Foto: Burkhardt

SpVgg Freudenstadt in entscheidenden Szenen noch zu grün für die Liga.

Es ist zwar noch recht früh in der Saison, aber dennoch: Viele Spiele wie am Sonntag gegen die Young Boys Reutlingen darf die SpVgg Freudenstadt nicht mehr erlauben, wenn man sich realistische Chancen auf den Klassenerhalt ausrechnen will.

Dass die Gäste nach Spielschluss so ausgelassen jubelten, als hätten sie zumindest gerade den Aufstieg in die Verbandsliga geschafft, dürfte wohl in erster Linie der Erleichterung über drei nach dem Spielverlauf unerwartet gewonnene Punkte geschuldet gewesen sein. An der über weite Strecken gezeigten Leistung kann es jedenfalls nicht gelegen haben, was auch Gästetrainer Jörg Junger freimütig zugab: "Nach der ersten Halbzeit war ich mega-sauer über die katastrophale Leistung und hätte am liebsten vier Spieler ausgewechselt."

Er beließ es dann aber bei eier Einwechslung, die sich im Endeffekt auch noch als Glücksgriff erweisen sollte. Für den vom TuS Metzingen vor der Saison zurückgekehrten Harun Güney kam mit Adhanom Semere der Schütze des entscheidenden 1:2 in der 82. Minute nach einem von der Freudenstädter Abwehr nicht abgewehrten Eckball.

"In den zwei oder drei entscheidenden Szenen müssen wir einfach konsequenter klären. Solche Situationen werden in dieser Liga knallhart bestraft. Die Mannschaft muss jetzt einfach langsam lernen, dass wir nicht mehr in der Bezirksliga spielen", so Freudenstadts Trainer Ingo Weil zur Entstehung der Gegentore.

Einmal mehr wurde aber auch in der überlegen geführten ersten Halbzeit deutlich, dass der Mannschaft derzeit offensiv die Power fehlt, um sich hinreichende Torchancen herauszuspielen und diese dann auch zu verwerten. Wenn die Gastgeber dann einmal schnell umschalteten, fehlte die personelle Unterstützung am und im gegnerischen Strafraum, um die keineswegs sattelfest Young Boys-Abwehr ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Nach dem Muster des Führungstreffers, von Michael Schmelzle und Fabio Weimer über rechts gut vorbereitet sowie von Kevin Braun souverän abgeschlossen, hätte man sich noch mehr Angriffe gewünscht.

So blieb es bis zur Pause beim knappen 1:0, und dass die Gäste dann stärker zurückkehren würden, war zu erwarten. Dass man sich vor dem Ausgleich in Überzahl nach einem eigenen Eckball aber überraschen lassen würde, war auch für Ingo Weil nur schwer zu verstehen: "Einen solchen Konter muss ich dann notfalls auch einmal mit einem taktischen Foul schon im Ansatz unterbinden."

Und wie das dann bei einem Aufsteiger so passiert, kam bei einem Pfostenschuss des eingewechselten Gerhard Melewzik auch noch Pech hinzu. "Wir hatten in dieser Phase die besseren Chancen zur Führung", meinte Ingo Weil nicht zu Unrecht, obwohl auf der Gegenseite der in der ersten Halbzeit fast völlig abgetauchte Torjäger Antonio Tunjic jetzt seine Gefährlichkeit gelegentlich aufblitzen ließ. Dabei zeigte sich, dass in der Freudenstädter Abwehr die Konzentration gegen Ende nachließ. Auch eine Baustelle, an der man gerade vor dem anstehenden Gastspiel beim Tabellenführer in Tübingen arbeiten muss.