Bundestrainer Joachim Löw hatte viel Zeit zum Grübeln – jetzt muss er liefern. Foto: Eibner

Nationalmannschaft: "Jogi" Löw geht mit seinem verjüngten Kader bewusst ins Risiko. Mittwoch gegen Serbien.

Joachim Löw will wieder über Fußball reden. Nach den Debatten um seine Personalpolitik spricht der Bundestrainer von einer "neuen Zeitrechnung". Für mögliche Rückschläge bittet Löw aber um Verständnis. Der erste Gradmesser heißt Holland.

Daumen hoch von Joachim Löw: Die Wurzelbehandlung an seinem Zahn hat der Bundestrainer überstanden. Die Schmerzen sind verflogen, berichtete Löw am Dienstag in Wolfsburg und hob, als wäre es ein Zeichen für neuen Optimismus, seinen rechten Daumen.

Nun will er nach WM-Desaster und Abstieg in der Nations League die Grundprobleme der Nationalmannschaft beheben. "Wir stehen vor einer neuen Herausforderung, einer neuen Zeitrechnung", postulierte der in die Kritik geratene DFB-Chefcoach. Seinen Blick richtete er dabei gleich über das erste Testländerspiel des Jahres am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) gegen Serbien hinaus.

"Alles ist ausgerichtet auf die Partie am Sonntag gegen Holland. Die Woche steht in diesem Zeichen", sagte Löw und schob eine deutliche Mahnung an sein stark verjüngtes Team hinterher. "Wir müssen vorbereitet sein." Der Auftakt in der EM-Qualifikation in den Niederlanden wird zum ersten großen Gradmesser für Löws umstrittenen Radikal-Umbruch.

Die Serben um Bundesliga-Toptorjäger Luka Jovic von Eintracht Frankfurt sind mit ihrem gefährlichen Spiel für den 59-Jährigen eine perfekte Oranje-Kopie in der ersten Partie nach der Ausmusterung von Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng.

"Dass junge Spieler Fehler machen, habe ich häufig genug erlebt"

Eine souveräne Qualifikation für die EM 2020 mit den weiteren Gegnern Nordirland, Weißrussland und Estland ist die Jahresaufgabe. "Wir wollen eine gute Quali spielen und uns nicht irgendwie durchwursteln", sagte Löw. Bei der EM im kommenden Sommer müsse er dann "liefern". Dass dieser Weg mit seiner verjüngten Mannschaft von Rückschlägen begleitet sein wird, ahnt Löw nach dem sportlichen Maximal-Absturz 2018. Entsprechend bat er um Milde in der öffentlichen Bewertung. "Dass junge Spieler Fehler machen, habe ich häufig genug erlebt. Das habe ich auch erlebt bei den Spielern, die später Weltmeister wurden", sagte Löw. "Wenn man solche Entscheidungen trifft, geht man ein Risiko ein, klar", ergänzte Löw.

Ganz kurzfristig will er entscheiden, ob Kapitän Manuel Neuer gegen Serbien im Tor spielt oder Marc-André ter Stegen nach seinen Glanzleistungen beim FC Barcelona gleich zum Jahresauftakt die versprochene Bewährungschance bekommt.

Sicher ist, dass Bayern-Profi Serge Gnabry gegen Serbien nicht zum Einsatz kommen wird. Der nach einer Erkältung verspätet zum Team gereiste Angreifer sei für Mittwoch "nicht eingeplant", sagte Löw. Die übrigen 22 Akteure des von ihm nominierten Kaders stehen zur Verfügung.

Das Dreifach-Aus der deutschen Königsklassen-Klubs aus München, Dortmund und Schalke hat für Löw eine "klare Aussagekraft" über den Ist-Zustand des deutschen Fußballs. Aber: "Unsere Spieler können diese Intensität schon auch gehen", versicherte Löw.