Pfarrer Lutz Bauer (links) erläutert im Rahmen des Erzählcafés die besondere Situation der Gemeinde. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Besucher des Erzählcafés blicken in die Vergangenheit / Pfarrer spricht über Zuwanderer

Furtwangen (sh). Woran erinnern sich die Mitglieder der Kirchengemeinde über ihr eigenes kirchliches Leben in den vergangenen Jahrzehnten? Aus Anlass des Reformationsjubiläums hatte die evangelische Kirchengemeinde Bregtal ihre Mitglieder aus Furtwangen, Vöhrenbach und Gütenbach zu einem gemütlichen Erzählcafé eingeladen.

Bei Kaffee und Kuchen sollten Erinnerungen an das kirchliche Leben wachgerufen werden. Dabei wurde deutlich, dass es hier bei Weitem nicht nur um die evangelische Kirche im Bregtal geht, denn die evangelische Kirchengemeinde ist stark von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen geprägt, wie Pfarrer Lutz Bauer zu Beginn deutlich machte.

Denn eigentlich ist diese Region als ehemaliges Vorderösterreich rein katholisch geprägt. Erst im 19. Jahrhundert kamen erste evangelische Bürger nach Furtwangen. Er stellte vor, aus welchen Gebieten in der Folge des Zweiten Weltkriegs evangelische Mitbürger in die Bundesrepublik kamen und dann auch in Bregtal eine neue Heimat fanden.

Welche Bedeutung dieser Faktor hat, machte er mit einer Zahl deutlich: Seit seinem Amtsantritt habe er 130 Mitglieder der Kirchengemeinde beerdigt. Rund 100 von ihnen stammen dabei aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Auch an diesem Erzählnachmittag stammten die wenigsten Teilnehmer direkt aus dem Bregtal. Sowohl aus verschiedenen Gebieten des heutigen Deutschlands wie auch aus den Ostgebieten bis Ostpreußen waren hier Gemeindemitglieder anwesend und erzählten aus ihrem kirchlichen Leben.

Dabei wurde auch immer wieder deutlich, dass es in der evangelischen Kirche wiederum verschiedene Ausrichtungen gibt, denn neben der hier allgemein verbreiteten unierten evangelischen Landeskirche waren gleichermaßen Lutheraner wie Reformierte nach Furtwangen gekommen.

Ein zentrales Thema bei den Erinnerungen war dabei die Vorbereitung auf die Konfirmation, die je nach Pfarrgemeinde bis zu zwei Jahre dauerte. In Furtwangen war dafür etwa zeitweise ein längerer Sozialdienst jeweils am Sonntag vorgeschrieben. Ein anderes Mitglied der Kirchengemeinde berichtete, dass er aus verschiedenen Gründen als Jugendlicher nicht konfirmiert worden war. Dies wurde dann als Erwachsener in Furtwangen nachgeholt und schon gleich darauf wurde angefragt, ob er nicht im Kirchengemeinderat aktiv werden wolle, was ohne Konfirmation nicht möglich gewesen wäre.