Mächtig voll war der Saal im Stadthaus beim Infoabend zum Bau der neuen Flaniermeile in Freudenstadt. Foto: Rath

180 Zuhörer beim Infoabend zur Großbaustelle. Auf Anwohner kommen mehrere Bauabschnitte zu.

Freudenstadt - In neun Wochen ist Ostern, aber das richtig dicke Ei in Freudenstadt kommt direkt danach: Dann beginnt der Umbau von Promenadeplatz und Loßburger Straße. Und 2018 soll es munter weitergehen mit dem Umbau der Innenstadt.

Mit dieser Botschaft warteten Stadt, Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe sowie das Planungsbüro Kirn-Ingenieure am Mittwoch auf. Rund 180 Zuhörer waren zum Bürger-Infoabend in den Schweizer-Saal des Stadthauses gekommen, um sich die Einzelheiten erklären zu lassen. Überraschung: Nächstes Jahr schon sollen auch die Stuttgarter Straße bis unterhalb der Kreissparkasse, die Murgtalstraße bis zur Ampel und die Martin-Luther-Straße bis zum Kreisverkehr am Stadtbahnhof saniert werden.

Auf dem Podium saßen Bürgermeisterin Stephanie Hentschel, Klaus-Dieter Maier-Bätz (Leitender Baudirektor beim RP), Tobias Rau vom Büro Kirn sowie von der Stadtverwaltung Bauamts-Chef Rudolf Müller und Christoph Gerber, Leiter des Baurechts- und Ordnungsamts. "Es kommt eine große Maßnahme", so Hentschel zum Auftakt, "wir versprechen uns sehr viel davon." Aber es werde zeitweise auch eine Belastung.

Nicht weniger Verkehr – aber mehr Qualität

Auch Maier-Bätz vom RP ist überzeugt von der Notwendigkeit des Projekts. Die Straße – das RP ist für die Bundesstraßen zuständig – sei in einem "relativ schlechten Zustand". Es gebe Klagen von Anliegern der Loßburger Straße, etwa über den Lärm durch die Schlaglöcher. Dass das RP mitinvestiere, "spart der Stadt nicht unerheblich Geld". Nach dem Umbau gebe es zwar "nicht weniger Verkehr, aber mehr Qualität".

Bauabschnitt I: Der Kreisel

Die Bauarbeiten starten am Promenadeplatz. Saniert werden auch die Straße Richtung Lauterbad bis zum Kurhaus, das Stück der Turnhallestraße bis zum Kaufhaus, die Straßburger Straße bis zur Rappenstraße sowie die Loßburger Straße bis zum Marktplatz. Durch den Kreisel kann die Loßburger Straße von drei auf zwei Fahrspuren reduziert werden, was mehr Platz für Rad- und Fußwege schafft. Der Verkehr soll auf Tempo 30 gedrosselt werden. Denkbar wäre es, auch in der Turnhallestraße Tempo 30 einzurichten. Der Kreisel erhält einen Durchmesser von 36 Metern – laut Planer reicht das selbst für einen Langholz-Lastzug.

Der Zeitplan für 2017:

Bauabschnitt I soll Mitte April beginnen und sieben Monate dauern. Dann soll der Ast des neuen Kreisels Richtung Kniebis erneuert werden, hierzu sind vier Wochen veranschlagt. Laut Planer gebe es erfahrungsgemäß immer Unwägbarkeiten, etwa durch das Wetter und den Zustand von Hausanschlüssen, was die Arbeiten verzögern könne. Um sich ein Bild vom Zustand des Untergrunds zu machen, würden aber Bohrkerne "gezogen", um Überraschungen vorzubeugen.

Verkehrsbehinderungen: Die Einschränkungen für Geschäftsinhaber und Anlieger sollen auf das Notwendige beschränkt, eine "vertretbare Lösung" gefunden werden. Während des Umbaus von Promenadeplatz und Loßburger Straße soll der Verkehr jeweils einspurig stadtauswärts fließen können. Der Ast am Kreisel Richtung Lauterbad müsse voll gesperrt werden, hier gebe es "keine Alternative". Autoverkehr soll über Hartranft- und Friedrich-Ebert-Straße umgeleitet werden. Ferner sollen Rappenstraße und Alfredstraße die Verbindung zur Murgtalstraße garantieren.

Für Fußgänger sollen die Geschäfte immer erreichbar sein, auf beiden Seiten, mit Ausnahme kurzer Sperrungen. Ob die Fußgänger zwischendrin die Straßenseite wechseln können, müsse noch geprüft werden. Anlieferverkehr soll ebenfalls möglich sein, mit möglichst kurzen Wegen, vielleicht jedoch zu eingeschränkten Zeiten. Diese Frage bereite im Moment noch "etwas Kopfzerbrechen", so Müller, aber die Stadt arbeite an einer Lösung. Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge hätten ständig freie Durchfahrt. Die Zufahrt zum Parkhaus bleibe stets offen.

Die weiteren Abschnitte: Sie folgen 2018. Abschnitt II sieht die Sanierung der Martin-Luther-Straße von "Venus"-Statue bis zum Kreisel am Stadtbahnhof vor. Zwei bis maximal drei Wochen Vollsperrung seien zwischen Hirschkopfstraße und Kreisel notwendig, um den Belag auszutauschen, die Umleitung erfolge über die Ringstraße. Zwischen Hirschkopfstraße und Marktplatz könne der Verkehr einspurig stadteinwärts fließen. Bauabschnitt III betrifft die Stuttgarter Straße von der Sparkasse bis zur Kreuzung.

Stadteinwärts ist Verkehr einspurig möglich. Hier dauern die Arbeiten laut Rau drei bis dreieinhalb Monate. Neben Belag würden Bushaltestellen und Gehwege erneuert. Bauabschnitt IV enthält die Murgtalstraße bis unterhalb der Polizei. Zwei Wochen seien für den Einbau neuer Leitungen veranschlagt, zwei weitere für den Austausch des Belags. Hier sei eine Vollsperrung notwendig. Im Sommer 2018 soll alles komplett abgeschlossen sein. Das Ziel sei laut Planer "realistisch".

Die Gestaltung: Die gesamte Optik soll sich am Marktplatz orientieren, mit Fußgängerbereich im roten Pflaster, um eine optische Einheit herzustellen, eine "durchgängige Achse vom Stadtbahnhof zum Kurhaus", wie es Müller formulierte. Wo Autos über den Bürgersteig fahren müssen, etwa Anlieferverkehr für Geschäfte, werde stabileres Betonpflaster eingebaut. Die Führung des Radwegs, den das Land vorgibt, werde "noch ein spannendes Thema sein". Entlang der Loßburger Straße sollen auch Bäume gepflanzt werden, damit sie "einen Allee-Charakter" bekomme. Derzeit ist die Insel des Kreisels noch als Rasenfläche vorgesehen, so Müller. Die Stadt hoffe aber auf eine attraktivere Gestaltung und suche noch Sponsoren. Auf jeden Fall gebe es bereits "tolle Ideen". Müller sagte, er sei zuversichtlich, dass da "was ganz Wunderbares entstehen kann".

Barrierefreiheit/Sicherheit: Der gesamte Abschnitt soll möglichst rollstuhl- und sehbehindertengerecht gestaltet sein, so Müller. Wo möglich und geboten, sollen Bordsteine abgesenkt werden. Dazu kämen entsprechende Ampeln mit Akustiksignalen. Die gesamte Loßburger Straße komme aber nicht ohne Bordsteine aus. Sie seien notwendig, um das Regenwasser abzuleiten, und dienten auch der Abgrenzung der Straße zum Fuß- und Radweg. Auch wo Anliefer- und Anliegerverkehr herrschen, würden die Bordsteine abgesenkt. Rund um den neuen Kreisel Promenadeplatz sind vier Zebrastreifen vorgesehen.

Parkplätze: Die Parkplätze sollen im bisherigen Umfang erhalten bleiben, mit Ausnahme in der Straßburger Straße. Dort fielen einige Plätze wegen des Radwegs weg, so Hentschel.

Ampeln und Verkehr: Sämtliche Ampeln im ganzen Bereich werden erneuert. Müller erklärte, durch den Kreisel fließe der Verkehr künftig in anderen Zyklen. Die Ampelphasen müssten geändert und den neuen Verhältnissen angepasst werden. Insgesamt soll der Verkehr flüssiger werden, möglicherweise müsse nach ersten Erfahrungen im Praxisbetrieb nachjustiert werden. Ein Lastwagenverbot auf der Lauterbadstraße stadtauswärts, wie von Anliegern angeregt, lasse sich laut RP nicht umsetzen, weil es sich um eine Fernstraße handele. Vielleicht lasse sich der Lastverkehr durch eine Beschilderung umleiten.

Bushaltestellen/Taxis: Die Haltestellen und Taxistände am Promenadeplatz würden erhalten. Während der Bauarbeiten sollen sie verlegt, Interims-Haltestellen eingerichtet werden. Laut Hentschel müsse der ÖPNV weiterfahren können, die Stadt sei bereits in Gesprächen mit den Busunternehmen. Fahrplanabweichungen würden rechtzeitig bekannt gegeben. Die Touristenbus-Parkplätze in der Murgtalstraße sollen anfahrbar bleiben, wenn dort gebaut wird.

Sonstiges: Auf Nachfrage aus dem Publikum erklärte Müller, dass weitere Partner ins Gesamtprojekt einbezogen seien, etwa die Stadtwerke und die Telekom. Wo notwendig, sollen Leitungen und Rohe gleich miterneuert werden. Die "Venus" am Marktplatz müsse wohl ein paar Meter versetzt werden, um Platz für den Radweg zu schaffen. Ein Kreisel an der Kreuzung Marktplatz , wie aus dem Publikum angeregt, würde laut Müller "nicht funktionieren, diese Idee sei deshalb "verworfen" worden. Wenn der geplante Tunnel gebaut werde, ändere sich die Verkehrsführung ohnehin noch einmal. Laut Bürgermeisterin sollen die Stadtfeste 2017 und 2018 stattfinden, wenngleich in etwas kleinerem Rahmen. City-Managerin Jana Bonig erklärte, an einem Konzept fürs Baustellen-Marketing werde gearbeitet.

Weitere Informationen: Kündigt die Verwaltung an, wenn die einzelnen Maßnahmen starten. Ansonsten könnten sich die Freudenstädter bei fragen jederzeit an die Stadt wenden, so Bürgermeisterin Hentschel: "Ich habe die Leute hier bislang so kennengelernt, dass sie den Weg zu uns nicht scheuen und uns fragen."