Ungewöhnliche Hingucker sind die Einladungen zum geplanten Baustellenfest "Gechingen i(s)st anders". Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Aus der Not eine Tugend gemacht

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen. Die Baustelle in der Gartenstraße in Gechingen sorgt derzeit für viele Beschwerden auf dem Rathaus und negative Schlagzeilen. Gewerbetreibende beklagen dank der großräumigen Umleitung ausbleibende Kundschaft und finanzielle Einbußen.

Auch die Anlieger an den innerörtlichen Umleitungsstrecken leiden unter dem ungewohnt hohen Verkehrsaufkommen in ihren Straßen. Seit Kurzem stehen nun überall blaue Tische. So haben die Gewerbetreibenden aus der Not eine Tugend gemacht. Sie wollen mit der Veranstaltung "Gechingen i(s)st anders" am 1. August ab 18 Uhr ein Baustellenfest feiern.

Getreu dem Goethe-Zitat "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen", soll die Straßensperrung in der Gartenstraße zu einem ungewöhnlichen Fest genutzt werden. "Die Idee zu einem solchen Fest hatten wir schon länger", so Heike Erbele. Petra Pfuhler sagt: "Wir möchten, dass mal wieder positiv geredet wird und nicht nur jeder über die Nachteile durch die Baustelle klagt." Denn daran lässt sich zumindest bis Sommer 2016 nichts ändern, wie Ortsbaumeister Heinz Braun in der jüngsten Gemeinderatssitzung feststellte. Bis dahin werden die dringend erforderlichen Straßen- und Kanalarbeiten andauern.

"Die Gelegenheit mitten auf der Gartenstraße ein Fest zu feiern, wird es danach vielleicht nie wieder geben", gewinnen Petra Pfuhler, Heike Erbele und ihre Mitstreiterinnen Damaris Frielitz, Babsi Metzger, Ina Grigull und Ulli Wendland der Baustelle eine gute Seite ab und geben damit auch gleich eine gute Vorlage für das Festmotto: "Gechingen i(s)st anders". Gegen den Strom schwimmen, neue Sichtweisen suchen und auch einfach mal selbst was anpacken. Für Heike Erbele, die die vielfältigen Aktionen und Angebote von Vereinen und Initiativen wie dem Bürgernetzwerk anführt, sind dies bezeichnende Eigenschaften des Gechinger Gemeinwesens: "Die Menschen in Gechingen bewegen unglaublich viel."

So ungewöhnlich die Aktion ist, so kreativ waren die Initiatorinnen bei der Einladung zum Baustellenfest. An verschiedenen, stark frequentierten Plätzen im Ort stellten sie quasi über Nacht komplett mit blauer Farbe bemalte und mit Gläsern, Geschirr und Besteck eingedeckte Tische auf, die bei den Passanten Aufmerksamkeit und die Frage: "Was ist denn das?" weckten. Bei näherem Hinsehen findet sich auf den Tischen die Erklärung. Parallel dazu wurden Einladungskarten verteilt, die auf das Fest in der Gartenstraße hinweisen.

Tische und Bänke werden dann bereitstehen und die Baustellen-Tafel kann von den Besuchern mit ihren mitgebrachten Speisen und Getränken gedeckt werden. Erbele hat diese Form des Feierns bereits in anderen Ortschaften erlebt: "Jeder bringt mit und teilt, was er selbst gerne mag." So kommen die Besucher schnell ins Gespräch und die Initiatorinnen sind sicher, dass sich schnell eine gemütliche Atmosphäre einstellt. Sollte das Wetter schlecht sein, so wird das Baustellen-Fest auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, der noch bekannt gegeben wird.