MädchenfußballFranziska Herrmann vor Kreuzbandriss als Abwehrspielerin eine Stütze beim Bundesligisten

Von Herbert Hug

Viele Anwesende staunten nicht schlecht, als bei der Ehrung des Sportkreises Freudenstadt im Lützenhardter Haus des Gastes mit der erst 15-jährigen Franziska Herrmann ein Mädchen im Bereich Fußball ausgezeichnet wurde.

Vielleicht auch deswegen, weil der Frauen-und Juniorinnen Fußball in Deutschland immer noch nicht die längst verdiente Aufmerksamkeit genießt wie es bei den männlichen Kickern der Fall ist.

Dabei ist Franziska Herrmann derzeit mit Sicherheit die wohl beste Nachwuchsspielerin im Bezirk Nördlicher Schwarzwald. Die Schülerin aus Altheim spielt bei den B-Juniorinnen des VfL Sindelfingen in der Bundesliga Süd, die auf dem zweiten Tabellenplatz in die Winterpause gegangen sind. Zur Zeit lernt die Abwehrspielerin allerdings die Schattenseiten des noch jungen Sportlerlebens kennen. Franziska Herrmann zog sich nämlich im Training einen Kreuzbandriss zu und wurde schon erfolgreich operiert. Doch wieder ins Spielgeschehen eingreifen wird sie in der restlichen Saison nach der Winterpause nicht mehr können.

Doch der Reihe nach. Schon früh jagte die Schülerin des Horber Martin-Gerbert-Gymnasiums mit den Jungs in Altheim dem Kunstleder hinterher, animiert durch ihre ebenfalls kickenden älteren Brüder. Danach wechselte sie zu den D-Juniorinnen der Sportfreunden Salzstetten, wo sie dem damaligen Förderkadercoach Herbert Hug auffiel und alsbald eine Stütze im Auswahlteam wurde. Unvergessen ihr Siegtor als Abwehrchefin des siegreichen Förderkaders bei einem gut besetzten Turnier von Hertha BSC in Berlin.

Als Hug zum VfL Sindelfingen wechselte wagte auch Franziska Herrmann den Schritt in die Daimlerstadt und hat ihn bis heute nicht bereut. Dabei nimmt die ehrgeizige Altheimerin einen enormen Aufwand auf sich, um in der Bundesliga zu spielen. Viermal in der Woche fährt sie meistens Mutter Margit, Vater Jörg oder ein anderes Familienmitglied die gut 80 Kilometer zum Training und zurück. An den Spieltagen geht es dann auswärts schon einmal nach München zu den Bayern, zum 1. FFC Frankfurt, den Club-Mädchen nach Nürnberg oder nach Frauenbiburg bei Dingolfing.

Diese Zeit im Mannschaftsbus nutzt dann die Gymnasiastin, wie auch ihre Teamkameradinnen, meistens zum Lernen, da die Schule natürlich nicht vernachlässigt werden darf. Früher hat Franziska Herrmann auch noch Trompete im Musikverein Altheim gespielt, wo sie auch auf beachtlichem D2-Niveau angekommen war, sich aber dann auf den Fußball konzentrierte. Trotzdem ist es auf Grund des enormen Trainingsaufwands immer noch schwer genug Schule und Sport unter einen Hut zu bringen. Das geht natürlich nur, wenn außer eigener Disziplin die gesamte Familie hinter den sportlichen Ambitionen steht, was bei den Herrmanns uneingeschränkt der Fall ist. So weiß es die junge Spielerin durchaus zu schätzen was ihre Eltern investieren, zumal sich Mutter Margit auch noch stark bei den B-Juniorinnen in der Betreuung des Teams in vielerlei Aufgaben einbringt.

Seit dieser Saison ist die Abwehrspielerin zur Vize-Kapitänin aufgestiegen, was ihre Wertigkeit beim derzeitigen Tabellenzweiten der Bundesliga Süd eindeutig unterstreicht. Die jungen Sindelfingerinnen sind diese Saison bis jetzt die Überraschungsmannschaft der Liga und stehen trotz großen Verletzungspechs hinter Bayern München immer noch auf dem zweiten Tabellenplatz. Damit ist denn auch Franziska Herrmann zufrieden, auch wenn ihr das Zuschauen nicht einfach fällt. Stammspielerin in der Bundesliga, das hat die Liebhaberin von Pizza schon erreicht. Württembergische Pokalsiegerin ist sie ebenfalls, und auch in den WFV-Kader war sie vor ihrer Verletzung schon aufgerückt. Und wer den Ehrgeiz der Defensivspezialistin kennt, der weiß, dass ihr größter Wunsch, nämlich eine Nominierung in ein DFB-Team, keine Utopie bleiben muss.