Auch den Ballkindern galt bei der Siegerehrung ein Sonderlob, die ebenso wie die beiden Finalistinnen den hohen Temperaturen trotzten. Im Bild (von links): Ion Coman, Eva Michael, Peter Rosenberger, Rolf Schmid, Bernd Gall, Cindy Burger, Anton Hönle, Carolin Daniels und Thomas Bürkle. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Carolin Daniels gewinnt ohne Satzverlust Einzel beim Turnier in Bildechingen

Von Arno Schade

Die letzte deutsche Trumpfkarte hat beim internationalen Damen-Tennisturnier in Bildechingen gestochen. Mit einem Zwei-Satz-Sieg gegen die an Nummer eins gesetzte Cindy Burger wurde die Paderbornerin Carolin Daniels beim 21. BMW-AHG-Cup Nachfolgerin der kurzfristig verletzungsbedingt absagenden Laura Siegemund.

Große Freude herrschte nach dem verwandelten ersten Matchball zum 7:5, 6:4-Erfolg bei der 21-Jährigen und ihrem Trainer Peter Osthoff über den ersten Sieg bei einem 10 000-Dollar-Turnier. Darin mischte sich aber auch ein Wermutstropfen, denn nach einem Sturz im sechsten Spiel des zweiten Satzes war ihre niederländische Gegnerin deutlich angeschlagen. Auch nach zwei Behandlungen durch die Physiotherapeutin Catrin Müller musste sie schnelle Bewegungen zur Seite komplett vermeiden und daher auch einige Punkte kampflos an Carolin Daniels abgeben.

Um so bemerkenswerter, dass die 20-Jährige vor allem dank einiger hervorragender Stops sogar noch einmal einen 2:4-Rückstand zum 4:4 ausgleichen konnte. "Das war in dieser Situation gegen eine verletzte Gegnerin auch für mich nicht leicht", so Carolin Daniels, die bei ihrem nächsten Aufschlagspiel sogar einem Breakball abwehren musste. Nach dem Spielgewinn zum 5:4 ging es dann schnell: mit einem Doppelfehler beendete die zwischenzeitlich den Tränen nahe Cindy Burger das Spiel selbst, die damit auch ihr fünftes Endspiel auf der Tour nicht gewinnen konnte.

Damit hatte sich auch bestätigt, was Daniels-Coach Peter Osthoff bereits nach dem Erfolg seines Schützlings im Halbfinale verlauten ließ. "Sie ist mental derzeit wirklich gut drauf, lässt sich auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen und hat damit mindestens die letzten acht von zehn engen Spielen gewonnen." Sehr knapp ging es auch gestern auf dem gut besuchten Centre Court zu; hochklassig war die Begegnung bei hohen Temperaturen und teilweise störendem Wind aber nicht. Beide Spielerinnen leisteten sich zu viele unerzwungene Fehler, und ließen teilweise brillanten Grundlinienschlägen oft sofort wieder leichte Punktverluste folgen. Dazu kamen vor allem in der Anfangsphase der Partie eine ganze Reihe von Doppelfehlern, so dass gleich vier Breaks zunächst zum 2:2-Gleichstand führten.

Auch in der Folge blieben lange Ballwechsel rar, obwohl sich das Service auf beiden Seiten allmählich stabilisierte. Fast alle Spiele gingen über Einstand, in einem Spiel auf Augenhöhe sollten daher nur wenige Punkte die Entscheidung bringen. Und die fiel zugunsten der Deutschen aus, die trotz eines 0:30-Rückstandes noch zur 6:5-Führung kam. Dieser Chance trauerte Cindy Burger einen Moment zu lange nach und nach 62 Minuten war der 7:5-Satzgewinn für die zum vierten Mal in Folge in Bildechingen angetretene Deutsche perfekt, die durch ihren letztlichen Erfolg sogar noch in eine Zwickmühle geriet.

Durch den Turniererfolg auf der Anlage des TC Bildechingen steht ihr nämlich eine Wildcard für die unmittelbar folgende Veranstaltung in Bad Saulgau zu, die eigentlich nicht auf ihrem Terminplan stand. Urlaub oder erneute Chance auf einige Weltranglistenpunkte, war die knifflige Frage, die sie aber erst nach dem Endspiel im Doppel an der Seite von Laura Schaeder nach Rücksprache mit ihrem Trainer entscheiden wollte.

Bei der Siegerehrung gab es großes Ob für die Organisatoren vom Tennisförderverein und Tennisclub Bildechingen. für die sich Eva Michael und Oliver Pollok bei allen Helfern und den Sponsoren bedankten. Pollok lud die Zuschauer dabei bereits zum nächsten Großereignis, den Horber Tennis-Stadtmeisterschaften vom 1. bis 8. September in den Club ein.

Das gute Wetter während des Turniers reklamierte in seinem Grußwort Oberbürgermeister Peter Rosenberger als Schirmherr für sich, übersah dabei allerdings eine aus Westen nahende Gewitterfront, die den Beginn des Doppel-Endspiels verzögern sollte. Der OB bezeichnete das internationale Tennisturnier beim TC Bildechingen als "Aushängeschild für die Stadt", das über den sportlichen Teil hinaus immer mehr auch ein gesellschaftliches Highlight werde.

Im Zusammenhang mit den 25 000 Einwohnern Horbs regte Rosenberger angesichts des mit 10 000 Dollar dotierten Turniers an, vielleicht einmal über eine Angleichung der Zahlen nachzudenken. Ein Gedankenspiel, das Turnierdirektor Thomas Bürkle umgehend aufgriff und für eine Aufwertung des Turniers gleich die 25. Austragung im Jahr 2017 ins Gespräch brachte, "das würde dann hervorragend passen."

Nichts dagegen hätte sicherlich auch WTB-Vizepräsident und Verbandssportwart Rolf Schmid, der beide Spielerinnen angesichts der hohen Temperaturen lobte: "Es ist absolut kein Tenniswetter und war heute eine schwere Aufgabe. Unter diesen Umständen haben wir gutes Tennis gesehen." Das Turnier selbst habe seinen familiären Charakter und seinen Charme auch in diesem Jahr bewahrt, "es wird vom Ausrichter immer mit sehr viel Liebe organisiert."