Timm Kern führte ein Gespräch mit den Hebammen Magdalena Klein, Cornelia Manntz, Anne Girrbach und Heike Klumpp (von links). Foto: FDP

Erhöhung der Haftpflichtprämien bringt Berufsstand in Gefahr. In manchen Städten keine Hausgeburten mehr.

Kreis Freudenstadt - Es sind harte Zeiten für die Hebammen im Kreis Freudenstadt. Im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Timm Kern (FDP) schilderten vier Hebammen ihre aktuelle Situation. Besonders durch die Erhöhung der Haftpflichtprämien, die sich laut dem Deutschen Hebammenverband (DHV) im Jahr 2012 auf 4242 Euro jährlich belaufen (2004 waren es 1352 Euro) haben viele Hebammen ihren Beruf aufgegeben.

Auch die Hebammen aus dem Kreis Freudenstadt blicken mit getrübtem Blick in die Zukunft. Anne Girrbach sagt: "Es gibt bereits Städte, wo es keine Hebammen mehr gibt, die Hausgeburten durchführen. Die Nachfrage aber ist da. Wir bekommen Anfragen bis aus Karlsruhe, die wir absagen müssen." Conny Manntz ergänzt, "dass der Beruf der Hebamme nur noch als Hobby ausgeführt werden kann, weil wir die Arbeit leidenschaftlich gerne machen. Den Lebensunterhalt können wir uns nicht mehr erwirtschaften."

Laut Heike Klumpp ist der exorbitante Anstieg der Haftpflichtprämie nicht auf eine Zunahme von geburtshilflichen Schadensfällen zurückzuführen. Dies bestätigt der DHV in der Veröffentlichung seiner Schadensmeldungen. Timm Kern  sieht besonders im unzureichenden Versicherungsangebot ein Problem.

Laut den Hebammen gibt es nur noch eine Versicherung, die eine Gruppenhaftpflicht für die Berufsgruppe anbietet. Außerdem hat auch die letzte verbleibende Versicherung angekündigt, ab 2015 keine Hebammen mehr zu versichern, was eine Ausübung des Hebammenberufs unmöglich machen würde. Timm Kern dazu: "Der Staat schreibt eine Versicherungspflicht für Hebammen vor. Gleichzeitig fehlt ein ausreichendes Versicherungsangebot. Das halte ich für inakzeptabel."

Die Hebammen sehen in dem Wegfall ihrer Arbeit das große Problem, dass Frauen die Wahlfreiheit genommen wird, wo sie ihr Kind auf die Welt bringen möchten. "Wir müssen ein gesellschaftliches Bewusstsein für dieses Problem schaffen. Nur durch den Erhalt der Tätigkeit von Hebammen stellen wir sicher, dass Frauen auch in Zukunft frei entscheiden können, wo sie ihr Kind zur Welt bringen wollen", betont Kern.