Fußball: Fans der Stuttgarter Kickers zeichnen Service und Gastfreundschaft des Schwarzwälder B-Ligisten aus

Feinherbe Auszeichnung für die Spvgg Grömbach: Die Fans der Stuttgarter Kickers haben den Bierstand des B-Ligisten zum besten ihrer Saison gekürt.

Nicht in Mannheim, nicht in Saarbrücken und auch nicht in Offenbach wird Gästefans der beste Service geboten, sondern in der Kreisliga B bei der Spvgg Grömbach. Das sagen zumindest die Fans der Stuttgarter Kickers – und sorgen damit für Jubel im Nordschwarzwald. "Für uns ist das natürlich eine echt coole Sache", sagt der Grömbacher Vereinssprecher Reinhard Schlegel, "wahrscheinlich haben wir als Kreisligist aber auch einen kleinen Bonus bekommen."

Es war eine Saison des Grauens für die Stuttgarter Kickers: In der Regionalliga konnte der ehemalige Bundesligist, der in der Vorsaison noch in der 3. Liga gespielt hat, erst am letzten Spieltag den Abs turz in die Oberliga verhindern. Und im WFV-Pokal verloren die "Blauen" das Finale gegen den Landesligisten SF Dorfmerkingen mit 1:3 – wohlgemerkt vor heimischer Kulisse unter dem Stuttgarter Fernsehturm.

Da könnte man fast behaupten, dass die Kickers-Fans ein besonders inniges Verhältnis zum Bierstand hatten, der bei so viel sportlicher Tristesse als Trostspender fungiert haben könnte. Fakt ist jedoch: Bereits zu Beginn der Saison gründete sich in den Reihen der Fans ein "Bierstand-Service", der vor jedem Auswärtsspiel Kontakt mit dem gastgebenden Verein aufnahm, um die anderen Fans vorab via Facebook zu informieren, was auf sie im Gästeblock zukommt. Nach dem Spiel bewerteten die Betreiber dann Service, Geschmack und Preis.

Insgesamt 24 Auswärtsspiele bestritten die Kickers in der abgelaufenen Saison, davon 18 in der Regionalliga und sechs im WFV-Pokal. Zum Saisonabschluss wählten die Betreiber der Fan-Seite nun den besten Service bei allen 24 Spielen und damit den Gewinner eines goldenen Bierbechers. Überraschender Sieger wurde die Spvgg Grömbach, die damit nicht nur alle Regionalligisten hinter sich ließ, sondern auch die Spvgg Freudenstadt, auf die die Kickers in der zweiten Runde des WFV-Pokals trafen. Der Freudenstädter Bierstand landete nur auf Platz 13.

Als Begründung für die Wahl der Spvgg Grömbach auf den ersten Rang nannten die Betreiber bei der Veröffentlichung in dieser Woche: "In der ersten Runde des WFV-Pokals wurde ein regionales Alpirsbacher aus einem klassischen Bierwagen vom schnellen und freundlichen Personal serviert, was dazu noch preislich fair war. Das ist mehr als vorbildlich."

An die erste Begegnung mit dem "Bierstand-Service" erinnert sich Schlegel noch gut: "Die haben uns gefragt, ob es bei uns Bier geben wird und ob das mit Alkohol ist. Wir haben gesagt: Selbstverständlich gibt es bei uns Alkohol, wir spielen in der Kreisliga."

Sportlich zu holen gab es für die Spvgg Grömbach in der ersten WFV-Pokal-Runde gegen die Kickers zwar nichts, auch wenn Spielertrainer Andreas Raisch bei der 1:15-Niederlage immerhin der Ehrentreffer gelang. Dafür gewann der Verein aus der kleinsten Gemeinde des Landkreises Freudenstadt jede Menge Sympathien bei den 250 bis 300 mitgereisten Fans aus der Landeshauptstadt. "Die waren nach Spielende noch richtig lange da, denen hat es gut bei uns gefallen", freut sich Schlegel.

Und auch bei der Spvgg Grömbach hinterließ der ehemalige Bundesligist Eindruck: Als die Kickers anschließend bei der Spvgg Freudenstadt antreten mussten, machte sich auch eine Delegation aus Grömbach auf den Weg in die Kreisstadt. Auch die weiteren WFV-Pokal-Duelle der "Blauen" wurden in Grömbach intensiv verfolgt. "Wir hätten den Kickers den Sieg im Finale gegönnt", unterstreicht Schlegel und grinst: "Dann hätten wir ja auch sagen können, dass wir gegen den Pokalsieger rausgeflogen sind."

So bleibt zumindest der Gewinn des goldenen Bierbechers. Er soll am 14. Juli im Rahmen des Grömbacher Elfmeterturniers überreicht werden. Laut Schlegel wolle der Stuttgarter "Bierstand-Service" dort sogar eine eigene Mannschaft stellen. Klar sei für Schlegel, dass der goldene Bierbecher einen Ehrenplatz bekommen werde – natürlich im Bierstand, denn man sei stolz auf die Auszeichnung. "Für uns gehört das einfach dazu: ein gutes Bier und eine leckere Wurst. Und das muss schmecken", sagt Schlegel.

Umso ärgerlicher, dass die Spvgg Grömbach in der zweiten Runde aus dem Bezirkspokal ausgeschieden ist, womit die erneute Qualifikation für den WFV-Pokal verwehrt bleibt. Ein Wiedersehen mit den Stuttgarter Kickers wird es damit nicht geben – obwohl Schlegel das gefallen würde: "Wir hätten den goldenen Bierbecher gerne verteidigt."