Nationalpark: Verkehrskonzept bereitet noch Kopfzerbrechen / Parkplatzgebühren sollen spürbar sein

Seit vier Jahren gibt es den Nationalpark Schwarzwald. Demnächst soll es auch ein Verkehrskonzept geben. Die Kreuzfrage: Wie kommen die Leute in den Schwarzwald?

Region. "Eine historische Sonderfahrt in die Zukunft" nennt der Freudenstädter Landrat Klaus Rückert die Busfahrt. Das klingt vollmundig und blumig zugleich – wirkt aber ziemlich dick aufgetragen. Tatsächlich handelt es sich um eine dreistündige Informations-Veranstaltung zum Verkehrskonzept Nationalpark Schwarzwald. Die Krux: Das Konzept gibt es noch gar nicht. Der Bus, der die Teilnehmer durch die Landschaft schaukelt, ist ein gemütlicher roter Mercedes-Oldtimer aus dem Jahr 1987. Es ist strahlender Sonnenschein. Die Fahrt geht von Oppenau nach Bad Griesbach, zweite Station ist Ruhestein, dann zum Mummelsee und nach Ottenhöfen. Veranstalter sind der Nationalpark und das Verkehrsministerium.

35 Interessierte sind an Bord, die weitaus meisten sind Amtsträger und Experten. Bürger ohne Amt und Würden, für die diese Infofahrten eigentlich gedacht waren, sind zumindest bei diesem Termin Mangelware, auch Nationalpark-Chef Wolfgang Schlund ist dabei. Alphatier der PR-Aktion ist Landrat Rückert.

Vermutlich im Frühjahr 2018 soll das Verkehrskonzept stehen, sagt er. Die Gretchenfrage, die das Konzept zu lösen hat, klingt simpel, ist aber nicht leicht zu lösen: "Wie kommen die Leute in den Schwarzwald? Und wie kommen sie durch den Schwarzwald?" Und das natürlich möglichst umweltverträglich, wie Rimbert Schürmann vom Planungsbüro PTV Group formuliert. Schürmann ist einer der tonangebenden Experten bei der Ausarbeitung des Konzepts. Und, wie bei anderen Verkehrskonzepten auch, geht es natürlich um die Grundfrage: Mehr Privatautos oder mehr Bus und Bahn? "Ein Spagat", so Schürmann.

Das Problem mit dem öffentlichen Nahverkehr: Die Taktung der Züge und Busse, die aus den Ballungszentren kommen und die Leute auf die Höhen bringen sollen, stimmen nicht. "Zwei-Stunden-Takt und das von 10 bis 17 Uhr" gebe es da zumeist. "Das erscheint vielen als nicht ausreichend." Die Folge: Die Leute nehmen das Auto.

Das Problem für die privaten Ausfahrer ist ein anderes: Parkplätze. Die sind nämlich nicht nur an "schlimmen Tagen" Mangelware, wenn die Besucher in Massen in die Region strömen. In Bad Griesbach etwa soll ein Parkhaus gebaut werden, in Ottenhöfen werde eigentlich auch eines gebraucht, geht in dem kleinen Ort aber einfach nicht, meint Schürmann. Um die Besucher vom eigenen Auto abzuhalten, soll an der Preisschraube gedreht werden – und das wohl recht kräftig. "Parkplatzbewirtschaftung" nennt das Schürmann. "Mit 1,50 Euro ist es da sicher nicht getan."

Soll es künftig im Prinzip gar keine Parkplätze mehr geben, an denen man den Wagen umsonst abstellen kann? Schürmann zögert mit einer Antwort, dann lächelt er etwas gequält: "Sie können ja an der Straße parken." Landrat Rückert formuliert das etwas verbindlicher: "Lieber Anreize statt Verbote." Die große Unbekannte, die über allem schwebt, heißt: Wie viel Verkehr ergießt sich künftig tatsächlich in den Nationalpark? Bisher gebe es da leider nur Schätzungen. "Die Kollegen rechnen das gerade aus", versucht es Schürmann mit Humor. Das Problem: "Prognosen im Tourismus sind sehr schwierig."

Problematisch ist auch die Sache mit den Motorrädern. Gleich nach dem Mummelsee tauchen die ersten schweren Maschinen auf, fliegen geradezu um die Kurven. Das bereite einiges Kopfzerbrechen, räumt der Experte in Sachen Verkehrskonzept offen ein. Motorräder im Nationalpark – für den Laien passt das auf den ersten Blick gar nicht zusammen. Doch Schürmann meint: "Wir können die Motorräder nicht verbieten, wir wollen sie auch nicht verbieten." Noch scheinen die Probleme in Sachen Verkehrskonzept lange nicht gelöst.