Teilweise bis zur Landung sind erfahrene Teamflieger bei Meisterschaften mit ihren Segelflugzeugen Fläche an Fläche unterwegs. Foto: Schwark

Segelflieger sind teilweise über 500 Kilometer Fläche an Fläche unterwegs / Eingespieltes Duo hat gewisse Vorteile

Von Lothar Schwark

Bei Wettbewerben und Meisterschaften geht es auch bei den Segelfliegern mittlerweile um Sekunden, die über Sieg und Platzierungen entscheiden. Und viele Piloten suchen den Weg zum Erfolg mittlerweile über den Teamflug.

Um etwa bei den noch bis zum Wochenende laufenden deutschen Junioren-Meisterschaften in Musbach oder den kommenden Weltmeisterschaften 2011 an gleicher Stelle vorne mitfliegen zu können, bedarf es einer detaillierten Vorbereitung. Instrumenten müssen genau funktionieren und das jeweilige Fluggebiet sollte bekannt sein. Bordcomputer erleichtern den Piloten mit ausführlichen Informationen die Navigation erheblich. Endanflüge können auf den Meter genau festgelegt werden, - vorausgesetzt, dass der Pilot genau den Luftdruck eingab. Doch das alles bringt nicht den Erfolg, wenn man nicht stärkste Aufwinde nicht auf Anhieb trifft. Denn das Wetter ist der Motor der Segelflieger, und ein starker Aufwind der "Supersprit" für den thermischen Flug. Viele Segelflieger setzten weiter auf den Einzelflug, doch zunehmend gewinnt das Zusammenspiel zweier Piloten am Himmel mehr Anhänger.

Ein Musterbeispiel für erfolgreichen Teamflug ist Michael Buchthal von der Fliegergruppe Freudenstadt, der sich mittlerweile bei Wettbewerben öfter mit Mario Kießling von der Fliegergruppe Wolf Hirth zusammenspannt. Im letzten Jahrzehnt gibt es wohl kaum ein solch eingespieltes Team in der Standardklasse, das sich nahezu blind versteht. "Wenn man gemeinsam fliegt, muss es klare Absprachen geben", so Buchthal erläuternd. Man fliegt Flügel an Flügel und hat somit einen doppelten Sensor in Sachen Thermiksuche. Gerade bei Blauthermik kann das helfen, doch geeignete Aufwinde am Himmel aufzuspüren.

Wichtig für Patrick Puskeiler, der in Musbach in der Standardklasse an der Spitze fliegt, ist es im Teamfliegen eine zweite Meinung zu bekommen. "Das funktioniert aber nur, wenn beide Piloten sich absolut akzeptieren und harmonieren." Normalerweise wird am letzten Flugtag auf Angriff geflogen, wobei jeder Teampartner dann für sich selbst entscheidet. "Es muss auch ein klarer Trennstrich gezogen werden, wie lange der Flugpartner unterwegs auf einen wartet", so Buchthal.

Er erflog in Rieti seinen Erfolg bei der Weltmeisterschaft 2009, nachdem Kollege Kießling nicht sofort einen Bergpass überqueren konnte. "Er hat mich dann ziehen lassen", so Buchthal, der sich dann im Alleinflug Gold sicherte.

Gerade bei Weltmeisterschaften versuchen einzelne Nationen, speziell aufeinander abgestimmte Teams zu nominieren. In Deutschland ist Teamflug weit verbreitet, doch auch beispielsweise die polnischen Segelflieger beherrschen diese Taktik sehr gut und sind damit erfolgreich. Möglich ist es dabei auch, drei Piloten zusammen arbeiten zu lassen, was allerdings die Kommunikation erschwert. Michael Buchthal schwört daher auf ein Zweier-Team.

Doch auch die Individualisten am Himmel sind erfolgreich unterwegs. So fliegt der zweifache Weltmeister Holger Karow nach Möglichkeit seine Strecke alleine. Sein Argument dabei ist, dass größere Pulks eher bremsen. "Wenn 20 oder mehr Segelflugzeuge in einem Aufwind sind, bremst das die Steiggeschwindigkeit aus", so eine Erfahrung von Karow.

Der Nimbus 4-Pilot aus Kirchheim/Teck setzt eher auf einen späten Abflug, bei dem er weitere Flugzeugen als "Thermikbojen" vor sich hat, an denen ers sich auch ohne festen Partner orientieren kann. "Das macht schnell", so auch die Meinung des dreifachen Weltmeisters in der Offenen Klasse, Michael Sommer. Bricht die Thermik aber vorzeitig zusammen geht beim späten Abflug der Schuss regelrecht nach hinten los.

Bei Wettbewerben unterscheidet man zudem noch zwischen dem "Gefühlsflieger" oder an theoretischen Formeln orientierten Piloten. Eine Untersuchung belegt, dass beide Gruppen nahezu gleich abschneiden.