TSG Balingen – SC Freiburg II 1:0 (1:0). Mit einem hart erkämpften Arbeitssieg gegen eine spielstarke U23 des Bundesligisten SC Freiburg haben die Balinger Regionalliga-Kicker und ihr Punktekonto auf 32 Zähler aufgestockt.

Wer von den 1100 Zuschauern in der Balinger Bizerba-Arena bei Anpfiff nicht rechtzeitig auf seinem Platz war, der dürfte sich geärgert haben. Denn die Entscheidung fiel bereits nach 70 Sekunden: Adrian Müller flankte von der linken Seite in den Strafraum, wo der Ball am Arm von Chima Okoroji – im Hinspiel noch der 1:0-Siegtorschütze für Freiburg – landete. Schiedsrichter Thorsten Braun zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Da der etatmäßige Schütze, Kapitän Manuel Pflumm, auf der Bank saß, übernahm Kaan Akkaya Verantwortung, verlud SC-Torhüter Niclas Thiede und brachte die TSG nach zwei Minuten mit 1:0 in Führung. Der schnellste Treffer für die Eyachstädter in ihrer noch jungen Historie in der Regionalliga Südwest.

Die Gäste, die neben Okoroji auch Keven Schlotterbeck und Brandon Borello aus ihrem Bundesligakader in der Startelf aufboten, brauchten ein paar Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen.

Doch so nach einer Viertelstunde nahmen die Breisgauer zunehmend in die Hand. "Wir werden viel laufen müssen und wenig Ballbesitz haben", hatte der Balinger Cheftrainer Ralf Volkwein vor der Partie erwartet, und er sollte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Freiburg machte das Spiel und ließ den Ball laufen. Doch die Breisgauer schafften es nicht, die nötige Durchschlagskraft nach vorne zu entwickeln. Der starke Sascha Eisele hatte Okoroji ebenso im Griff, wie die Balinger Innenverteidiger Pablo Gil und Matthias Schmitz die Freiburger Spitzen Christoph Daferner und Marvin Pieringer. So musste Balingens Torhüter Julian Hauser in der ersten Halbzeit nur einmal eingreifen, als er einen Kopfball von Schlotterbeck (32.) sicher festhielt. Aber auch bei der TSG tat sich offensiv wenig, und so ging es mit einer knappen Führung der Gastgeber in die Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild, Freiburg bestimmte zwar das Geschehen, doch Balingen stemmte sich erfolgreich dagegen – Torchancen blieben weiterhin Mangelware. "Freiburg ist spielerisch eine sehr gute Mannschaft, die es versteht, den Ball laufen zu lassen. Für uns war es schwierig, wenn wir den Ball hatten, da der SC schnell zugestellt und Druck gemacht hat", weiß der Balinger Mittelfeldspieler Jörg Schreyeck, warum die TSG offensiv nur zu wenigen Möglichkeiten kam. Die beste Gelegenheit hatte der Routinier nach 83 Minuten selbst, als er nach einer Hereingabe von Stefan Vogler zunächst geblockt wurde, im zweiten Versuch aber den Ball im Liegen auf das Freiburger Gehäuse brachte. Doch SC-Keeper Thiede verhinderte das 0:2. "Aber wir haben versucht, mit unseren Tugenden dagegen zu halten, und das hat auch ganz gut gepasst", so Schreyeck.

In der Schlussphase warfen die Gäste noch einmal alles nach vorne und kamen zu zwei guten Chancen durch einen Freistoß von David Nieland (88.) und einen Kopfball von Schlotterbeck (90.). Doch mit zwei starken Paraden bewahrte Torhüter Julian Hauser seine Mannschaft vor dem Ausgleich. "Wir haben diesmal zwar kein gutes Spiel gemacht", gestand der 29-Jährige ein, "aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben."

"Deshalb steht Julian auch bei uns im Tor, weil er dann den Kasten sauber hält, wenn es gilt", lobte Mittelstürmer Stefan Vogler seinen Torhüter. "Insgesamt war es ein dreckiger Sieg – auch angesichts des Wetters und der schwierigen Platzverhältnisse. Freiburg hat hinten heraus zwar noch mal Druck gemacht; aber ich hatte das Gefühl, dass wenig passieren kann." Es passierte auch bis auf die gelb-rote Karte für Borello nach einem taktischen Foul an Schreyeck (92.) nichts mehr, und so durften die erschöpften, aber glücklichen Balinger durften ihren achten Saisonsieg bejubeln.

Eine weitere Spielzeit unter Ralf Volkwein

"Und der Balinger Trainer in der nächsten Saison heißt ebenfalls Ralf Volkwein", verkündete man die Vertragsverlängerung des TSG-Erfolgscoaches um eine weitere Spielzeit.

Damit geht der 46-jährige Wehinger bereits in sein achtes Jahr bei der TSG. Am 1. Juli 2012 hatte der A-Lizenzinhaber sein Amt als Trainer der Balinger U23 in der Landesliga angetreten, mit der er in der Saison 2014/2015 die Meisterschaft und den Aufstieg in die Verbandsliga Württemberg feierte. Als im Oktober 2015 die sportliche Führung des Oberligateams von ihren Ämtern zurücktrat, übernahm Volkwein die erste Mannschaft und führte sie am Ende auf den achten Tabellenplatz. In der folgenden Runde führte der Lehrer die Eyachstädter auf Rang vier, und in der abgelaufenen Spielzeit gelang der große Wurf: Die TSG Balingen schaffte die Meisterschaft in die Oberliga Baden-Württembger und mit dem Aufstieg in die Regionalliga Südwest den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Schon vor der Saison hatte Volkwein überlegt, ob weitermacht – schließlich erfordert die Regionalliga als Trainer mehr Aufwand als die Oberliga. Der 46-Jährige entschied sich zu bleiben und verlängerte nun nach einer bisher sehr erfolgreichen Debütsaison erneut sein Engagement. "Es ist zeitlich alles sehr intensiv, deshalb musste ich beruflich und auch mit der Familie zunächst alles abklären", sagt Volkwein. "Aber die Mannschaft und das Trainerteam sind einfach überragend, das ist der Hauptgrund. Es macht seit dreieinhalb Jahren einen Riesen-Spaß. Man kann hier im Verein sehr gut arbeiten; die Jungs sind mir ans Herz gewachsen. Ich hoffe, dass wir einen Großteil der Mannschaft halten und sie punktuell verstärken können."

Ebenfalls weiter in Balingen bleibt Co-Trainer Rainer Huss, der vor der Saison gekommen war.

Trainerstimmen

Ralf Volkwein (TSG Balingen):

"Für mich war es ein komisches Spiel. Der Ball war gefühlt mehr in der Luft als auf dem Boden. Die ersten 15 Minuten war es okay, dann ist Freiburg deutlich besser ins Spiel gekommen. Defensiv sind wir gut gestanden, so dass es auf beiden Seiten keine Torchancen gab. Es war ein dreckiger Sieg, den wir aber gerne mitnehmen. Sieben Punkte aus drei Spielen – so gut sind wir noch nie in die Rückrunde gestartet, seit ich hier bin."

Christian Preußer (SC Freiburg II):

"Bis zur 85. Minute habe ich keine Torchance auf beiden Seiten gesehen. Wir waren besser in Ballbesitz und haben von hinten gut heraus kombiniert. Die Elfmetersituation brauche ich mir nicht anschauen, denn es war ein Handelfmeter, und über Handspiel braucht man nichts mehr zu sagen: keiner weiß mehr was, wie, wo. Unter dem Strich haben wir es aber nicht gut genug gemacht und deshalb auch verloren."