Theo Blaich ist wie kaum ein anderer im Kreis Calw mit dem Fußball verbunden. Fotos: Friedrich Blaich/Montage: von Gottschalck Foto: Schwarzwälder-Bote

Fußball: Seit 40 Jahren Coach: Theo Blaich ist inzwischen im weiblichen Bereich gelandet, hält Rückkehr zu Männer aber für vorstellbar

Theo Blaich ist eines der Gesichter des Fußballs im Kreis Calw. Der Zwerenberger spielte in seiner aktiven Laufbahn für die Spvgg Berneck/Zwerenberg und den FC Neuweiler, war als Schiedsrichter tätig sowie als Vorsitzender, Jugendleiter und bis vor Kurzem auch als Beisitzer mit seinem Heimatverein Spvgg Berneck/Zwerenberg verbunden. Bekannt ist der 60-Jährige aber vor allem als Trainer. Bereits mit 18 Jahren leitete er zum ersten Mal eine Mannschaft. 2010 wechselte Blaich schließlich zum Frauenfußball und übernahm den SC Neubulach. Inzwischen ist der Zwerenberger auch hier wieder bei seinem Heimatverein gelandet und trainiert die Bernecker B-Juniorinnen, die heute (15.30 Uhr) in der Verbandsstaffel Nord auf den noch unbesiegten Tabellenführer FC Ellwangen treffen. Wir haben uns mit Blaich unterhalten.

Herr Blaich, wer sind eigentlich die besseren Fußballer – Frauen oder Männer?

Das ist eine gemeine Frage. Ich würde es einfach mal so ausdrücken: Die Frauen machen eher, was der Trainer einem sagt. Die opfern mehr für ihr Hobby. Vom Tempo und von der Athletik her ist es aber schon ein deutlicher Unterschied zu den Männern.

Was hat Sie eigentlich zum Frauen- und Mädchenfußball verschlagen?

Ich habe damals die erste Herrenmannschaft in Berneck trainiert, dann selber nach einem anderen Nachfolger gesucht und war danach frei. Anne Kern von der Frauenmannschaft des SC Neubulach hatte sich anschließend um mich bemüht. Die spielten damals in der Verbandsliga und meinten, dass ich ihr Wunschkandidat wäre. Wir hatten in Neubulach eine Weile Personalmangel und haben lange gegen den Abstieg gespielt, letztendlich war es aber eine gute und erfolgreiche Saison mit dem Personal, das wir hatten. Davor war ich schon einmal Trainer, als meine Kinder noch in der F-Jugend in Berneck gekickt haben. Da hatten die vor dem ersten Rundenspiel noch gar kein Training gehabt. Damit war ich nicht einverstanden, darum habe ich mich da eingebracht. Ich habe aber auch schon mit 18 Jahren die A-Jugend in Wart traininert.

Woher kommt diese Affinität zum Traineramt?

Das weiß ich auch nicht. Mein ganzes Leben ist mit Fußball verbunden und ich habe auch immer Fußball gespielt, aber erst mit 14 Jahren anfangen dürfen. Das war damals nicht ganz einfach auf dem Dorf mit der Landwirtschaft. Wenn wir sonntags um 10 Uhr gespielt haben, musste ich vorher noch zum Melken in den Stall. Das war eine harte Schule, wenn ich so zurückdenke. Ich habe dann noch bis ich 43 Jahre alt war bei der ersten Mannschaft in Berneck gespielt. Ich war aber auch mal ein Jahr lang A-Jugend-Trainer in Nagold. Dort habe ich das Torwarttraining gesehen und das hat mir imponiert. Bei den kleineren Vereinen besteht das Torwarttraining ja oft nur aus ein paar Mal aufs Tor schießen. In Nagold war das aber unglaublich, welche Fortschritte die Torhüter nach wenigen Monaten gemacht haben. Diese Idee habe ich aus Nagold übernommen.

Sie selber waren in Ihrer aktiven Karriere eher für das Tore schießen zuständig. Sie haben in 422 Spielen 247 Tore erzielt. Das sind ja fast schon Gerd-Müller-Werte. Was können Sie Ihren Spielerinnen von Ihrer Erfahrung mitgeben?

Ein guter Fußballer zu sein heißt ja nicht, auch ein guter Trainer zu sein. Aber man geht ja auf Schulungen und versucht immer, up to date zu sein. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie einen Trainerschein besessen habe. Wichtig ist für mich aber, dass ein Trainer die Handschrift einer Mannschaft sieht und dass er ein Spiel lesen kann. Da klemmt es bei vielen Trainern. Aber gerade im Jugendbereich macht ein Trainer viel aus, vor allem in taktischen Dingen.

Zu Ihren berühmtesten Entdeckungen gehört Leonie Laube, die seit dieser Saison bei den Bundesliga-Mädchen des Karlsruher SC spielt.

Die habe ich das ein oder andere Mal spielen sehen und mir gedacht: Die holst Du nach Berneck – dann schauen wir mal, was das Mädchen kann. Wobei das ein großer Unterschied war, wie sie gekommen ist und wie sie gegangen ist.

Das heißt?

Sie hat viel dazugelernt in den zwei Jahren. Ich habe am Anfang nicht gedacht, dass sie das packt. Aber sie hat sich gemausert. Andere hatten vielleicht ein größeres Talent, sie hat aber den größeren Willen.

Wie ist es denn generell um den Mädchenfußball im Kreis Calw bestellt?

Nicht gut. Es wird deutlich weniger – genau wie bei den Jungs. Wir haben den Vorteil, dass es in den Nachbarorten keinen Frauen- und Mädchenfußball gibt. Daher kommen unsere Spielerinnen ohnehin aus einem größeren Umkreis zu uns. Bei den Jungs braucht man bei der A-Jugend inzwischen fünf, sechs Orte, um überhaupt noch eine Mannschaft zusammenzubringen. Wir sind außerdem bestrebt, auch um den Fußball herum etwas zu bieten. Man kann nicht nur trainieren und fertig. Wir waren zum Beispiel mit dem Mädchen an Pfingsten in Kroatien bei einem internationalen Turnier, gehen ins Box-Training oder zum Spinning, um etwas Leben in die Bude zu bringen.

Sie betreiben in Zwerenberg ein Sportfachgeschäft, in dem quasi der gesamte Fußball im Kreis Calw ein- und ausgeht. Wie sehr hilft das beim Netzwerken?

Das ist manchmal wie eine Trainerbörse. Da kriegt man mit, dass jemand nicht mehr Trainer ist, bevor er selbst es überhaupt weiß. Man ist also schon ganz gut informiert, muss aber auch Schweigen lernen. Ich bin aber schon gut vernetzt, das kann man so sagen.

Nutzen Sie diesen Informationsvorsprung für Ihre Arbeit bei der Spvgg Berneck/Zwerenberg?

Bis vor zwei Jahren war ich 18 Jahre lang Spielleiter in Berneck und habe das schon genutzt. Das war auch gut so. Heute ist das aber anders. Das funktioniert nicht mehr so, wenn mich nicht direkt als Spielleiter dabei ist.

Bleiben Sie denn dem Bernecker Mädchenfußball noch lange erhalten?

Das kann ich so nicht sagen. Ich mache das gerne und wichtig ist, dass ich Spaß daran habe. Das funktioniert wirklich sehr gut mit den Mädels. Es könnte aber sein, dass ich nächstes oder übernächstes Jahr noch einmal eine aktive Herrenmannschaft trainiere. Das muss dann aber passen. Es muss keine Raketenmannschaft sein, aber in der Kreisliga B auf Platz 10 oder 12 herumzugurken ist nicht mein Anspruch.

Mit den Bernecker B-Juniorinnen treffen Sie nun erst einmal auf den Tabellenführer aus Ellwangen. Was haben Sie sich vorgenommen?

Am besten: das Tor umkippen.

Das bedeutet?

Wenn man das ernsthaft betrachtet, sind wir chancenlos. Normalerweise bekommen wir einen auf den Hut. Aber die Erfahrung zeigt, dass keine einzige Mannschaft durchkommt, ohne irgendwo ein Spiel zu versemmeln. Wir versuchen, dass das bei Ellwangen gegen uns der Fall sein wird. Die fahren zweieinhalb Stunden lang zu uns, das ja auch immer eine Belastung für die Mädels. Und dann müssen wir mal schauen, ein bisschen Beton anrühren, das Spiel eng machen und viel laufen. Wir geben uns nicht geschlagen.   Die Fragen stellte Tim Geideck.