Blickt auch heute noch mit gemischten Gefühlen auf das Ende seiner sportlichen Laufbahn: Marc Frey. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wintersport: Was macht eigentlich: … Marc Frey / Kombinations-Juniorenweltmeister jetzt oft auf zwei Rädern unterwegs

Von Arno Schade

Viele Loipen mit besten Wintersportbedingungen sind von seinem Wohnort Zarten schnell zu erreichen, aber an diesem Wochenende geht für Marc Frey ein beruflicher Termin in München vor Freizeitsport.

Der ehemalige Mannschafts-Juniorenweltmeister in der Nordischen Kombination vom SV Baiersbronn ist als Vertriebsverantwortlicher für eine Sportmarke bei der ISPO unterwegs. Die weltgrößte jährliche Messe für Sportartikel und Sportmode ist ein Pflichttermin für den Tonbacher, der seit 2013 im Fachhandel des südwestdeutschen Raums die mittlerweile im schweizerischen Besitz befindliche Sportmarke Kjus des ehemaligen norwegischen Spitzen-Rennläufers vorstellt und vertreibt. "Die Funktionalität steht dabei im Vordergrund", so Marc Frey zu den von ihm vertretenen, eher dem hochpreisigen Segment zugehörigen Produkten, zu denen neuerdings auch eine Golfkollektion zählt. Weshalb sich der 34-Jährige jetzt auch mit diesem Sport beschäftigt und mit der Platzreife auch die eine oder andere Runde spielt, "das ist aber keine Megaleidenschaft geworden, und so eine Runde auf dem Golfplatz kostet zudem viel Zeit."

Auch wenn er sich mit den Schlägern mittlerweile ganz gut auskennt, seine hauptsächliche sportliche Kompetenz bleibt der Skisport, in dem er im Alter von sieben Jahren mit dem Langlauftraining begonnen hat. Rasch stellten sich in der Nordischen Kombination Erfolge ein, deshalb wechselte er später auch ins Skiinternat Furtwangen und war von 1995 bis 2004 Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Höhepunkt seiner Karriere war der Sieg mit der deutschen Mannschaft bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2001 in Karpacz (Polen) an der Seite des heute noch aktiven Kombinierers Björn Kircheisen.

Den ganz großen Durchbruch aber schaffte er nie ("Skispringen war nicht meine Stärke"), blickt aber auch heute noch mit gemischten Gefühlen auf das Ende seiner sportlichen Laufbahn zurück, "die ich etwas ungewollt beenden musste; das hängt mir schon noch etwas nach". Auslöser war das fehlende Vertrauen von Bundestrainer Hermann Weinbuch in seine Fähigkeiten, der Marc Frey nach dem eigentlich über den B-Weltcup gelungenen Aufstieg nicht für die letzten Rennen in der Spitzenklasse der Kombinierer nominierte. "Ich hätte schon gerne noch versucht, im A-Weltcup meine Fähigkeiten zu zeigen", so Frey im Rückblick, "vielleicht hätte ich damals aber auch das eine oder andere anders und besser machen können".

Dennoch: die Zeit als Leistungssportler möchte er nicht missen, zumal sie ihm später auch beruflich Wege geöffnet haben. Grundlage war dazu das 2005 in Freiburg aufgenommene Bachelor-Studium Business Administration mit Schwerpunkt Sportmanagement mit einem abschließenden Praktikum bei der Sportartikelfirma Puma. "Da habe ich Usain Bolt die Schnürsenkel gebunden", so Marc Frey mit einem Grinsen, der im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking im Bereich Marketing und Promotion für die international der Firma verbundenen Leichtathleten, unter anderem aus Jamaika, tätig war.

Erste berufliche Erfahrungen nach Abschluss des Studiums sammelte Frey danach im Verkauf von Badebekleidung und Surfausrüstungen, wechselte danach aber rasch in ein Sportfachgeschäft nach Neustadt in den Hochschwarzwald zum damaligen Vorsitzenden des einheimischen Skiclubs. Der verpflichtete Marc Frey auch gleich noch als hauptamtlichen Trainer für die vereinseigene Kinder-Schneesport-Schule

(KISS), in der der Besitzer des C-Trainerscheins Ski nordisch rund 170 Kinder betreute und Skischulen organisierte. Über ein Mitglied des SC Neustadt kamen dann auch erste Kontakte zu der Firma Salomon zu Stande, und seine Bewerbung auf eine frei werdende Stelle war erfolgreich. "Dabei hat sich mein Hintergrund aus dem Leistungssport sicherlich bezahlt gemacht", schätzt er selbst ein, "die eigentliche Arbeit ist davon aber unabhängig".

Auch den 2013 erfolgten Wechsel von Salomon zu Kjus bereut Marc Frey nicht: "Vorher habe ich eher ein Massenprodukt gearbeitet, jetzt mehr in einer Nische." Auch die Arbeitsweise in seinem Metier kommt ihm entgegen und erinnert ihn an seine sportlichen Zeiten: "Im Sportartikel gibt es einen lockeren Umgang, aber auch einen Wettbewerb wie früher. Man muss sich auch speziell vorbereiten und es sind Emotionen mit drin; das passt mir alles sehr gut." Dennoch bleibe ihm auch Freizeit für eigene sportliche Aktivitäten, wobei neben dem Skilanglauf vor allem das Mountainbiken mit seiner Freundin im Mittelpunkt steht. Aber auch ambitioniertere Runden auf zwei Rädern dreht Marc Frey gelegentlich, der in seinem engeren Bekanntenkreis auch einige Profis weiß und unter anderem mit den "guten Kumpels" Fabian Wegmann und Johannes Fröhlinger auf den Straßen rund um Freiburg unterwegs ist.

Kontakte zu Skisportlern pflegt Marc Frey ebenfalls, die er ab und zu im Kraftraum des Olympiastützpunktes trifft, "und danach trinken wir auch das eine oder andere Bierchen zusammen". So verfolgt er aufmerksam die derzeitigen erfreulichen sportlichen Entwicklungen in seinem Heimatverein SV Baiersbronn – "ich bin voll im Bilde" – und traut mit Manuel Faißt einem seiner Nachfolger den baldigen Durchbruch in die absolute Weltspitze der Kombinierer zu. Besonders begeistert zeigt er sich von der Entwicklung des Skilangläufers Andreas Katz: "Was der leistet ist Weltklasse und eine absolut emotionale Geschichte. Er steht für alle Sportler, die keine Chance bekommen und sich dennoch durchbeißen. Da kann man nur den Hut davor ziehen."