Freihandel: Viele Firmen zugeknöpft. "fischer" und Bosch-Rexroth sehen Chancen.

Kreis Freudenstadt - CETA und TTIP – die beiden Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA polarisieren auch im Kreis Freudenstadt. Viele große und exportstarke Unternehmen in der Region zeigen sich beim Thema seltsam zugeknöpft.

Welche Chancen böten die Abkommen für die Industrie zwischen Kniebis und Neckar? Welche rechtlichen und bürokratischen Hürden hemmen bislang ihre Geschäfte auf den Märkten in Übersee? Was bedeutet das im Geschäftsalltag ganz konkret? Die Antworten auf Anfragen fallen in den meisten Unternehmen dürr aus: "Kein Kommentar."

Das Thema scheint ein heißes Eisen zu sein, selbst innerhalb der Firmen verlaufen Trennlinien: Die IG Metall im Kreis Freudenstadt ruft zur Teilnahme an der Großdemo gegen CETA und TTIP am Samstag in Stuttgart auf. Dabei liegen die Interessen im Grundsatz offenbar gar nicht so weit auseinander.

Position bezieht hingegen Klaus Fischer, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer in Tumlingen: "Die Unternehmensgruppe fischer ist als exportorientiertes Unternehmen auf stabile und verlässliche Handelsbeziehungen angewiesen." Alle zwischenstaatlichen Abkommen, die Barrieren abbauen, verlässliche Standards fixieren und den gegenseitigen Handel erleichtern, würden der deutschen Exportwirtschaft und damit dem Wirtschaftsstandort helfen. Klaus Fischer hofft, dass die Verhandlungen weitergehen werden, an deren Ende ein "fixierter Entwurf" steht. Dann müsse geprüft werden, ob die Interessen der EU und Deutschlands gewahrt seien und das Abkommen der Wirtschaft und den Verbrauchern diene.

Bosch-Rexroth, größer Arbeitgeber in Horb, unterstützt TTIP. Ein umfassendes Freihandelsabkommen biete "große Chancen für mehr Wachstum und Beschäftigung". Allerdings sei Bosch-Rexroth gegen die Abschaffung oder Absenkung von Qualitätsstandards, etwa in Umwelt- und Verbraucherschutz sowie Sicherheit. "Dafür setzen wir uns ein", so Pressesprecherin Jana Benzinger. TTIP biete auch deutschen Firmen die Möglichkeit, den Investitionsschutz "umfassend zu modernisieren", unter anderem in Hinblick auf Transparenz und Qualität der Verfahren.

Solche Verträge seien "unverzichtbar" für die weltweit tätige deutsche Wirtschaft. Wenn Handelshemmnisse wegfielen, könnten die Firmen viel Geld sparen, etwa durch Änderungen an Produkten für den jeweiligen Markt und "doppelte Test- und Zertifizierungsanforderungen".

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"Ein erfolgreicher Abschluss der Freihandelsabkommen der EU mit den USA und Kanada, TTIP und CETA, sind für die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region Reutlingen/Tübingen, Zollernalb und Nordschwarzwald von besonderer Bedeutung", so der Arbeitgeber-Verband. Die stark exportorientierte Wirtschaft in der Region sei auf freien Handel und den Abbau von Handelshemmnissen angewiesen, so Jan Vetter, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen. Durch TTIP und CETA würden Zölle abgebaut und Produktstandards gegenseitig anerkannt. Der Südwesten würde zu den größten Profiteuren von TTIP gehören. Die USA seien nach der EU bedeutendster Exportmarkt Baden-Württembergs. CETA sei das bis dato modernste und ausgewogenste Handelsabkommen, es müsse rasch umgesetzt werden. CETA schränke die Gesetzgeber nicht dabei ein, eigenständig weitere Regulierungen zum Schutz von Gesundheit, Umwelt und Arbeitsstandards zu beschließen. Erstmals verpflichte sich ein nordamerikanisches Land, regionale Herkunftsbezeichnungen wie beispielsweise "Schwarzwälder Schinken" besser zu schützen. Kanada werde zudem alle Ausschreibungen der öffentlichen Hand für europäische Unternehmen vollständig öffnen.