Uruguay: Vier Monate Sperre für den Stürmer.

Skandal-Stürmer Luis Suárez bekommt die volle Härte der Fußball-Gesetze zu spüren und muss für seine Beißattacke mit der heftigsten Strafe der WM-Geschichte büßen.

Der Superstar aus Uruguay darf auch nach dem Weltturnier in Brasilien bis Ende Oktober nicht auf Torejagd gehen: Von der Disziplinarkommission des Weltverbandes FIFA wurde er für neun Pflicht-Länderspiele gesperrt und fehlt zudem dem FC Liverpool vier Monate lang in der Premier League und Champions League. Der uruguayanische Verband legte am Abend wie erwartet Einspruch ein.

"So ein Verhalten kann auf keinem Fußball-Platz toleriert werden", sagte der Chef der Fifa-Disziplinarkommission, Claudio Sulser, am Donnerstag in Rio de Janeiro. Damit bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen der Südamerikaner, die im Achtelfinale am Samstag gegen Kolumbien auf ihren Topstürmer verzichten müssen.

Der Einspruch habe keine aufschiebende Wirkung, stellte der Weltverband klar. Suárez war damit verpflichtet, unverzüglich das Team-Hotel Uruguays zu verlassen. "Die schlimmste Strafe", klagte die uruguayische Zeitung "Ovacion". "Er wird wir ein Krimineller behandelt", twitterte ein Journalist von "El País".

Der uruguayische Verband nahm zunächst keine Stellung, sein englischer Klub wollte vor einem Kommentar zunächst den Bericht der Fifa-Disziplinarkommission abwarten, erklärte Liverpools Vorstandchef Ian Ayre. Ein möglicher Transfer ist durch den Vier-Monate-Bann von "allen fußballbezogenen Aktivitäten" allerdings nicht betroffen. Torschützenkönig Suárez steht seinem Club die ersten neun Ligaspiele nicht zur Verfügung und muss eine Geldstrafe in Höhe von 82 000 Euro zahlen – bei einem geschätzten Gehalt von mehr als einer Million Euro im Monat ist das für Suárez zu verschmerzen – die Sperre trifft ihn aber hart.

Die Fifa wies Gerüchte uruguayischer Medien zurück, dass Argentiniens Verbandspräsident Julio Grondona – ein enger Vertrauter von Fifa-Boss Joseph Blatter Einfluss auf die Disziplinarkommission genommen habe: "Es ist ein komplett unabhängiges Gremium", stellte eine Sprecherin klar.

Suárez hatte am Dienstag im letzten Gruppenspiel seinen Gegner Giorgio Chiellini bei einem Zweikampf im Strafraum unbemerkt vom Schiedsrichter in die Schulter gebissen. Die Fifa-Richter bewerteten das Vergehen nun nachträglich dem Reglement gemäß entsprechend auch nach Ansicht der TV-Bilder. Wie beim 1:3 zum Auftakt gegen Costa Rica, als Suárez noch wegen einer Knieverletzung fehlte, muss Coach Oscar Tabarez nun seinen Supersturm um Edinson Cavani umbauen: Möglich, dass Altstar Diego Forlán wieder in die Startelf rückt.

Der Sportartikelhersteller adidas reagierte auf die Strafe und stoppte alle Werbemaßnahmen mit dem Starstürmer während der WM. "Adidas duldet das jüngste Verhalten von Luis Suárez nicht. Wir werden ihn an die hohen Verhaltensstandards erinnern, die wir an unsere Spieler stellen", sagte Unternehmenssprecher Oliver Brüggen.

Es ist nicht der erste Aussetzer des umstrittenen Stürmers, der nun wegen seiner Vergehen umgerechnet bereits eine komplette Saison seines Profilebens verpasst hat. Bei Ajax Amsterdam 2010 und im Vorjahr beim FC Liverpool hatte er Gegenspieler gebissen und Sperren von sieben beziehungsweise zehn Spielen von den nationalen Verbänden erhalten. Wegen seiner rassistischen Bemerkungen gegen den Franzosen Patrice Evra wurde er 2011 für acht Spiele verbannt. Selbst die Hilfe von Urguays Staatspräsident konnte Suárez dieses Mal nicht vor der Strafe bewahren. "Er wird nicht dafür gelobt, ein Mensch mit guten Manieren, sondern ein guter Fußballspieler zu sein", meinte Jose Mujica. Auch diese Fähigkeit wird Suárez nun vorerst lange nicht mehr beweisen können.