Sie sorgen dafür, dass bildende Kunst an die Öffentlichkeit kommt (von links): Sascha Falk, Albrecht A. Bopp, Tanja Solombrino, Andrea Schumacher, Jochen Oettling und Klaus Michael Rückert. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Im Foyer des Landratsamts Freudenstadt präsentiert sich die 11. "Ortszeit"-Kunst

Über 30 Exponate von der klassischen Handzeichnung bis zum animierten Trickfilm sind nun im Foyer des Landratsamts der Öffentlichkeit zugänglich. Die neue Ausstellung "Ortszeit" ist eröffnet.

Kreis Freudenstadt. Unter dem Titel "Spektrum – Zeichnung" präsentiert die Kunstinitiative 2016/17 für die Region Nordschwarzwald eine Auswahl der Arbeiten von 26 Künstlern, Frauen wie Männer. In der Vernissage hob Landrat Klaus Michael Rückert auf Tradition und Bedeutung der Ausstellungsreihe "Ortszeit" ab und verwies auf das "großartige Angebot mit seiner beeindruckenden Vielfalt", das die Werke kennzeichne.

Schon in der Steinzeit "Medium zur Tradierung kultureller Zeugnisse"

Zum kunstaffinen Publikum gehörten vernissagetreuen Honoratioren, lokal ansässige Künstler und die Pforzheimer Kunsthistorikerin Tanja Solombrino. Sie führte anschließend kenntnisreich und detailliert in die Ausstellung ein. Für die Verknüpfung von bildender Kunst mit schwungvoller Musik sorgte das Duo "Little Hot Spot" mit Lulu Stahlberg an der Klarinette und am Saxofon sowie Karlheinz Heiss am E-Piano.

Tanja Solombrino wählte als Einstieg in ihren Vortrag das Credo des französischen Schriftstellers Joseph Joubert: "Zeichnung ist Sprache für die Augen." In ihrer deduktiv angelegten Analyse kam sie zunächst auf Entstehungs- und Darstellungsformen der Zeichnung zu sprechen. Bereits in prähistorischer Zeit habe diese Form, beispielsweise in Stein geritzt, als "Medium zur Tradierung kultureller Zeugnisse" gedient. Aus kunstwissenschaftlicher Sicht sah sich die Zeichnung einem stetigen Bedeutungswandel ausgesetzt.

Anfangs als Mittel zu Übungszwecken und als Vorstudien eines künstlerischen Werkes gedacht, gewann sie seit der Renaissance zunehmend an Eigenständigkeit. Zeitgenössische Künstler, so die Referentin, hätten es geschafft, Zeichnungen zu kreieren, die in ihrer Bedeutung nicht hinter anderen Kunstgattungen zurückstehen müssten. Folgerichtig widmen sich zunehmend zahlreiche Ausstellungsprojekte dem Medium Zeichnung. Dementsprechend wird auch die Aktualität der 11. "Ortszeit"-Auflage offensichtlich. Intensiv hatte sich Tanja Solombrino mit den Werken der 26 Aussteller beschäftigt, und so sah sie sich in der Lage, die spezifischen künstlerischen Merkmale herauszuarbeiten.

Der Horber Künstler Albrecht A. Bopp setzt beispielsweise in seiner Zeichnung "Heiligenfeld III" formbestimmende Umrisslinien in Gestalt von feinen Tuschelinien ein. Der solcherart "reduzierte architektonische Körper" besteche durch seine "dreidimensionale Perspektive". Als "minutiöser Beobachter des Moments" weist sich für Tanja Solombrino der Freudenstädter Jochen Oettling mit seiner farbigen Zeichnung "…mit Senk- und Spreizfuß in der Murg" aus. Mit methodischer Raffinesse schaffe er "eine Raumillusion auf der zweidimensionalen Fläche". Die Freudenstädterin Dinah Günther, unlängst in einer Doppelausstellung im Landratsamt präsent, entwickelt mit ihren Blättern "Louvre Serie" in der Sichtweise Solombrinos ihre skizzenhaften Zeichnungen "aus einem Wechsel von zarten und kräftigen Bleistiftlinien".

Im Anschluss waren die Gäste eingeladen, mit Künstlern und untereinander ins Gespräch zu kommen. Dafür, dass dies keine trockene Angelegenheit wurde, sorgte der "Weltladen" Freudenstadt mit seiner Bewirtung.

 Die Ausstellung "11. Ortszeit 2016/17" ist bis zum 12. Februar zu den Öffnungszeiten im Landratsamt zu besichtigen.

Vertreter der Landkreise Calw, Freudenstadt und Enzkreis sowie der Stadt Pforzheim arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam daran, Konzepte für die Kulturregion Nordschwarzwald zu entwickeln. Die Ausstellung "Ortszeit" steht für diese Bemühungen. Inzwischen hat sich die Reihe zum festen Bestandteil der regionalen Kunstszene entwickelt und findet Anerkennung auch aus den Nachbarregionen Karlsruhe und Stuttgart. Über 100 Künstlerinnen und Künstler aus der Region sind für die neue "Ortszeit" dem Aufruf der Sektion Bildende Kunst des Pforzheimer Kulturrats gefolgt und haben sich um die Teilnahme beworben. Eine unabhängige Jury hat daraus 26 ausgewählt, die mit repräsentativen Arbeiten in Freudenstadt und danach im Enzkreis vertreten sind.