Allgemeinarzt Josef Burger übergibt Praxis an Nachfolger Wolfgang Pauli / "Ich habe Menschen getroffen"

Von Siegfried Kouba

Furtwangen. Josef Burger gibt seine Arztpraxis in diesen Tagen an Wolfgang Pauli ab, der sie nach Urlaub und Einarbeitungszeit ab 1. Oktober in Eigenregie weiterführen wird. Pauli war bereits in einer Furtwanger Praxisklinik im chirurgischen Bereich tätig und ließ sich zum Facharzt für Allgemeinmedizin ausbilden.

Josef Burger praktiziert seit Frühjahr 1984 in Furtwangen, hatte aber bereits im ehemaligen Krankenhaus Erfahrungen als Praktikant und Assistent gesammelt. Der bald 68-jährige Mediziner stammt aus dem Elzacher Stadtteil Yach, wo er die Dorfschule besuchte, anschließend zum Progymnasium Waldkirch und dann zum Rotteck-Gymnasium Freiburg wechselte und nach dem Abitur in der Breisgaumetropole studierte.

Nach der Bundeswehr, wo er als Truppenarzt arbeitete, war Burger zehn Jahre lang am Kreisklinikum Donaueschingen beschäftigt, wo er zum Internisten ausgebildet wurde. Auch auf den Gebieten Anästhesie-Intensivmedizin, Gynäkologie und Röntgen war er tätig. Burger ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Nähe zu Menschen und Leben in reiner Form wirken erfüllend

Der Allgemeinmediziner ist froh und dankbar dafür, dass er den Arztberuf ausüben konnte. Besonders dankt er den zahlreichen Patienten, die ihm all die Jahre ihr Vertrauen geschenkt haben. Er würde sich freuen, wenn sie bei seinem Nachfolger blieben.

Die Liebe Burgers zu seinem Beruf äußert sich darin, dass er über das Renteneintrittsalter hinaus weiter arbeitete. Vieles wurde ihm in den vergangenen zwei bis drei Jahren bewusst. Glücklichen Umständen verdankt er es, dass er studieren konnte und seinen Wunschberuf fand. Die Nähe zu Menschen, ihr Vertrauen zu gewinnen, das Leben in reiner Form von Freud, Leid und persönlichen Schicksalen kennenzulernen, all das habe ihn erfüllt - und vor allem dass er den Menschen helfen konnte. "Als Hausarzt behandelt man nicht nur Krankheiten, sondern ist Begleiter betroffener Menschen und ihrer Familien", meint der erfahrene Arzt. Daher konnte er Beschwerden aus einer Gesamtschau an der Wurzel behandeln. Nicht das Medizinisch-Technische stehe im Vordergrund, sondern die soziale Funktion. Er habe stets so gut geholfen,wie es möglich war. Es seien tolle Erfahrungen gewesen. "Es war schön", so Burgers Fazit, der seinen Gedanken mit einem Gedicht von Gottfried Benn Ausdruck verleiht: "Ich habe Menschen getroffen".

Rückblickend würde der Allgemeinmediziner nichts anders machen

Unterschiedliche Erlebnisse hätten ihm gezeigt, wie viel Kraft in Menschen steckt. Daher bedauert er, dass junge Kollegen auf die Erfahrungen eines Landarztes verzichten. Auch Furtwangen als Wirkungsort möchte er nicht "schlecht geredet" sehen. Er und seine Frau seien gerne hier und werden ihren Wohnsitz in Neukirch behalten.

Der Ruheständler hat aber auch Zukunftspläne. In Furtwangen seien zahlreiche Aktivitäten möglich. Viele Initiativen existierten, wo man sich einbringen und etwas bewegen könne. Das sei in einer Großstadt wesentlich schwerer. Auch die Fahrzeiten zu Kliniken seien recht kurz, und man müsse sich nicht auf ein Klinikum fixieren. Jungen Kollegen bestätigt er, dass nicht nur die finanzielle Seite maßgebend sei, sondern der Beruf Lebenserfüllung bedeute. Rückblickend würde er nichts anders machen.

Lange hat Burger nach einem Nachfolger gesucht, immer wieder Kollegen und Kliniken angeschrieben. Vor rund vier Wochen war es soweit, als Wolfgang Pauli Interesse bekundete. Der glückliche Zufall ließ zu, dass sie sich einig wurden. Der Vermieter überlässt weiterhin die Räume, Einrichtung und medizinische Geräte gehen auf den Nachfolger über. Auch das Personal wird von Wolfgang Pauli übernommen..