Ein Brief von Unbekannten sorgt in Gammertingen für einige Aufregung. Foto: ddp

Lebenshaus Schwäbische Alb will mit dem gefälschten Musterungsbescheid nichts zu tun haben.

Gammertingen - Das "Lebenshaus Schwäbische Alb" distanziert sich in einer Rundmail und im Internet von dem gefälschten Brief, der am Wochenende in zahlreiche Briefkästen der 7000-Seelen-Stadt Gammertingen geflattert war. Wie berichtet, hatten Unbekannte im Namen und mit dem Briefkopf der Stadt zur Musterung ausgerufen, um angeblich eine Einheit der Bundeswehr, mit der die Stadt Gammertingen eine Patenschaft eingegangen war, in Afghanistan personell zu unterstützen.

Nicht genug damit, dass der Brief mit dem bunten Briefkopf der Stadt versehen war, er trug auch noch die eingescannte Unterschrift von Bürgermeister Holger Jerg. Der hatte daraufhin in einer Pressemitteilung von "Geschmacklosigkeit und krimineller Absicht" gesprochen und hinter der Aktion das "Lebenshaus Schwäbische Alb" vermutet, das sich wiederholt gegen die Bundeswehr-Patenschaft der Stadt Gammertingen ausgesprochen hatte.

"Als Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie (...) haben wir aus der Presse von einem in Gammertingen verteilten Brief erfahren", heißt es in der Stellungnahme des Lebenshaus-Vorstands, in dessen Namen Axel Pfaff-Schneider, Hansmartin Volz und Bärbel Danner unterzeichnet haben.

"Dabei fällt unangenehm auf, dass in verschiedenen Formulierungen die Aktivitäten unseres Vereins in die Nähe krimineller Handlungen gerückt werden", heißt es weiter. Der Vorstand des Lebenshauses sehe darin nur den "Versuch, unsere Aktivitäten gegen die Patenschaft der Stadt Gammertingen mit einer Bundeswehreinheit zu kriminalisieren".

Das Lebenshaus Schwäbische Alb habe mit der Verteilung der gefälschten Musterungsbescheide nichts zu tun. "Eine solche Aktion, bei der die Akteure anonym bleiben, entspricht nicht unserem Grundverständnis von Gewaltfreiheit", betont der Vorstand. Die Vereinsmitglieder würden nämlich stets offen zu ihren Handlungen stehen. Es dürfte für Jedermann leicht erkennbar sein, dass es sich bei dem gefälschten Musterungsbescheid nicht um ein amtliches Schreiben, sondern "um eine provokative politische Aktion" handle.

Richtig sei allerdings, dass der Verein seit einiger Zeit gegen die Patenschaft und die damit verbundene Unterstützung des Afghanistan-Kriegs protestiere, heißt es weiter. Unter anderem habe das Lebenshaus das in einem offenen Brief an Bürgermeister Jerg deutlich gemacht, weil das Lebenshaus den Afghanistan-Krieg als "völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" ansehe. Kritik an der Bundeswehr-Patenschaft komme übrigens auch aus den Reihen der Bundeswehr, unter anderem von Oberfähnrich Christian Neumann, argumentieren die Pazifisten.