Vor dem Anpfiff des Landesliga-Spiels in Holzgerlingen hätte man sich nicht vorstellen können, dass Schiedsrichter Sven Sattler (Mitte) ausgerechnet die beiden Torhüter und Mannschaftskapitäne Lukas Betz (links) und Malte Bonertz (rechts) vorzeitig zum Duschen schicken würde. Foto: Schade

SpVgg Freudenstadt freut sich über Punkt und Comeback von Karl Kling.

Der Austragungsort liest sich idyllisch, aber dann war über insgesamt 96 Minuten doch einiges geboten im Landesligaspiel auf dem Sportplatz "Hinter den Weingärten" in Holzgerlingen. Die beiden Torhüter und Kapitäne vom Platz gestellt, ein verwandelten und gehaltener Elfmeter sowie letztlich eine Punkteteilung, den die Spieler der SpVgg Freudenstadt und ihr Anhang wie einen Sieg feierten.

Auf einem Weinfest geht es gemütlicher zu als am Sonntag auf dem Geläuf des bisherigen Tabellenführers, der sicherlich das bisher schwächste seiner sechs Saisonspiele lieferte. Auch ohne seinen urlaubsbedingt fehlenden Torjäger Daniel Tremmel begann die SpVgg Holzgerlingen allerdings selbstbewusst mit drei Spitzen und hielt durch die rochierenden Marco Bernhardt und Marcel Sabasch auch die Flügel immer gut besetzt; eine diffizile Aufgabe für die Freudenstädter Abwehrspieler Dario Schmidt und Robert Ruoff. Und in der Mitte mussten die Innenverteidiger Simon Schau und Pascal Fahrner anfangs höllisch aufpassen, nicht nur steile Anspiele auf Christoph Dettinger überrascht zu werden.

Gerade als man die Angriffe der Gastgeber in den Griff zu bekommen schien, leistete sich Torwart Lukas Betz einen für ihn selbst folgenschweren Fehler. "Durch so ein blödes Ding macht man sich das Spiel kaputt", schimpfte Trainer Jens Bertiller noch vor der Ausführung des Elfmeters zum 1:0 vor sich hin, während sein Spielführer nach einer von Schiedsrichter Sven Sattler als Verhinderung einer klaren Torchance gewerteten Aktion gegen Marco Bernhardt das Spielfeld verließ und jetzt vermutlich zwei Spiele zuschauen muss.

Doch mit Michael Schmidt kam für den ohnehin bereits kurz nach dem Anpfiff über muskuläre Probleme klagenden Gerhard Melewzik ein jederzeit zuverlässiger Ersatz auf das Spielfeld, und die Gästemannschaft rückte nach dem Rückstand deutlich näher zusammen. Aus dem vorher praktizierten 4:1:4:1-System wurde durch das Vorziehen des zuvor alleinigen defensiven Mittelfeldspielers Ümit Dagistan in die Viererkette ein 4:4:1 mit Matthias Weimer als einziger Spitze.

Als zusätzliche Motivation erwies sich die Tatsache, dass die Hausherren eine glasklare Doppelchance zum 2:0 versiebten und zudem schon schnell das 1:1 gelang. Ein aus Sicht der Gastgeber umstrittener Treffer, da nach einem vom Schiedsrichter zu Recht nicht abgepfiffenen Zweikampf Simon Hauth liegen blieb und die Holzgerlinger vergeblich darauf warteten, dass die Freudenstädter den ball ins Aus spielten. Stattdessen erzielte Fabio Weimer auf Zuspiel von Matthias Weimer gedankenschnell das 1:1, woraufhin Hauth auch schnell wieder putzmunter auf den Beinen war. Damit auch eher ein Beispiel für die immer öfter auf den Plätzen von der Bundesliga bis hinunter zur Kreisklasse zu beobachtende unsportliche Verhaltensweise, durch eine vermeintliche Verletzung einen Konterangriff des Gegners zu verhindern.

Spätestens mit diesem Ausgleichstreffer begann auf dem Platz auch eine nicht enden wollende Reihe von Reklamationen bei Schiedsrichterentscheidungen vor allem seitens der Gastgeber, die sich damit aber selbst aus der Konzentration brachten. Flüssige Kombinationen der ansonsten spielstarken Holzgerlinger blieben dagegen Mangelware. Auch die erneute Führung entsprang in erster Linie einer kraftvollen Einzelleistung von Steffen Wagner, der sich mit viel Durchsetzungswillen gegen gleich vier Freudenstädter durchtankte und dem Torschützen Steffen Lauser das Leder noch perfekt auflegte. "Da haben wir die nötige Konsequenz vermissen lassen. die wir ansonsten über weite Strecken gezeigt haben", so in seiner Analyse Co-Trainer Sergej Steblau. Das gilt vor allem für die Schlussphase, in der sich die Freudenstädter Spieler auf allen Feldpositionen in die Zweikämpfe regelrecht hinein bissen und meist auch für sich entschieden.

Mut für die kommenden Aufgaben macht zudem das Comeback von Karl Kling, der nach ewig langer Leidenszeit in den letzten 20 Minuten wieder einmal auflaufen konnte. Zusammen mit dem ebenfalls eingewechselten Daniel Ruoff sorgte er nochmals für frischen Wind, und nicht von ungefähr war das Duo auch am Ausgleichstreffer von Robert Ruoff beteiligt.