LeichtathletikTimo Benitz fasst stattdessen Start bei der Universiade ins Auge / Umzug nach Berlin

Von Arno Schade

Aus der schwäbischen Provinz in die Großstadt Berlin ist vor kurzem der deutsche Mittelstrecken-Shootingstar Timo Benitz gezogen. Die Verbindungen in die Heimat aber bleiben trotz der Luftveränderung erhalten, denn auch in der WM-Saison 2015 wird er für die LG farbtex Nordschwarzwald an den Start gehen.

"Es geht mir in der Hauptstadt richtig gut; ich wollte einfach einmal etwas ganz anderes erleben", so der bisher in Volkertshausen am Bodensee ansässige 22-Jährige, der allerdings auch in den letzten Jahren dort nur selten anzutreffen war. Wegen seines dualen Bachelorstudiums der Luft- und Raumfahrttechnik war er öfter in Ottobrunn bei München bei seinem Arbeitgeber Airbus unterwegs. "Er ist es also ohnehin gewohnt und hat es lieber allein zu laufen", sagt sein Heimtrainer Jörg Müller.

Derzeit allerdings köchelt das Trainingsprogramm bei Timo Benitz wegen seiner immer noch nicht komplett überwundenen Achillessehnenverletzung, die nach dem siebten Platz über 1500 m bei den Europameisterschaften in Zürich auch zum sofortigen Saisonende führte, eher auf Sparflamme. "Ich habe zwar derzeit schon keine Schmerzen beim Laufen mehr, will aber kein Risiko eingehen und die Verletzung komplett auskurieren", belässt es Benitz auch auf Anraten der Ärzte des Olympiastützpunktes Berlin erst einmal bei Aquajogging und Radfahren auf dem Ergometer.

Im Gegensatz zu seinen Vereinskameraden Dennis Meßmer und Benedikt Karus, die an diesem Wochenende beim Sparkassen-Cup in Pforzheim ihren Einstand in die Crosslauf-Saison feiern, sind Wettkämpfe im Gelände derzeit auch absolut kein Thema. Nicht ganz ausschließen will Timo Benitz allerdings, bei den Titelkämpfen 2015 in Markt Indersdorf (Bayern) gemeinsam mit den anderen LG-farbtex-Crossläufern die Titelverteidigung anzupeilen, nachdem er sich in diesem März mit Benedikt Karus und Marco Kern den Mannschaftstitel über die Männer-Mittelstrecke holte. "Vor der DM werde ich aber mit Sicherheit keine Läufe bestreiten", so Benitz, der auch die Hallensaison komplett ausfallen lässt.

Große Ziele hat sich der vor allem durch seine Spurtstärke auf der Zielgerade auch international aufgefallene Läufer dagegen für die nächsten zwei Jahre gesetzt, in denen er nach der starken Doppelbelastung auch noch während der Saison 2014 zunächst sein Hauptaugenmerk auf den Sport legen wird. Als Fernziel steuert er eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro an. Ob der Weg dahin über die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in China führt, ist allerdings noch nicht ausgemacht.

"Ich habe mir den Marathonlauf in Peking angeschaut und gesehen, wie die Läufer wegen des Smogs mit Mundschutz gelaufen und hustend ins Ziel gekommen sind. Da habe ich eigentlich keinen so großen Bock drauf", macht er seine Einstellung klar. Natürlich wolle man eine WM bei erfolgreicher Qualifikation gerne mitnehmen, aber auch auf einem anderen Weg sei eine sportliche Weiterentwicklung möglich. "Vielleicht ist es sinnvoller die Universiade in Südkorea anzustreben und dabei dann um die Medaillen mitzulaufen, als vielleicht bei einer WM schon im Vorlauf auszuscheiden", hat er sich seine eigenen Gedanken gemacht. Damit ließen sich eventuell sogar bessere Erfahrungen sammeln, meint Timo Benitz, "und für jeden Sportler ist es doch schöner erfolgreich zu sein und vorne mitzulaufen." Gwangju statt Peking also der Saisonhöhepunkt? Überlegungen, die mit denen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nicht unbedingt übereinstimmen müssen.

Weil er sich aber vorgenommen hat, "vor allem erst einmal richtig gesund zu werden", stehen sportliche Planspiele für Timo Benitz erst einmal hinten an. Derzeit konzentriert er sich auf sein Aufbaustudium in Berlin, nachdem er nach dem Bachelor-Abschluss nicht direkt in ein Masterstudium einsteigen konnte. "Der Abschluss an einer dualen Hochschule wird dazu nicht anerkannt", so Timo Benitz; auch Bemühungen seitens der Laufbahnberater des Olympiastützpunkts in Stuttgart haben zu keinem Erfolg geführt.

Eine Rückkehr schließt er dennoch nicht aus. "Es ist gut möglich, dass ich doch noch in Stuttgart studiere, wenn ich die nötigen Scheine habe; das hier in Berlin muss nicht für immer sein", hat er seine diesbezüglichen Planungen noch nicht abgeschlossen.