Risikoumfeld dämpft Erwartungen / Ertragslage und Umsätze stabil / Exporte nicht mehr als Konjunkturlokomotive

Region. Das noch im Frühsommer bestehende Stimmungshoch bei den Unternehmen aus der Region Nordschwarzwald ist Ernüchterung gewichen. Dies ergab die jüngste Konjunkturbefragung der IHK Nordschwarzwald zum Herbst bei 310 Unternehmen.

Während bei der letzten Befragung im Frühsommer noch eine Mehrheit von 58 Prozent von guten Geschäften berichtet hatte, ist dieser Anteil auf 49 Prozent zurückgegangen, was dem Landesdurchschnitt entspricht, so die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald in ihrer Mitteilung. Die Hälfte der befragten Firmen (Frühsommer 2015: 40 Prozent) bewertet ihre Geschäftslage mit befriedigend. Positiv falle jedoch auf, dass sich auch der Anteil derer, die mit einer schlechten Geschäftslage zu kämpfen haben, auf ein Prozent verringert hat (Frühsommer: zwei Prozent), heißt es weiter.

"Ausgehend von dem hohen konjunkturellen Niveau, von dem unsere Firmen in der letzten Zeit profitieren konnten, ist es verständlich, dass auch eine Verschnaufpause eingelegt werden muss", kommentiert Burkhard Thost, Präsident der IHK Nordschwarzwald, das Befragungsergebnis.

Demgegenüber freut sich die Wirtschaft in der Region über eine weiterhin zufriedenstellende Ertragssituation. 40 Prozent bewerten sie mit gut, weitere 53 Prozent noch mit befriedigend. Auch die Umsätze bewegen sich nach wie vor auf hohem Niveau. 41 Prozent verzeichneten in den letzten vier Monaten höhere Umsätze gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

Der Anteil der regionalen Firmen mit praller gefüllten Auftragsbüchern ist im Vergleich zur letzten Befragung von 34 auf 28 Prozent zurückgegangen. Mit 61 Prozent sind die Bestellungen jedoch bei einem Großteil der Unternehmen stabil. Diese Konsolidierung bei den Auftragseingängen sei auch eine mögliche Erklärung dafür, dass die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate nicht mehr so rosig ausfallen wie noch im Frühsommer, so die IHK. Zwar rechnen zwei Drittel mit künftig gleich bleibenden Geschäften, allerdings ist der Anteil der Optimisten, die künftig bessere Geschäfte erwarten, auf 22 Prozent zurückgegangen. Auch die Umsatzaussichten liegen unter den Werten der letzten Befragung.

Befragt nach den Risiken, mit denen sich die regionalen Firmen in den nächsten zwölf Monaten konfrontiert sehen, wird die Inlandsnachfrage am häufigsten genannt. Trotz des niedrigen Zinsniveaus werde offensichtlich damit gerechnet, dass das hohe Investitionsniveau im Inland künftig nicht aufrechterhalten werden kann, so die IHK. Mit dazu beigetragen haben könnte der nach wie vor bestehende Fachkräftemangel, der bei den befragten Risikofaktoren am zweithäufigsten genannt und als Wachstumsbremse angesehen wird. Angesichts der steigenden Flüchtlingsströme nach Deutschland unterstütze die regionale Wirtschaft daher die Absicht, die Asylverfahren zu beschleunigen und die anerkannten Asylbewerber schneller und einfacher in den Arbeitsmarkt zu integrieren, um so den Fachkräftemangel abzubauen.

Herausforderungen:Demografie und Digitalisierung

Die demografische Entwicklung wird aus Sicht der regionalen Firmen in erster Linie den Mangel bei den Fachkräften und bei den Auszubildenden weiter verstärken. Auch wird sie dazu führen, dass betriebsinternes Wissen verloren geht und sich der Weiterbildungsbedarf erhöht. Ähnliche Wirkungen werden durch die Digitalisierung der Arbeitswelt erwartet. Eine große Mehrheit geht davon aus, dass dadurch die Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter in fachlicher, organisatorischer und kommunikativer Hinsicht steigen. Routinetätigkeiten werden zugunsten einer höheren Arbeitsproduktivität entfallen, so die Erwartung. Auf die wachsende Digitalisierung wollen die Unternehmen aus der Region mit unterschiedlichen Maßnahmen reagieren. An vorderster Stelle stehen Anpassungen in der Personalpolitik und bei den Organisationsstrukturen, etwa bei der internen Kommunikation. Ferner beabsichtigen die Firmen, in die Weiterbildung zu digitalen Kompetenzen zu investieren und Modelle zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung auszubauen, etwa das "Home-Office".

Obwohl der bislang schwache Eurokurs gegenüber dem US-Dollar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporte erhöht, gingen gegenüber der letzten Befragung auch die Exporterwartungen etwas zurück. Die weiterhin labile Situation in Griechenland und die Wachstumsschwäche in China beeinträchtigen das Exportklima. Die Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Exportentwicklung wird auch dadurch deutlich, dass die Auslandsnachfrage von rund 40 Prozent der Befragten als Risikofaktor betrachtet wird, während dies im Frühsommer nur bei einem Viertel der Fall war. "Daher verwundert es nicht, dass sich die Unternehmen bei ihren Personalplanungen vorsichtig abwartend zeigen. Ich freue mich jedoch, dass knapp drei Viertel dennoch ihre Beschäftigtenzahl stabil halten wollen", so Thost.