Eine Belebung des Ortskerns versprechen sich die Gemeinderäte, die für einen Fußweg über das Gelände des Kindergartens Zauberwald stimmten. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Unter Vorbehalt für Bau eines Fußwegs über Kindergartengelände / Mehrwert infrage gestellt

Das war knapp: Mit sieben zu fünf Stimmen sprach sich der Gechinger Gemeinderat auf Antrag von Jürgen Groß für den Bau eines Fußwegs vom Gemeindehallenparkplatz über das Gelände des Kindergartens Zauberwald in Richtung Ortsmitte aus.

Gechingen. Das Votum ist freilich nur eine Absichtserklärung, geht aber weiter als der Beschlussvorschlag der Verwaltung. Diesem zufolge sollte zunächst auf Kosten der Kommune (rund 18 000 Euro) nur der Weg in Höhe des geplanten Mehrfamilienhauses in der Dorfäckerstraße in Verbindung mit den dortigen Außenanlagen gebaut und der mögliche weitere Wegabschnitt über das Zauberwald-Gelände zurückgestellt werden. Erst bei größeren Problemen nach Bezug des Neubaus, in dem zehn Wohneinheiten vorgesehen sind – etwa durch Parken oder beim Fußgängerverkehr – wollte die Verwaltung erneut das Gremium beraten lassen.

Zahlreiche Zuhörer

In der letzten Sitzung des Jahres verfolgten zahlreiche Zuhörer die Diskussion um das Für und Wider des Pfads über das Kindergartengelände. Vor allem viele Eltern und die Sprecher der Bürgerinitiative, die 825 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hatte (wir berichteten).

Die Verwaltung sprach sich klar gegen den Bau des Weges beim Kindergarten aus. Was die Nutzung und Akzeptanz des geplanten Pfads in Verbindung mit Einkäufen oder anderen Aktivitäten angehe, könne nur gemutmaßt werden, betonte Bürgermeister Jens Häußler. Auch bei den Befürchtungen wegen achtlos weggeworfenen Mülls und negativer Folgen für die Kinder handle es sich um Annahmen. Außerdem seien auch die reduzierten Kosten von 47 000 statt 65 000 Euro für eine Wegstrecke von 37 Metern im Sinne einer sparsamen Gemeinde zu hoch. "Wir wollen die Tür nicht zumachen, aber auch keinen Baubeschluss fassen", warb der Rathauschef für den Vorschlag der Verwaltung.

Gemeinderat Bernd Wentsch betonte, er sei nach wie vor gegen den Weg über das Kindergartengelände. Er sei immer noch viel zu teuer und es sei eine nur geringe Akzeptanz zu erwarten. Stattdessen solle der Friedhofparkplatz erweitert werden. Dieser liege ortsnah und würde eher angenommen als der Gemeindehallenparkplatz.

Klaus Böttinger sieht in dem Wegstück einen gewissen Mehrwert, will aber Gewissheit in Bezug auf den Bau eines Kanals im Bereich des Kindergartengeländes: "Bei den Hochwasserschutzmaßnahmen gibt es immer noch keine klare Linie".

Dank an aktive Bürger

"Ich bin froh, dass die Emotionen aus dem Thema wieder raus sind", äußerte sich sein Ratskollege Jürgen Groß. Er dankte den Initiatoren für die Unterschriftenaktion, ein halber Weg sei aber eine halbe Sache. Den Gemeinderäten, die für den Weg über das Kindergartengelände stimmen, könne man nicht vorwerfen, gegen Kinder und Familien zu handeln: "Kinder sind uns Gemeinderäten wichtig. Das haben wir in den vergangenen Jahren schon mit verschiedenen Investitionen bewiesen". "Ein halber Weg ist nichts", pflichtete ihm Erika Kanzleiter-Schilling bei. Den Friedhofparkplatz zu erweitern jedoch auch nicht. Man habe eine Sachentscheidung im Sinne des Gemeinwohls zu treffen. Im Gemeinderat werde im Übrigen stets mit großem Einsatz für Kinder gearbeitet. Auch Gerhard Mörk ist für den Pfad: "Wenn, dann gehören beide Abschnitte zusammen".

Großer Sanierungsbedarf

"Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch", sagte Tilman Schwarz, der gegen den Weg ist. Er betonte jedoch ausdrücklich, andere Meinungen und eine entsprechende Abstimmung zu respektieren. Claus Schaible brachte die Zukunft der drei Gechinger Kindergärten zur Sprache. Ob es künftig wirklich bei dieser Zahl bleiben müsse, sei fraglich, wenn man sehe, dass in der Betreuungseinrichtung Wolfswiesen ein erheblicher Sanierungsbedarf bestehe. Er beantragte schließlich eine Vertagung. Zuerst müsse es um die gesamte Parksituation im Ort gehen. Schaible bekam dafür keinerlei Zustimmung.

Die meiste Zeit der Diskussion zur künftigen Wegführung konnten die Zuhörer nicht abschätzen, wie die Abstimmung ausgehen würde. Dann ging alles doch ganz schnell, als Jürgen Groß den Antrag stellte, den Weg durchgängig zu bauen – unter dem Vorbehalt, dass auf dem Kindergartengelände nicht zuerst Hochwasserschutzmaßnahmen notwendig sind.