Das ehemalige Gasthaus Irmtal in Gechingen wird derzeit als Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber hergerichtet. Die ersten Bewohner sollen diesen Monat einziehen. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundeskreis Asyl kommt gut voran

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen. "Wir wollen Herzen öffnen, statt Türen zu schließen", sagte Bettina Schöttmer beim zweiten Treffen des Freundeskreises Asyl in Gechingen.

Zu dem Abend in der Gemeindehalle waren erneut mehr als 50 Gechinger gekommen, die sich ehrenamtlich daran beteiligen wollen, Asylbewerber willkommen zu heißen und das Zusammenleben in der Gäugemeinde positiv zu gestalten. Noch diesen Monat werden die ersten Bewohner in der vom Landkreis eingerichteten und geleiteten Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Gasthaus Irmtal erwartet. Platz ist in dem Gebäude, das noch umgebaut wird, für rund 30 Asylbewerber.

Bedauert wurde von Seiten des Freundeskreises, dass es in der Unterkunft keinen Gemeinschafts- oder Aufenthaltsraum geben wird. Schöttmer, die mit Erika Haas die organisatorische Leitung des Freundeskreises übernommen und die Einrichtung in Augenschein genommen hat, sagte: "Das muss man sich ähnlich wie ein Studentenwohnheim vorstellen." Auf jedem Stockwerk befinden sich einheitlich möblierte Einzel- und Doppelzimmer, je eine Gemeinschaftsküche und sanitäre Anlagen.

Neben der großen Bereitschaft zum Helfen in der Bürgerschaft sagte Bürgermeister Jens Häußler von Seiten der Gemeinde weitere Unterstützung zu. So habe er erste Gespräche mit Schulleiterin Karin Rittig geführt und stellte die Nutzung von zwei Fachräumen sowie den beiden Schulräumen im Pavillon der Schlehengäuschule insbesondere für Deutschkurse in Aussicht. Hier stünden die notwendigen Medien für einen effektiven Unterricht zur Verfügung. Von Seiten des Landkreises werden dem Freundeskreis Asyl jährlich 2500 Euro für die Durchführung der Angebote zur Verfügung gestellt. Geprüft werden soll, ob Spenden an den Kreis über die Gemeindeverwaltung möglich sind.

Im Laufe des Treffens formierten sich drei erste Arbeitsgruppen, die eigenständig mögliche Angebote machen werden. Schöttmer, die sich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat, sagte: "Am Anfang ist es wichtig erstmal zu warten, hinzugucken, hinzuhören und sensibel zu sein." Nicht zuletzt hinsichtlich kultureller und religiöser Hintergründe. Erika Thomas, Koordinatorin der ehrenamtlichen Arbeit im Landkreis Calw im Bereich Asyl, machte deutlich, dass bei allen noch so gut gemeinten Angeboten auch mit Ablehnung und Rückschlägen gerechnet werden müsse. Sie warb darum, die ohnehin stark eingeschränkte Privatsphäre der Asylbewerber in der Gemeinschaftsunterkunft zu respektieren. Bei allen Fragen und Problemen könne sich der Freundeskreis Asyl an die Sozialarbeiter des Landkreises wenden.

Im weiteren Verlauf des Treffens fanden sich Arbeitsgruppen zu den Themen Begrüßung, Deutschkurse sowie Betreuung und Freizeitangebote zusammen. Es wurden jeweils erste konkrete Ideen besprochen. Geplant sind Aktionen zum gegenseitigen Kennenlernen, Unterstützung bei alltäglichen Belangen wie Einkäufen, Arztbesuchen oder der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Einrichtung eines regelmäßigen Café-Treffs sowie Ausflüge, kreative Angebote, gemeinsames Kochen und vieles mehr. So schnell wie möglich sollen Deutschkurse auf die Beine gestellt werden, die den Bedürfnissen der Asylbewerber angepasst sind. "Wir müssen abwarten, was es braucht und was von den Bewohnern angenommen wird", so Schöttmer. Weitere Angebote wie Kleiderkammer, Fahrradwerkstatt, Kinderbetreuung oder Nachhilfe sollen nach einer Eingewöhnungszeit mittelfristig umgesetzt werden.