Christoph Pfau (Mitte) und sein Vater Walter Pfau (links) freuten sich über die Auszeichnung zum Jubiläum durch Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. Foto: Frank Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Verdiente Mitarbeiter geehrt

Christoph Pfau, Inhaber des Schuhservice Pfau, zeigte bei der Feier des 125-jährigen Bestehens des Freudenstädter Betriebs, dass das Schuhmacherhandwerk auch über Schuhe hinausgehen kann.

Freudenstadt. "Wir sind ein Familienbetrieb, und ich freue mich, als vierte Generation daran teilzuhaben", sagte Christoph Pfau, Inhaber von Schuhservice Pfau in der Reichsstraße, zu Beginn der Jubiläumsfeier am Mittwoch. Viel wolle er gar nicht sagen, wichtig sei ihm nur, seinem Team und seinen Eltern zu danken.

Eine Stellwand mit Fotos, Zeitungsartikeln und anderen Dokumenten zeigte die Geschichte des Geschäfts auf. Gegründet wurde es 1892 von Ernst Schreiber. Richard Pfau, sein späterer Schwiegersohn, begann 1924 seine Lehrzeit bei Schreiber und übernahm 1952 den Betrieb.

Sohn Walter Pfau stieg 1949 als Lehrling ein. 1960 zog die Werkstatt von der Langen Straße an ihren heutigen Standort um. Dabei ergaben sich einige Neuerungen, wie zum Beispiel die erste "Schuh-Bar", eine Schnellreparatur zum Warten. 1979 wurde Walter Pfau Alleininhaber. Sein Sohn absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, stieg dann aber 1990 als Schuhmacher-Lehrling ein – und erzielte im Anschluss einige Erfolge.

Seine Gesellenprüfung 1992 schloss er als Kammersieger ab. Bei der Meisterprüfung in München 1993 wurde er Landessieger und bekam seine Urkunde vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl überreicht.

Auch Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, besuchte die Jubiläumsfeier im Geschäft. Er betonte in seiner Ansprache, dass im Schuhmacherhandwerk ein starker Strukturwandel stattgefunden habe, viele Betriebe hätten aufgegeben.

Anerkennung auch für die Vorgänger

Umso besonderer sei es daher, dass ein Geschäft sein 125-jähriges Bestehen feiert. Die meisten Handwerksbetriebe, die er besuche, würden ihr 25- bis 75-jähriges Bestehen feiern. Wenn man an all die grässlichen Kriege und Entbehrungen des vergangenen Jahrhunderts denke, gebühre den Inhabern des Schuhservice Pfau Anerkennung dafür, dass sie den Betrieb durch so ein schwieriges Fahrwasser gebracht hätten. Abschließend betonte Eisert, er freue sich bereits auf die – hoffentlich stattfindende – 150-Jahr-Feier des Betriebs.

Nur um den Geburtstag des Geschäfts sollte es am Mittwoch aber nicht gehen. Christoph Pfau ehrte zudem seine langjährige Mitarbeiterin Edelgard Würster. Mittlerweile ist sie im Ruhestand, hilft aber nach wie vor einmal pro Woche im Geschäft aus. Als Dank erhielt sie eine von Christoph Pfau selbst gefertigte Tasche, gefüllt mit kleinen Geschenken.

Der frühere Inhaber Walter Pfau schwelgte beim Betrachten der Stellwand ein wenig in Erinnerungen. "Früher wurde mit Nägeln gearbeitet, heute werden Schuhe meist nur noch verklebt", erzählte er. Die Technik habe sich eben gewandelt, aber "was bleibt, ist die Nähe zum Kunden", ist er sich sicher.

Mittlerweile ein Nischenberuf

Es sei natürlich auch heute noch möglich, sich bei ihnen im Geschäft Maßschuhe anfertigen zu lassen. Der Preis sei dann aber so hoch, dass Kunden wieder davon absehen würden. "Wir sind ein Nischenberuf geworden", sagte er. Walter Pfau zeigte sein Meisterstück, einen handgenähten Schuh. Stolz präsentierte er auch das Meisterstück seines Sohnes Christoph, ebenfalls ein schwarzer Herrenschuh. Christoph Pfau erklärte: "Bei der Meisterprüfung mussten sowohl ein kompletter Schuh mit Schaft als auch ein Werkstück gefertigt werden. Das Werkstück muss offen sein, sodass die Verarbeitung erkennbar ist. Zum Modell selber gab es keine Vorgaben; man konnte also herstellen, was man wollte: einen Damen- oder einen Herrenschuh, einen Stiefel oder einen Halbschuh. Der Schuh musste allerdings rahmengenäht sein und eine äußere Naht, eine sogenannte Doppelnaht, haben. Das Leder musste jeder Prüfling selbst mitbringen." Einige Mitarbeiterinnen kamen hinzu und zeigten die Taschen, die Christoph Pfau für sie als Geschenke gemacht hatte.

Taschen verkaufen möchte er aber nicht: "Eine Tasche herzustellen, dauert 15 bis 20 Stunden, und die Preise wären dann hoch", berichtete der Geschäftsinhaber.

Zum Abschluss zeigte Christoph Pfau noch einige Tierfiguren, die er aus Leder hergestellt hatte. Diese stünden aber noch nicht zum Verkauf. Die Fertigung sei durchaus anstrengend, denn das Leder müsse von Hand geformt werden. Warum beschäftigt er sich dann damit? "Der Umgang mit dem Material ist einfach schön", meinte Christoph Pfau lachend.