent für das Gelände auf die Kommune zugekommen sei. Der Artenschutz, nicht der finanzielle Gewinn, habe Vorrang. Zu Letzterem lägen zudem falsche Berechnungen vor. "Es kann nicht sein, dass für einen Bauwilligen ein solches Opfer gebracht wird", sagte Tina Guhl. Nach Ansicht der Initiative liegen nicht alle Fakten auf dem Tisch, um sachlich zu diskutieren und im besten Fall nochmals über die Zukunft des Sedanplatzes zu entscheiden.

Genau einen solchen Faktencheck abzuwarten, dazu forderte Gechingens Bürgermeister Jens Häußler die Bevölkerung auf: "Angesichts von Emotionen und Reaktionen, die teilweise übertrieben und unsachlich sind, wird um sachliches Vorgehen gebeten", ließ der Rathauschef unlängst verlautbaren. Voraussetzung für eine Bebauung auf dem Sedanplatz sei eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans, wofür es ein vorgeschriebenes Verfahren gebe. Es liege in der Natur der Sache, das ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderats das Ergebnis eines Bebauungsplanverfahrens nicht vorweg nehmen dürfe, sonst wäre dieses überflüssig.

Faktencheck als Affront

Als der Gemeinderat im Juli abgestimmt habe, sei noch kein Planer beauftragt gewesen, geschweige denn vorab Gespräche geführt worden. Dies sei inzwischen bei einem Vor-Ort-Termin geschehen. "Klar ist, dass zunächst einmal Fakten benötigt werden. Entsprechend dem Beschluss des Gemeinderats wurde die Natur- und Denkmalschutzbehörde des Landratsamts um Stellungnahme gebeten", so Häußler. Diese diene unabhängig vom Bebauungsplanverfahren einer Vorabeinschätzung.

"Erst jetzt ans Faktensammeln zu gehen, ist fast schon ein Affront", äußerte sich Jan Guhl. Das soll jetzt laut Initiative aber außen vor bleiben. Sie will weiter möglichst viele Unterschriften sammeln und Gemeinderat sowie Verwaltung zum Umdenken bewegen – das nächste Mal am heutigen Samstagvormittag vor dem Rewe-Markt.