"Könige des Saxofons" erleben in Neukirch enorme Resonanz

Unglaublich enorme Resonanz erlebte des Raschèr Saxophone Quartet im Neukircher Rössle-Keller. Einige Gäste mussten abgewiesen werden. Die "beste Musikschule der Welt" (so Elliot Riley) hatte gute Vorarbeit geleistet.

Von Siegfried Kouba

Furtwangen-Neukirch. "Ein Quartett zu Fünft" gestaltete den Abend, denn zu den Instrumentalisten gesellte sich Rezitator Olaf Creutzburg, der mit schauspielerischer Kunst und gewandte Rhetorik farbige Literaturbilder malte.

"Tropfen in einer stillen Herbstnacht", so der abendliche Titel, wurden in die Herzen der Zuhörer geträufelt. Wenn man ein Streichquartett als höchste Kunstform ansieht, dann darf man das adäquate Saxofonquartett auf das gleiche Niveau heben. In der aktuellen Besetzung mit Christine Rall (Sopransax), Eliot Riley (Altsax), Andreas van Zoelen (Tenorsax) und Kenneth Coon (Baritonsax) hat sich ein Ensemble formiert, das nicht nur hörenswert ist, sondern eine neue Sphäre bläserischer Kunst und moderner Saxofon-Literatur erschließt.

Lyrik und Musik wechselten sich ab. Der Themenkreis wurde mit dem französischen Sprichwort "L´automne est le printemps de l´hiver" (Herbst ist des Winters Frühling) umrissen und steckte den Stimmungsrahmen ab. Daneben gab Egar Allan Poes Gedicht "The Bells" einen Hinweis auf das offensichtliche Anliegen der Instrumentalisten: Klang in Reinheit, im gerundeten Innenverhältnis von Harmonien, Melodien und Rhythmen und immer wieder "Klang, Klang, Klang" in teils äußerst expressiv-kantabler Form und swingend – hell, klar, tänzerisch, heiter und ernst.

Lyrik und Musik wechseln sich ab und erzeugen eine besondere Atmosphäre

Die "Raschèrs" wählten moderne Musik, die den tonalen Rahmen nicht verließ, Dissonanzen nur sanft anklingen ließ und teils programmatischen Anstrich hatte.

Lieder seiner Heimat hatte der Tscheche Gustav Vránek aufgegriffen, die böhmisch-tänzerische Elemente einbrachte, kinderliedhaft und fröhlich daher kam, ein Accellerando einbaute, scharfe Akzente hören ließ, getragene Stimmung vermittelte und mit einem pfiffigen Schluss begeisterte.

Auf den Leib geschrieben war das "Concerto for Saxophone Quartet" des Amerikaners Philip Glass. Der dritte Satz kam im Marschtempo daher, das von einem Andante ohne Sopran als Dreiklang in engen Harmonien eingeleitet wurde, von dynamischen Auf und Ab lebte, über dessen Teppich sich die unbeschwerte erste Stimme erhob und flirrend endete. Synkopen belebten den vierten Satz, der recht flott interpretiert wurde und final donnerte.

Nicht im Programm stand Arvo Pärts "Da pacem domine". Das Friedensgebet lebte ganz aus Klangbesonderheiten (Altsax als Vox humana) , Echoeffekten, Orgelklang mit Tremolo und meditativen Momenten.

Voller Lebendigkeit und Differenziertheit wurden zwei Sätze von Fabian Müller (geboren 1964) gestaltet und Bartoks "Rumänische Weihnachtslieder" hatte Andreas van Zoelen (Tenorsax) adaptiert, um Balkangefühl zu vermitteln.

Ein besonderer Zauber ging von Erland von Kochs "Miniatyrer" aus und die Abrundung durch Klang und Lyrik erfolgte mit Fontanes "Herr von Ribbeck". Schließlich wurden die Besucher mit einem fugierten Abendgruß entlassen.