Die Band "Cabanáz" gab im pittoresken Dorfmuseum in Dietersweiler ein Konzert zum Reformations-Jubiläum. Fotos: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Reformator würdigte Musik als Gottesgabe / Etwas anderer Beitrag zum Reformations-Jubiläum

Einen ebenso mutigen wie interessanten Beitrag leistete die evangelische Kirchengemeinde als Beitrag zum Reformations-Jubiläum: ein Konzert, verknüpft mit Texten des Reformators unter dem Leitspruch "Jazz trifft auf Luther".

Freudenstadt-Dietersweiler. Die Band "Cabanáz" und Gemeindepfarrerin Sandra Weller-Steinmetz lockten ein großes Publikum ins Dorfmuseum. Dafür, dass die Veranstaltung ein rundum gelungenes musikalisch-geistliches Fest wurde, trugen viele Faktoren bei. Die Gäste dankten den Protagonisten für den anregenden Abend mit lebhaftem Beifall.

Im Jubiläumsjahr 2017 "luthert" es an allen Ecken und Enden mit Publikationen, Vorträgen, Konzerten und vielem mehr – Kitschiges inbegriffen. Was wohl Jazz, Latin und Funk mit theologisch Gewichtigem gemein haben könnten, lautete denn auch die Anfrage. "Mehr, als man denkt", hielt Pfarrerin Sandra Weller-Steinmetz entgegen und berief sich dabei auf ein Verdikt Martin Luthers, wonach "Musik die beste Gottesgabe" sei. Wer dieser Kunst huldige, sei "guter Art und vor allem geschickt", so der Reformator weiter.

Die Band "Cabanáz" trat wieder einmal den Beweis dafür an, dass sie in bestem Lutherischen Sinne "geschickt" ist. Mehr noch: Sie kann, und auch das ist durchaus biblisch, mit ihren Pfunden wuchern. Höchst professionell hörte sich an, was die sechsköpfige Formation ins Publikum trug. Frontfrau Marianne Martin, deutsch-brasilianische Sängerin, gab mit wandelbarer Stimme allen musikalischen Genres unverwechselbare Kontur.

Dynamische Körpersprache und freundlich-zugewandte Mimik formten sich zu einem temperamentvollen Ganzen, ohne extroviertes Gehabe. Kommunikative Zurückhaltung bei den Musikern? Ja, aber nicht, was das musikalische Potenzial angeht. Da gingen Volker Kuentz (Keyboards, Akustikgitarre und musikalische Leitung), Bruno Lehmann (Saxofone, Klarinette und Percussion), Andy Morlock (Schlagzeug), Carl Hermann Graf (Bass) und Alain Saraf (Elektrogitarre) in die Vollen.

Der ausgewogene, gut aufeinander abgestimmte Klangkörper erreichte auch mit Soli Bestnoten beim Publikum. Techniker Fabian Emele leistete seinen unverzichtbaren Beitrag zum authentischen Klangbild.

Die Band "Cabanáz" ist in verschiedenen Stilrichtungen zu Hause. Jazz, Funk, Latin und anspruchsvoller Pop sind die Elemente ihres Repertoires. Standards und Titel arrivierter Komponisten zählen ebenso dazu wie eigene Kompositionen. Dabei liegt das Augenmerk auf den eigenen musikalischen Charakter.

Bei aller schwungvoller Darbietung blieb im Dorfmuseum Raum für ein musikalisches Gedenken mit der Eigenkomposition "Face To Face" an den verstorbenen Gründer und Bandleader Martin Tradowsky.

"Gott will, dass wir fröhlich sind", so Pfarrerin Weller-Steinmetz. Und zur Fröhlichkeit zählt die gemeinsame Freude an den angenehmen Seiten des Lebens. Gesellige Leute sind üblicherweise keine Kostverächter. Dabei kommt ihnen ein Aphorismus Luthers besonders zupass: "Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein Narr sein Leben lang."

Mit den Luther-Texten sollte keineswegs oberflächlichen Annehmlichkeiten das Wort geredet werden. Sie zeigten aber auch, dass der Reformator fest im Leben stand und ihm nichts Menschliches fremd war. Nach seiner Überzeugung ist Freude eine besondere Eigenschaft des Glaubens und dadurch gottgegeben.

Sandra Weller-Steinmetz hatte am Ende des rund zweistündigen Konzerts (Zugaben inklusive) ein lange Dankesliste abzuarbeiten. Sie bezog sich unter anderem auf die Museumsleitung und die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die Verantwortlichen der Kirchengemeinde und die Sponsoren. Sie alle hatten dazu beigetragen, dass das Experiment "Jazz trifft auf Luther" so wirkungsvoll gelang.