Wie schon gegen den GSV Maichingen durften die Speler des SV Wittendorf auch in Holzgerlingen über Tore jubeln. Diesmal reichten die drei erzielten Treffer aber nicht zu einem Sieg. Foto: Burkhardt

Landesliga: Mit 3:3-Unentschieden ersten Auswärtssieg trotz scheinbar klarer Führung verpasst.

Lucas Haug konnte es nicht fassen. "Wie kann man ein solches Spiel noch verlieren", trommelte der Wittendorfer Stürmer noch Minuten nach dem Abpfiff des Spiels in Holzgerlingen mit der Faust auf den Boden.

Es war zwar im Gegensatz zum emotionalen Ausbruch von Haug letztlich keine Niederlage, aber auch das Zustandekommen des 3:3-Unentschiedens fühlte sich für die Mannschaft und ihren Spielertrainer Lukas Wuzik wie eine solche an. "Ich bin noch etwas sprachlos", war auch die erste Aussage von Wuzik, der sich selbst drei Minuten vor dem Abpfiff für Henry Seeger eingewechselt hatte, um den zu diesen Zeitpunkt noch bestehenden 3:2-Vorsprung mit über die Zeit zu bringen. Keine leichte Aufgabe gegen die nach dem Anschlusstreffer noch einmal anrennenden Gastgeber, die aber dann nach 89 Minuten und einer aus ihrer Sicht umstrittenen Szene im Strafraum fast schon zu resignieren schienen.

"Da ist unser Patrick Orifiamma klar umgerissen worden; das war ein Elfmeter", befand Holzgerlingens Trainer Jens Uwe Zierer. Wie schon in der ersten Halbzeit bei ähnlichen Aktionen auf der anderen Seite, entschied Schiedsrichter Markus Schöck aber sofort auf Weiterspielen, was Wittendorfs Torwart Lucas Finkbeiner offensichtlich nicht richtig Ernst nahm. Den immer noch in seinem Strafraum befindlichen Orifiamma im Blick, zögerte er seinen Abschlag in der 89. Minute so lange hinaus, bis der Unparteiische auf Zeitspiel und indirekten Freistoß auf der Strafraumlinie entschied. Auch die von Finkbeiner gestellte Mauer ließ genau die Lücke rechts unten, die Daniel Tremmel mit einem platzierten Schuss zum 3:3-Endstand nutzte.

Ein Ergebnis, auf das bei der Halbzeit wohl auch keiner der eingefleischtesten Anhänger der Gastgeber auch nur einen Cent gewettet hätte. Zu überlegen agierte der SV Wittendorf in der letzten halben Stunde von Hälfte eins und nutzte die Schwächen der bis dahin in zwei Saisonspielen zwei Mal erfolgreichen Hausherren mit tollen Kombinationen und Abschlüssen aus. "In der Halbzeit habe ich gesagt, ich will endlich die SpVgg Holzgerlingen wieder sehen, die ich in den letzten zwei bis drei Monaten kennen gelernt habe", so Jens Uwe Zierer, der sich zumindest noch erhoffte, "dass meine Mannschaft die zweite Halbzeit gewinnt." An der Taktiktafel stellte Zierer seine Spieler neu ein und nutzte die viertelstündige Pause dabei voll aus.

Dass man sich von den mit viel Biss aus der Kabine zurückgekehrten Gastgebern dann so nach hinten drücken ließ, muss beim SV Wittendorf schnell einen Lernprozess auslösen. Allerdings hatte man in einer mit entscheidenden Szene auch Pech: Ob Lucas Haug bei seinem Kopfball zum vom Schiedsrichter nicht anerkannten 1:4 in der 75. Minute den nicht gerade groß gewachsenen Torwart Christian Dabbert tatsächlich gefoult hat, darf zumindest stark bezweifelt werden.