Die "Classic Edition" von Walter Knoll ist derzeit im Freudenstädter Kurhaus zu besichtigen. Auf den neu herausgebrachten Klassikern der Möbelgeschichte machten es sich es sich bei der Ausstellungseröffnung Kurator Eberhard Kappler, Arno Votteler, beide jeweils auf einem Nachbau des 1956 von dem Freudenstädter Designer entworfenen legendären "Votteler-Chair", Bürgermeisterin Stephanie Hentschel, Kuratorin Birgit Stiletto, Tina Eberhardt von der Agentur Aprinum Kommunikation und Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann (von links) bequem. Fotos: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: "Arno Votteler – Der Designer und seine Meisterschüler" im Freudenstädter Kurhaus

Vom engen Christophstal in die Metropolen der Welt – das war für Arno Votteler die logische Folge seiner wohl einzigartigen beruflichen Laufbahn. Nun widmet sich eine Ausstellung im Freudenstädter Kurhaus dem Lebenswerk des international renommierten Designers.

Freudenstadt. Zur Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel "Arno Votteler– Der Designer und seine Meisterschüler" im Freudenstädter Kurhaus kam der Innenarchitekt und Industriedesigner gestern mit seiner Tochter Juliane. Er freute sich, dass eine repräsentative Auswahl seiner Sitzmöbel – manche hat er schon vor mehr als 60 Jahren entworfen – im Kurhaus ausgestellt werden. Darunter der berühmte "Votteler Chair", eine Modelreihe von Sesseln, die Arno Votteler Anfang der 50er-Jahre für die Firma Walter Knoll als Designer geschaffen hat.

Augenzwinkernd erzählte der 87-Jährige, dass er damals auch einen Ohrensessel entwerfen sollte, dies aber elegant umgangen hat. Besonders freut er sich darüber, dass ein Bürostuhl mit verformbarer Holzauflage als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden ist. Denn dieses Werk Vottelers ist, wie der Besitzer des Stuhls versichert, "seit 30 Jahren täglich im Einsatz".

Vottelers Stühle und Sessel, zu ihrer Entstehungszeit oft Pionierwerke, sind zu zeitlosen Klassikern gereift. Das liegt wohl nicht zuletzt an Vottelers Ansatz: "Design ist gesamtheitliches Denken."

Sitzmöbel aus den 50er-Jahren und Prototypen zu sehen

Der Retro-Trend hat auch die Möbelbranche erfasst. So hat die Firma Walter Knoll aus Herrenberg eine "Classic Edition" herausgebracht, in der auch der legendäre "Votteler-Chair" nicht fehlt.

Neben Originaldesigns aus früheren Jahrzehnten sind bei der Ausstellung Prototypen aus dem Christophstal und Möbel, die in die "Neue Sammlung" der Pinakothek der Moderne in München aufgenommen wurden, zu sehen. Auch das Kurhaus selbst gehört im erweiterten Sinn zu der Ausstellung – strahlt es doch ebenfalls die wohlig-elegante Atmosphäre der 50er-Jahre aus.

Eine damals von Arno Votteler entworfene Sitzgruppe gehört zur ständigen Ausstattung von Freudenstadts guter Stube. Insgesamt also eine ebenso spannende wie stimmig konzipierte Ausstellung, fanden bei der Eröffnung auch Bürgermeisterin Stephanie Hentschel und Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann, der mit Tina Eberhardt auch das Netzwerk Kreativwirtschaft "Zukunft.Denken" als Veranstalter der Ausstellung vertrat.

Arno Votteler hat sich vor allem mit Serien- und Systemmöbeln einen Namen gemacht. Der 87-Jährige sprach gestern nicht nur über seinen Werdegang als Designer, sein Berufsleben und seine Tätigkeit als Hochschullehrer, sondern auch über seine Kindheit. Aufgewachsen ist Arno Votteler im Christophstal, im elterlichen Holzwarenbetrieb, in dem er vom Eingang des Holzes über das Fertigen bis zum Versand von Reiseandenken alle Arbeitsschritte mitbekam.

Später, meinte der Senior schmunzelnd, habe sich mancher wohl gefragt: "Wie kam der aus dem Christophstal raus?" Das lag vor allem am Elternhaus. "Mein Vater", so Votteler, "hat mich dazu angeregt, mich mit Produktdesign zu beschäftigen."

Kuratoren der Ausstellung sind die Innenarchitekten Birgit Stiletto und Eberhard Kappler, ein Meisterschüler Vottelers. Zwei begleitende Ausstellungen im Freudenstädter Kurhaus zeigen, wie das Schaffen Vottelers weiterwirkt. Das Büro spek Design in Stuttgart, von Eberhard Kappler und seinem aus Irland stammenden Partner Patrick Sauter gegründet, präsentiert unter dem Motto "green innovations – Hightech in Holz" Beispiele innovativer Holzanwendungen – von Stühlen mit mehrfacher Beschichtung bis zu hinterleuchteten Furnieren.

Zudem wird das Studentenprojekt "smArt-Hotel" einer Klasse von Axel Müller Schöll präsentiert. Der Stuttgarter Architekt, Innenarchitekt und Designer war Meisterschüler Vottelers. Er lehrt an der Kunsthochschule in Halle und konzipierte am Stuttgarter Weissenhof-Institut mehrere Ausstellungen und Publikationen mit Arno Votteler.

Weitere Informationen: Die Ausstellung im Freudenstädter Kurhaus ist bis zum 17. März montags von 10 bis 14 Uhr, dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es gibt im Rahmenprogramm auch vier Abendveranstaltungen, Näheres gibt es im Internet unter www.freudenstadt.de/votteler.