Franz Josef Keilhofer war zur Lesung zu Gast in Gechingen. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Franz Josef Keilhofer trägt Passagen aus seinem Werk "Mit Holz, Herz und Hand" vor

Gechingen. Der bayerische Drechsler Franz Josef Keilhofer hat ein Buch über seine Arbeit, die Besonderheiten des Werkstoffes Holz und seine Sichtweisen auf das Leben geschrieben. Im Buch-Café "Coffee Tales" in Gechingen las der eigenwillige 29-Jährige aus "Mit Holz, Herz und Hand". Er erzählte den rund 50 Zuhörern von der Entstehung des Buches, was ihn bewegt und wie er im Berchtesgadener Land lebt. Annette Schütte, Inhaberin des Buchcafés, freute sich, "diesen besonderen Menschen" vorstellen zu können.

Was könnte an einem normalen Arbeitstag spannend sein? Das kennen wir doch alle. Wer sich mit dem Buch "Mit Holz, Herz und Hand“ auf den Alltag von Keilhofer einlässt, wird jedoch überraschende Entdeckungen machen und sich am Ende wünschen, etwas von dieser Ursprünglichkeit, Erdung und Gelassenheit sowie vor allem der Ruhe, Liebe und Sorgfalt, mit der Keilhofer die Dinge betrachtet und seine Arbeit tut, mit in den eigenen Alltag nehmen zu können.

Auch wenn der Untertitel des Buches "Das echte Leben – ein Mann und sein Handwerk" etwas reißerisch daherkommt, vermittelte Keilhofer keineswegs den klischeehaften Eindruck eines gestandenen bayerischen Mannsbildes, sondern eher eines feinsinnigen, nachdenklichen Menschen. Dass es dahin kein einfacher und auch schmerzhafter Weg war, ließ der Gast am Rande der Lesung anklingen. Authentisch erzählte er von seiner Liebe zur Natur und den Bergen seiner Heimat, von den Eltern, dem denkmalgeschützten Bauernhof der Familie, auf dem er lebt und arbeitet.

Dreh- und Angelpunkt des Buches sowie für Keilhofer unverzichtbarer Bestandteil seines Daseins ist das Drechsel-Handwerk. Vor allem Schalen entstehen in seiner Werkstatt, wo in den Regalen Rohlinge aus den verschiedensten Hölzern in verschiedenen Fertigungsstadien lagern. Den Reiz der Schalen macht die Auswahl des Holzes aus, das unter den Händen von Keilhofer die Geheimnisse seiner Maserung und Färbung sichtbar werden lässt. Mit Intensität und Leidenschaft, Stille und Hingabe, geradezu sinnlich wird das Werden einer solchen Schale beschrieben. Und ganz nebenbei lässt Keilhofer den Leser an seinen Gedanken zu Natur, Nachhaltigkeit, Schnelllebigkeit, Wasserverbrauch, Tierhaltung und Konsumgesellschaft, aber auch seiner Liebe zu Hardcore-Punk und Tattoos teilhaben.

"Ich bin Handwerker und will mein Handwerk gut machen", so Keilhofer. Um demselben Anspruch bei der Realisierung eines Buches gerecht zu werden, nahm er den Autor und Journalisten Matthias Maus mit ins Boot, der das "Handwerk des Schreibens" für ihn übernahm. Gemeinsam wurde in vielen Gesprächen ein Konzept entwickelt, und Maus lernte die Welt durch die Augen des Drechslers zu sehen.

Alles über den Werkstoff

Zwischen den Berichten finden sich Informationen zu Baumarten, dem Werkstoff Holz und den Maschinen in der Werkstatt. So erfährt der Leser, dass die Wildkirsche im Frühjahr im Farbenrausch von 980 000 Blüten erstrahlt und das Holz beim Bearbeiten auf der Drechselbank den Duft eines guten Kirschwassers verströmt.