Horst Roller konnte bei seinen umfangreichen Vorbereitungen auf die Hilfe von Annemarie Waurig zurückgreifen. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatmuseum "Appeleshof" greift Geschichte Stammheims auf / Ort bereits in der Römerzeit besiedelt

Von Bettina Bausch

Gechingen. Der Gechinger Arbeitskreis Heimatgeschichte weitet sein Gesichtsfeld. Bisher waren die Ausstellungen im Appeleshof meist auf die eigene Gemeinde bezogen. Nach einer Ausstellung über Ostelsheim zeigten die Ausstellungsmacher erstmalig eine umfangreiche Darstellung der reichen und bereits gut erforschten Geschichte Stammheims.

Um deren Erforschung hat sich der Stammheimer Horst Roller große Verdienste erworben. Seine Arbeit war deshalb besonders schwierig, weil gegen Kriegsende, als in Stammheim große Teile des Ortes zerstört wurden, auch das Archiv im Rathaus den Flammen zum Opfer fiel.

Sühnekreuze sehr unscheinbar

So mancher Besucher, der einen Rundgang an den Bildern und gut verständlichen Texten vorbei machte, blieb an einer bestimmten Stelle hängen. Es waren Abbildungen von auf den ersten Blick unscheinbaren Steinkreuzen. "Das sind Sühnekreuze, die im Mittelalter an viel begangenen Wegen aufgestellt wurden", erläuterte Roller. Wer aufmerksam las, erfuhr deren Bedeutung. Bei einem Mord konnte sich der Schuldige mit den Angehörigen einigen, indem er mit ihnen einen Entschädigungsvertrag abschloss, der ihnen Vieh und Geld zusprach. Außerdem musste der Übeltäter Sühnekreuze aufstellen, auf denen ein altdeutscher, dreieckig gestalteter Pflugschar oder das Berufssymbol des Sühnenden eingemeißelt war. Nach 1530 gab es keine Sühnekreuze mehr. Durch Kaiser Karl V. wurde die "Halsgerichtsordnung" und die "Peinliche Gerichtsordnung" eingeführt. Es wurde also gefoltert und häufig die Todesstrafe verhängt.

Die Ausstellung gab einen umfassenden Überblick über die bisher erforschte Geschichte von Stammheim. Durch die Ausgrabung eines römischen Bauernhofes im Gewann Mühläcker und dem Fund von Gefäßscherben kann belegt werden, dass Stammheim schon in der Römerzeit besiedelt war. Danach kamen die Alemannen, die sich im Gäu bis an den Rand des Schwarzwaldes niederließen. Nach der Niederlage der Alemannen gegen die von Norden vordringenden Franken verlief die Grenze zwischen beiden Stämmen unmittelbar südlich von Stammheim und Sommenhardt.

Auch für die frühe mittelalterliche Besiedlung gibt es Erkenntnisse aufgrund von Ausgrabungen. Für viele Besucher war auch die Geschichte der alten Martinskirche interessant. Bei den Namen der aufgelisteten Vermissten und Gefallenen der Weltkriege erkannte so mancher Besucher einen direkten Vorfahren aus seiner Familie. "Es ist schön, dass wir diese Dokumentation hier in diesem schönen Rahmen zeigen können", freute sich Roller.