Enttäuschung pur: Frederick Bruno tröstet Tevfik Ceylan nach dem Abpfiff. Foto: Marc Eich

Trainer des FC 08 Jago Maric will "mit offenen Karten spielen". Wer bleibt, wer geht - ein Fazit!

Nach der 2:5-Niederlage beim SGV Freiberg, die nach zehn Jahren in der Oberliga den Abstieg in die Verbandsliga bedeutete, zeigte sich 08-Coach Jago Maric natürlich total enttäuscht und deprimiert.

"Das waren unverständliche Fehler, die wir heute produziert haben", schüttelte der langjährige Villinger Spieler den Kopf.

Er ärgerte sich zunächst über die Schnitzer seiner Innenverteidiger Benjamin Barg und Dragan Ovuka, welche die 2:0-Pausenführung der Freiberger begünstigt hatten. Die Defensivakteure hatten die Bälle vor den Gegentreffern völlig unnötig verloren. "Ich predige seit Wochen, dass sie dies so nicht machen sollen. Das ist auch eine Frage der Qualität", ereiferte sich Maric. Er bemängelt zudem, dass sich einige seiner Schützlinge nicht weiterentwickelt hätten. Keinen Vorwurf gab es in Sachen Einsatzbereitschaft. "Die Spieler haben alles gegeben und es in der zweiten Halbzeit gut gemacht."

Unfassbar war es dann aber für ihn, wie Gian-Luca Reho bei einem Elfmeter für die eigene Mannschaft einen Platzverweis kassierte. Selten in der Saison hatte man Maric so aufgeregt gesehen, wie nach der Tätlichkeit des 23-jährigen Defensivakteurs in der 55. Minute. Reho musste sich eine lautstarke Zurechtweisung seines Trainers anhören, der den "Sünder" sofort in die Kabine schickte.

Dessen ungeachtet sei seine Mannschaft nach dem 2:2-Ausgleich zurückgekommen. Doch wieder einmal hätte man sich – wie schon so oft in der Saison – beim Freiberger 3:2 selbst geschlagen.

Er trage natürlich auch die Verantwortung für den Abstieg, betonte Maric. "Uns hat aber einfach auch die Qualität und die Breite des Kaders gefehlt." Bezeichnend in Freiberg war, dass er – bis auf Fabian Bodenseh von der Landesliga-Elf – keinen einzigen Stürmer mit auf der Bank hatte. "Es gibt in der ganzen Liga außer uns und dem SC Pfullendorf keine einzige Mannschaft, die solche Probleme hat. Eine ganze Saison kann man so nicht spielen", machte der Villinger Trainer deutlich. Dennoch hätte er gemeinsam mit der Mannschaft alles probiert. "Wir sind auch in Sachen Fitness nie eingebrochen. Nur haben wir uns selbst geschlagen."

Zumindest auf dem Papier würde für das Pokalfinale in Offenburg gegen Oberachern am Samstag mit Omar Jatta nach dem Ablauf seiner Sperre ein weiterer Stürmer zur Verfügung stehen. Doch dessen Einsatz schloss Maric kategorisch aus, zudem Jatta auch nicht mehr trainiert. "Ich werde jetzt mit offenen Karten spielen, dem Verein meine Meinung sagen, wie ich mir vorstelle, dass es in der neuen Saison weitergehen soll. Dann werden wir eine Entscheidung treffen, wie wir es angehen können", so der Villinger Coach, der das Team auch in der kommenden Verbandsliga-Saison trainieren wird.

08-Geflüster: Gutes Omen?

Sünder. "Ich wollte ihn nur auf Abstand halten", meinte 08-Akteur Gian-Luca Reho nach dem Platzverweis in Freiberg. Er hatte dem Freiberger Sven Schimmel an den Hals gefasst. Diese Aktion sah Schiri Marvin Maier als rotwürdig an. Für Reho war es nach drei Ampelkarten bereits das vierte Mal, dass er frühzeitig zum Duschen musste. Umso schmerzlicher, da er zuletzt durch gute Leistungen auffiel und auch am Samstag im Pokalfinale fehlt.

Organisation. Beim FC Villingen mussten die – zum Teil auch jüngeren – Fans zur Partie nach Freiberg im privaten PKW anreisen. Der Verein hatte für die Anhänger keinen Bus organisiert. Zum Glück charterte der 08-Fanclub Bregada "Foresta Nera" für das Pokalfinale am Samstag in Offenburg selbst einen Bus. Derweil werden die Anhänger des SV Oberachern wohl mit gleich mehreren Bussen nach Offenburg anreisen.

Dino. Der FC Villingen gehörte zehn Jahre lang ununterbrochen der Oberliga Baden-Württemberg an. Damit waren die Nullachter derjenige Verein unter den 18 Teams der Saison 2015/16, der am längsten am Stück im Amateuroberhaus dabei war.

Omen. Den FC Villingen erwischte es zuletzt am Ende der Saison 2004/05 mit dem Abstieg aus der Oberliga. Vielleicht ist es ein gutes Omen für das Pokalfinale am Samstag, dass die Nullachter dessen ungeachtet gegen den SC Freiburg II den SBFV-Cup holten und als Verbandsligist in der ersten DFB-Pokalhauptrunde gegen Hansa Rostock dabei waren. Zudem wurde unter Coach Kristijan Djordevic 2006 der sofortige Wiederaufstieg erreicht.

Alter Bekannter. Etwas überraschend hat Ex-08-Coach Milorad Pilipovic seinen Trainerposten beim Bahlinger SC niedergelegt. "Das war hier mein letztes Spiel als Trainer. Ich habe mich entschieden, meinen Vertrag zu beenden", sagte der 57-Jährige nach dem torlosen Remis gegen den SC Freiburg II. Der BSC kann die Regionalliga nur halten, wenn Waldhof Mannheim und der SV Elversberg den Aufstieg in die 3. Liga schaffen.

Info: Zahlen und Fakten

Heimbilanz: In der Heimtabelle belegt der FC 08 mit 25 Punkten (28:27 Tore) den zwölften Platz. In den 17 Spielen vor eigenem Publikum gab es sieben Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen. Zuhause war der höchste Sieg ein 4:0 gegen Germania Friedrichstal, die höchste Niederlage ein 0:4 gegen den FSV Hollenbach.

Auswärtsbilanz: In der Auswärtstabelle landet der FC 08 mit 16 Punkten (16:40 Tore) auf dem 14. Platz. Auf fremden Plätzen gelangen vier Siege und vier Unentschieden. Neun Mal ging man als Verlierer vom Platz. Der höchste Auswärtserfolg war ein 2:0 beim FSV Hollenbach. Die höchste Niederlage gab es mit je einem 0:5 beim FC Nöttingen und beim FV Ravensburg.

Vor- und Rückrunde: In den 17 Spielen der Vorrunde holte der FC 08 17 Zähler (19:33 Tore). In der Rückrunde wurden in 17 Spielen 24 Punkte (26:34 Tore) errungen. Die beste Platzierung war der elfte Tabellenplatz am vorletzten Spieltag. Am Ende war das Team mit insgesamt 41 Punkten und 45:67 Toren Drittletzter. In der vergangenen Saison hatten 28 Punkte und der drittletzte Platz zum Ligaverbleib gereicht. Eine Runde davor war der FC 08 mit 38 Zählern gerettet.

Torschützen: 08-Torschützenkönig wurde Nedzad Plavci mit zwölf Treffern – vor dem erst zur Winterpause verpflichteten Damian Kaminski (7). Die weiteren Torschützen: Omar Jatta (5), Benedikt Haibt (4), Benjamin Barg, Ali Günes (je 3), Tevfik Ceylan, Stjepan Geng, Tobias Weißhaar, Danilo Cristilli (je 2), Frederick Bruno, Gian-Luca Reho, Müslüm Yelken (je 1).

Einsatzzeiten: In allen 34 Spielen zum Einsatz kam Nedzad Plavci. In 33 Partien war Gianluca Serpa dabei, in je 31 Spielen Benjamin Barg und Dragan Ovuka. Von den insgesamt 3060 Minuten in den 34 Partien absolvierte Benjamin Barg (88,2 Prozent) am meisten Spielzeit. Dahinter folgen Nedzad Plavci (87,7), Dragan Ovuka (83,5), Tobias Weißhaar (79,8), Benedikt Haibt (73,3) und Gianluca Serpa (70,9).

Zuschauer: In der Zuschauergunst landete der FC 08 mit 477 Besucher im Schnitt auf dem fünften Platz (Saison 2014/15: 409, 2013/14: 355). Den meisten Zuspruch hatten der SSV Ulm (1239) und Reutlingen (1009). Die wenigsten Besucher kamen zum Freiburger FC (202), Sandhausen II (157), Stuttgarter Kickers II (137).

Zu- und Abgänge: Langsam wird beim FC Villingen die personelle Situation, was den Oberliga-Kader betrifft, klarer. Keeper Daniel Miletic hat verlängert. Stjepan Geng und Müslüm Yelken wollen ebenfalls bleiben. Daniel Wehrle wird sich nach einem Gespräch in dieser Woche entscheiden. Aus beruflichen Gründen wollen Alexander Sopelnik und Marijan Huljic eventuell weniger Aufwand betreiben. Tobias Weißhaar will ebenfalls eventuell kürzertreten. Für Omar Jatta dürfte die Türe beim FC 08 wohl zu sein. Ob Nedzad Plavci und Damian Kaminski in der Verbandsliga bei den Villingern spielen, ist zumindest fraglich. Marius Henkel kommt vom VfR Stockach.

Verbandsligaduelle: Die kommende Saison erwarten den FC Villingen in der Verbandsliga wieder Nachbarschaftsduelle gegen den FC Bad Dürrheim und Aufsteiger FC Neustadt, zu dem sich eventuell noch der FC Löffingen gesellt. Aus der Oberliga steigen der SC Pfullendorf, der Kehler FV und eventuell noch der Freiburger FC mit ab.

Oberliga-Rückblick: Nach dem Wiederaufstieg im Jahre 2006 erreichte der FC Villingen folgenden Platzierungen: 2006/07: 4. Platz (Trainer Kristijan Djordjevic), 2007/08: 6. Platz (Kristijan Djordjevic/Peter Grütering und Uwe Schneider), 2008/09: 12. Platz (Reiner Scheu), 2009/10: 13. Platz (Reiner Scheu/Arasch Yahyaijan und Jago Maric), 2010/11: 3. Platz (Martin Braun), 2011/12: 12. Platz (Martin Braun), 2012/13: 11. Platz (Martin Braun), 2013/14: 5. Platz (Martin Braun), 2014/15: 16. Platz (Martin Braun/Markus Knackmuß), 2015/16: 16. Platz (Lothar Mattner/Jago Maric).

Seite 2: Der Sportliche Leiter des FC 08 zieht ein Fazit

Jeder Abstieg tut weh. Auch einem Martin Braun, der in seiner Karriere schon einige Enttäuschungen erlebte. Der Sportliche Leiter des FC 08 zieht sein realistisches Fazit und spricht von einer "kuriosen" Saison in der Oberliga.

Herr Braun, wie sieht Ihre Gefühlslage nach dem Oberliga-Abstieg aus?

Natürlich bin ich sehr enttäuscht, weil in meinen Augen nicht so viel zum Klassenerhalt gefehlt hat. Allerdings bin ich nicht total überrascht, denn bei sechs möglichen Absteigern mussten wir auch mit dem schlimmsten Fall rechnen.

Dennoch hatte die Mannschaft nach überzeugenden Leistungen zuletzt vor dem Anpfiff in Freiberg eine gute Ausgangsposition.

Das stimmt. Aber dieses letzte Spiel war ein Spiegelbild unserer Saison. Uns passierten vor den Gegentoren, entscheidend, zu viele individuelle Fehler und nach den ersten 20 Minuten – wir haben nicht gut begonnen – machen wir in einer Drangphase nicht den 1:1-Ausgleich. Wir waren in einigen Dingen besser als Freiberg, aber am Ende sagte dies das Ergebnis nicht aus.

Gibt es Dinge, die Sie im Nachhinein in dieser Saison lieber doch anders gemacht hätten.

Aus heutiger Sicht hätten wir zu Saisonbeginn die Trainerfrage sicher anders lösen sollen. Wir sind mit nur sechs Punkten in acht Spielen enttäuschend gestartet. Dies war eine zu große Hypothek. Dann übernahm Jago Maric und holte 35 Punkte aus 26 Spielen. Dies zeigt, wie gut er gearbeitet hat. Insgesamt war diese Oberliga-Saison auch kurios. Da steigt auch eine sehr gut besetzte Freiberger Mannschaft mit 29 Punkten in der Rückrunde auch ab.

Wie gehen Sie die Planungen für die Verbandsliga an?

Natürlich mussten wir frühzeitig zweigleisig planen. Wir wollen das Gerüst des Kaders – ich rechne mit höchstens zwei, drei Abgängen – halten und den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen. Aber diese Verbandsliga wird mit unseren Mitabsteigern Kehl, Pfullendorf und vielleicht auch Freiburg neben den Derbys sicherlich kein Selbstläufer. Wir werden den Etat etwas herunterfahren und an die Verbandsliga anpassen.