Tanja Josic und Ilona Csipke sowie die Filmemacher Florian Wentsch und Moritz Jakobi (von links) während des Filmabends in Gechingen. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Dokumentarfilm: Florian Wentsch sowie Moritz Jakobi zeigen ehrliches und berührendes Werk

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Publikationen und Filme über Flüchtlinge.

Gechingen. Einen besonderen Einblick gibt der Dokumentarstreifen "Wo man willkommen ist". Diesen präsentierten der Internationale Kulturverein (IKV) Gechingen und der Freundeskreis (FK) Asyl im evangelischen Gemeindehaus. Das Werk wurde von dem in der Gäugemeinde aufgewachsenen Filmemacher Florian Wentsch (30) und seinem Kollegen Moritz Jakobi (31) produziert.

"Einen ehrlichen und ungeschminkten Eindruck" wollen Wentsch und Jakobi, die sich von der Filmakademie Baden-Württemberg kennen, mit ihrem Film geben. Bei der Suche nach einem besonderen Aspekt zum Thema Flucht weiteten sie den Blick über die Schicksale und Ursachen der aktuell nach Deutschland kommenden Flüchtlinge hinaus. Denn Menschen auf der Flucht gab es zu allen Zeiten. Die Gründe, seine Heimat zu verlassen, sind vielfältig, doch niemand hat zu keiner Zeit sein Dorf, sein Haus und seine Familie und Freunde ohne Grund verlassen, sondern ist vor Krieg, Gewalt, Vertreibung, Unterdrückung, Hunger und mangelnden Zukunftsperspektiven geflüchtet. Und, so die Erkenntnis des Films, immer waren es Menschen, die die Flüchtenden willkommen hießen und so dazu beitrugen, dass sie eine neue Heimat finden konnten.

Bei der Suche nach Menschen, die von ihrer persönlichen Fluchtgeschichte erzählen, wurde Wentsch in seinem eigenen Umfeld fündig. Seine Großmutter Ilona Csipke und sein Großonkel Karl Redl wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ungarn vertrieben und fanden in der Region eine neue Heimat. Tanja Josic kam als junges Mädchen nach Gechingen und lernte Wentsch bereits in der Schule kennen. Nach der Abschiebung kam sie mit einem Studentenvisum zurück nach Deutschland, studierte Medizin, und aus der Schulfreundschaft zwischen Wentsch und Josic wurde eine Paarbeziehung.

Im Mittelpunkt des Films stehen die persönlichen Geschichten der drei Protagonisten, die Wentsch und Jakobi in Interviews zu Wort kommen lassen. Dabei kommen kleine Begebenheiten, tragische, glückliche, bedrückende, überraschende und auch lustige Momente zur Sprache, die Einblicke in Einzelschicksale geben, die hinter den großen Ereignissen gelebt wurden. Mit Comic-Zeichnungen der Animationskünstlerin Ara Jo, ebenfalls von der Filmakademie Baden-Württemberg, wurden Schlüsselszenen, die von Angst sowie Ablehnung, aber auch von Hilfe und Annahme erzählten, aufgegriffen und vertieft.

Das durch seine Ehrlichkeit und Offenheit berührende Gesamtwerk würdigten die rund 150 Zuschauer in Gechingen, die auch die Möglichkeit hatten, den Filmemachern Fragen zu stellen, mit viel Beifall. Im Anschluss hatten die Besucher Gelegenheit, anhand kurzer Steckbriefe in Wort und Bild ebenfalls sehr persönliche Einblicke in die Lebens- sowie Fluchtgeschichten von Flüchtlingen zu bekommen, die in jüngerer Zeit nach Deutschland gekommen sind sowie derzeit in Gechingen leben.

Für die beiden Vorsitzenden der Vereine FK Asyl und IKV, Bettina Schöttmer und Gerhard Mörk, die den Abend mit organisiert hatten, war ein wichtiges Ziel erreicht worden: Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Herkunft ermöglichen.