Karl W. aus Baiersbronn (rechts) soll zusammen mit Robert E., Sascha H. und Oliver R. einen Modellflugzeug-Anschlag auf Linke geplant haben. Auch "Spiegel TV" berichtete darüber und nutzt die Bilder aus sozialen Netzwerken. Foto: Screenshot Foto: Schwarzwälder-Bote

Baiersbronner Karl W. präsentiert sich auf Facebook harmlos, doch Freunde zeigen ihre rechtsextreme Gesinnung

Von Jürgen Lück

Kreis Freudenstadt. Gibt es eine rechtsextreme Szene im Kreis Freudenstadt? Spätestens seit der Festnahme von Karl W. (22) Anfang des Monats wegen Mitwisserschaft beim geplanten Modellflugzeug-Anschlag von Rechten auf Linke wird klar, dass sich die Neonazi-Szene aus der Region auf Facebook tummelt.

Karl W. (22), der in einem Baiersbronner Teilort wohnt, hatte offenbar dafür gesorgt, dass der inzwischen immer noch in Haft sitzende Oliver R. (23) einen Scheinwohnsitz im Landkreis erhielt. W. ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Wolfgang Maier, Sprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg: "Er war nie in Haft. Die Taten waren in Planung, da tun wir uns schwer, einen Haftbefehl zu erwirken."

Inzwischen, so ist zu hören, soll W., der auf seiner vorletzten Arbeitsstelle angeblich wegen "fremdenfeindlicher Äußerungen" entlassen worden war, aus seiner vorherigen Wohnung ausgezogen sein. Auf seinem Facebook-Profil sieht W. harmlos aus. Wie ein ordentlicher Junge, der versucht, einen harten Blick zu mimen. Doch das scheinbar harmlose Profilbild des Baiersbronners täuscht.

Bei Oliver R., dem er offenbar den Scheinwohnsitz im Landkreis besorgt hatte, sah man seine rechtsextreme Gesinnung beim Profilbild auf Facebook deutlich. Sein Profil ist allerdings seit wenigen Tagen verschwunden. Im Hintergrund seines Profilbildes war ein Panzer zu sehen, darüber ein Waffen-SS-Zeichen. Bei Spiegel TV wird ein Video von Oliver R. gezeigt. Auf seinem kahlgeschorenen Kopf ist auf der Seite "Freiheit" eintätowiert. R. gilt als Drahtzieher des geplanten "Modellflugzeug-Anschlags". Er hatte Ende August einen Böller auf Gegendemonstranten bei einer Kundgebung der rechtsradikalen Partei "Die Rechte" geworfen. Fünf Personen, darunter eine Landtagsabgeordnete der Piratenpartei und ein Polizist, wurden verletzt und erlitten Schürfwunden und Knalltraumata. Der Neonazi wurde in Dortmund auch kurzzeitig inhaftiert, kam aber umgehend wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen gegen den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung laufen aber weiter.

Klar, dass Karl W. aus Baiersbronn auf Facebook auch mit Robert E. (42) befreundet ist, bei dem mehrere Modellflieger und eine "scharfe Bombe im Kilobereich", so die Polizei, gefunden wurde. Alle zusammen sind auf einem Foto in Facebook zu sehen. Auf dem Markt in Heilbronn zeigt sich Karl W. dann im T-Shirt mit der grünen Aufschrift "Todesstrafe". Oliver R. trägt das T-Shirt "White Power". Er kommentiert bei Facebook und lobt das Zusammentreffen. Das nächste soll folgen: "Bald in FDS."

Bei Oliver R. ist klar, dass er der rechten Szene angehört. Ihm gefiel bei Facebook zum Beispiel der "Ring Nationaler Frauen". Auch der 100. Geburtstag von Erich Priebke (SS-Führer, in Italien zum Kriegsverbrecher verurteilt) wurde in seiner Chronik groß verlinkt. In den Freundeslisten auf Facebook tummeln sich noch einige andere, die ihre rechtsextreme Gesinnung zur Schau stellen. Sie kommen zum Teil aus der weiteren Region, doch einige Kontakte führen auch beispielsweise nach Heilbronn.

Karl W. soll, so sagen die Quellen vor Ort, erst seit gut sechs Monaten in der rechten Szene sein. Er gelte eher als "Mitläufer", heißt es. Andererseits haben Anwohner schon beobachtet, dass gerade am Wochenende in der Nähe des früheren Wohnorts von W. immer wieder Fahrzeuge mit rechten Aufklebern auftauchten.