Mundart auf einnehmend-sympathische Art präsentiert das Ehepaar Rosie und Wolfgang Müller im evangelischen Gemeindehaus. Der Mundartautor ist vom SWR 4 bekannt und verteilt dort regelmäßig seine "Gutsele". Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfgang Müller, für "Gutsele" bekannt, pflegt Dialekt und geistige Haltung – vor wenigen Gästen in der "Arche"

Von Siegfried Kouba

Furtwangen. Er ist badischer Mundartautor, Preisträger, bekannt vom SWR 4, wo er "Gutsele" serviert: Wolfgang Müller, Jahrgang 1950. Mit seiner Ehefrau Rosie gastiert er am Sonntag im evangelischen Gemeindehaus, von Organisatorin Waltraud Pahling willkommen geheißen.

Müller begrüßt die "Buebe" per Handschlag – leicht getan, denn soviel sind es nicht. Der Sprachkundler spricht "Südfränkisch" - genauer: Pfinztal-Fränkisch. Er ist in Söllingen, Kreis Karlsruhe, daheim und hat ein gewisses Sendungsbewusstsein, das sich in Pflege von Dialekt, geistiger Haltung und geistlicher Praxis als evangelischer Lektor offenbart. Kein Wunder, dass er sich in der Landeskirche bei "55 plus" betätigt.

Da möchte er weg von irgendwelchen Kreisen, die sich selbst ausdünnen. Die Menschen sollen sich mit ihren Fähigkeiten einbringen. Er ist 40 Jahre lang Lehrer, und seine Rundfunktätigkeit macht ihn über die badischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Er möchte, dass zugehört, hineingehört wird, um Ausdrücke sowohl in Mundart als auch in Hochdeutsch auszuloten. Und da fragt er, wie in seinem neuen Buchtitel "Waisch, was e moin?"

Er deckt ein riesiges Spektrum von der Wiege bis zur Bahre ab; ernsthaft, heiter, spaßig, hintergründig, aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern. Begonnen wird mit einer Andacht, die Achtsamkeit und Mut zur Positionsbestimmung erfordert, wobei Begegnung und Gedankenaustausch dienen sollen – alles unter der Obhut Gottes.

Verblüffend ist seine Exegese des Kinderliedes "Weißt du, wieviel Sternlein stehen?" Gesundes Gottvertrauen wird da Kindern vermittelt, Natur und Umwelt, die Abstammung der drei Buchreligionen von Abraham geschildert und Trost gespendet. Selbst Tageslauf, selten ohne Mühe, und Gott geschenkte Nahrung und Kleidung sind Inhalt.

Dann folgt die "Plauderpause" – es "riecht nach Kaffee", und der wird neben Tee mit mit reichhaltigem Kuchenangebot an hübsch gedeckten Tischen serviert.

Müller erreicht mit seinen "Gutsele" rund 250 000 Zuhörer/innen. Er hat "Poscht" mit gelbem Briefpapier, das mit "Bändele" versehen ist, weiter zu geben – Hinweis auf Band, Binden und Urbund mit Gott, aber auch zu Partnern, die "anbändeln", wobei es manchmal "hälinge" (hinten herum) zugeht, was durchaus positiv geduldet wird. Das gilt "anneweg" (nichts desto trotz /anderer Weg) oder biblisch "dennoch".

Drollig und hintersinnig kommt dann von Frau Rosie, die Gesänge mit Gitarre begleitet, ein "Geschenk von Herzen", das auch ein Ladenhüter sein kann (man denke an manch’ Tombola oder Bazar). Teuer kann werden, wenn man Werbung nicht richtig anguckt.

Da geht die Frau zum Friseur, kommt mit einem 90-Euro-Haarschnitt zurück, und er macht eine Flasche Sekt auf, denn auf das bisschen Geld kommt’s dann auch nicht an.

Sinnesstörung muss nicht unbedingt vorliegen, wenn man nichts sehen will oder wenn es stinkt – "ich riech nix". Da kann man sich auch "vergucken", "sich nicht grün" oder "mehrdeitig" wie beim "lipfe, hebe, halte oder plotze lasse" sein. Missverständnisse kann es geben, wenn eine Patientin anstatt "in’t Hee" gehoben wird, einen Tee bekommt oder die "Bettflasch’ rinnt".

Köstlich schließlich sind die Küchengeräte: "Gott ist kein Trichter, sondern ein Schöpfer", und der liegt in der Schublade!