LeichtathletikTimo Benitz gewinnt sensationell 800 m-Rennen bei Team-Europameisterschaft in Braunschweig

(asa). Aufsteiger des Jahres, Senkrechtstarter, Mann mit dem Killerinstinkt. Die Superlative gehen nicht aus, um die derzeitigen Auftritte von Timo Benitz zu beschreiben. Gestern überraschte der 22-Jährige von der LG farbtex Nordschwarzwald die internationale Fachwelt und sicherte sich vor allen Favoriten den Sieg im 800 m-Rennen der Team-Europameisterschaft.

Mit seinen zwölf Punkten leistete er auch einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtsieg der deutschen Mannschaft (371) vor dem lange Zeit auf Augenhöhe agierenden Team aus Russland (359,5). Der Russe Stepan Poistogov kam in 1:49,08 min nicht über den zehnten Platz hinaus und buchte damit nur drei Zähler auf dem Konto der Russen.

Rund 20 Stunden vor seiner am heutigen Vormittag angesetzten nächsten Prüfung seines Luft- und Raumfahrtstudiums hat Timo Benitz seine sportliche Bewährungsprobe auf internationalem Männerparkett mit Glanz und Gloria bestanden. 600 Meter hielt er sich geschickt im Feld versteckt und sparte als kleinster Läufer im Feld im Windschatten seine Kräfte. Als kurz vor der 200 m-Marke die Post vorne abging, verbesserte er sich von der siebten schon einmal auf die fünfte Position und bog hinter den vier vermeintlichen Favoriten auf die Zielgerade ein. "Da war ich auf der Position, auf der ich sein wollte", so der passionierte Freizeitmusiker, der seinen Konkurrenten danach so richtig den Marsch blies.

"Ich habe vorne den Franzosen Pierre-Ambroise Bosse und Adam Kszczot gesehen, und gedacht heute sind die beiden fällig", beschrieb Timo Benitz seine Gedanken vor dem Beginn eines unwiderstehlichen Endspurts, dem letztlich auch der Hallen-Vizeweltmeister aus Polen nicht gewachsen war. Unter dem Beifallssturm des Braunschweiger Publikums ("das war fantastisch") setzte sich Benitz, der vor seinem Rennen von den Routiniers und Weltmeistern Robert Harting und David Storl noch einmal besonders motiviert worden war, 30 m vor dem Ziel an die Spitze und gab sie nicht mehr ab, "aber das war hart, ganz hart. und reine Kopfsache" Der Lohn war der Sieg in neuer persönlicher Bestzeit von 1:46,24 min vor Adam Kszczot (1:46,36), dem Italiener Giordano Benedetti (1:46,45) und dem dritten Läufer im Feld mit einer Bestzeit deutlich unter 1:44 Minuten, Pierre Bosse (1:46,46).

In einem Rennen, in dem er die zweiten 400 m schneller als die erste Runde absolvierte, knackte Timo Benitz zugleich auch die EM-Norm des DLV für Zürich über 800 m um eine Hundertstelsekunde. Seine Hauptstrecke, über die er im August auch in Zürich an den Start gehen will, bleiben aber die 1500 m, erklärte er im anschließenden Fernsehinterview: "Drei Rennen über die 800 m bei einer EM sind sehr hart. Aber ich freue mich, wenn ich bei den Kollegen auf dieser Strecke so richtig wildern kann, das macht mir viel Spaß."