TennisEx-Schiedsrichterin Anja Kühne als Supervisorin zurück

Von Arno Schade

Ballkind bei Steffi Graf, Schiedsrichterin bei Victoria Azarenka und jetzt Supervisorin beim 23. BMW-ahg-Cup in Bildechingen. So liest sich in kurzen Worten der Werdegang von Anja Kühne.

Für einige überraschend ist in diesem Jahr der seit vielen Jahren in Bildechingen tätige Ion Coman nicht als Supervisor berufen worden. Eine lange Eingewöhnungszeit hat die Berlinerin aber nicht benötigt, "denn hier arbeitet ein erfahrenes und eingespieltes Team", so Anja Kühne. Das Turnier ist ihr zudem nicht unbekannt, denn vor zehn Jahren war sie als Stuhlschiedsrichterin schon beim BMW-ahg- Cup im Einsatz.

So zählte das Bildechinger Turnier auch zu ihren Favoriten, als sie Anfang des Jahres nach der erfolgreich abgelegten Prüfung in Hamburg als "Silver Referee" ihre Präferenzen für Einsätze im Jahr 2015 abgeben durfte. Etwa acht Termine jährlich absolviert Anja Kühne und begreift sie als willkommene Abwechslung für einen Job in der freien Wirtschaft, den sie gleich nach dem Lehramtsstudium in Englisch und Erdkunde angetreten hat.

"Ich nutze meinen Urlaub und baue Überstunden ab", erzählt Anja Kühne, die schon seit dem Alter von zehn Jahren dem Tennisball leidenschaftlich nachjagt. Sportlich brachte sie es bis in die Regionalliga, noch heute gehört sie dem Tennisclub Grün-Weiß Lankwitz an und ist dort auch Sportwartin.

"Daneben habe ich eine typische Karriere im Tennis gemacht", meint Anja Kühne lächelnd, die als Ballkind bei den früher in Berlin ausgetragenen German Open der Tennisdamen begonnen hat. Die großen Zeiten von Steffi Graf und ihre epischen Duelle mit Arantxa Sanchez-Vicario, Gabriela Sabatini oder Monica Seles hat sie dabei hautnah miterleben dürfen. Über Einsätze als Linienrichterin kam sie zunächst auf den Schiedsrichterstuhl und jetzt mitten ins organisatorische Zentrum der Turniere.

In die Türkei führte dabei ihr erster Weg, danach war sie bei zwei Nachwuchsturnieren in Deutschland aktiv. "Allen Seiten immer gerecht zu werden, ist nicht immer einfach", beschreibt sie die Schwierigkeiten eines Supervisors, "man sollte als Bindeglied möglichst immer die Interessen der Spielerinnen und der Turnierverantwortlichen unter einen Hut bringen." Vor allem in der Anfangsphase oft keine einfache Sache, vor allem wenn das Wetter nicht richtig mitspielt. Einen ersten Test hat die Turnierorganisation mit Anja Kühne an der Spitze dabei gestern schon bestanden, als man trotz anfänglichen Regens und anhaltendem Wind das anspruchsvolle Programm gut über die Bühne brachte.

Die Prognosen sehen laut Wetterbericht auch zunehmend besser aus, weshalb Anja Kühne sehr zuversichtlich dem weiteren Turnierverlauf entgegen blickt. Dass dabei auch die eine oder andere deutliche Ansage gegenüber einer Spielerin nötig sein könnte, schreckt sie nach ihrer reichhaltigen Schiedsrichtererfahrung nicht. Im Gegenteil: "Tennis ist mir heute oft zu glatt gebügelt. Typen wie John McEnroe früher hat das Publikum doch sehen wollen."