Die Freudenstädter Stadtkapelle trat im Kurtheater auch zusammen mit der Trommlergruppe Dimbaaya auf. Fotos: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahreskonzert: Stadtkapelle präsentiert im voll besetzten Kurtheater eindrucksvolle "Nahaufnahmen"

Eine musikalische Weltreise, Begegnungen mit anderen Kulturen und ein klanglich dargestellter Sprung aus dem All: Ein kurzweiliges Programm wurde beim Jahreskonzert der Freudenstädter Stadtkapelle unter dem Titel "Nahaufnahmen" geboten.

Freudenstadt. Voll besetzt war das Freudenstädter Kurtheater beim Jahreskonzert der Freudenstädter Stadtkapelle mit ihrem Dirigenten Rainer Neher. Das Programm beinhaltete eine abwechslungsreiche Zusammenstellung von zeitgenössischen Werken und klassisch-sinfonischer Blasmusik-Literatur. Der Titel "Nahaufnahmen" bedeutete in einem anderen Sinn auch die Sicht auf Nachwuchstalente in den eigenen Reihen, von denen sich einzelne derzeit auf eine Musiker-Karriere vorbereiten.

Den Auftakt gestaltete das Jugendorchester mit der schwungvollen "Cimarron- Ouvertüre". In der Folge entführten die Musiker das Publikum mit "Irish Dream" romantisch in die irische Landschaft, bevor der Auftritt des Jugendorchesters mit "Sounds of Sousa" und mit "This Girl", dem Sommer- und Lieblingshit 2016 der jungen Musiker, von Rainer Neher selbst arrangiert, endete. Dabei zeigte sich, dass das Hauptorchester wahrlich keine Nachwuchssorgen zu haben braucht, musizierten die jungen Bläser und Schlagzeuger doch mit großem Engagement sowie mit sicht- und hörbarer Begeisterung.

Nach einer kurzen Umbauphase nahmen die Musiker der Stadtkapelle ihre Plätze auf der Kurhausbühne ein. Rund 50 Musiker – Bläser und auch eine beachtliche Schlagzeugformation – machten lautstark und gekonnt mit "Attention!" auf sich aufmerksam.

Freude über den Wiederaufbau

Es folgten "Morning Star Variations", basierend auf dem bekannten Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern", in dem das Thema auf unterschiedliche Art und Weise variiert wird, bis im Finale das originale Choralthema erklingt. Feierlicher Glockenklang ertönte in der Musik. Sie wurde begleitet von auf einer Leinwand gezeigten Bildern, die die tragische Geschichte Freudenstadts im Zweiten Weltkrieg vor Augen führten. So wurde das Innere der Stadtkirche vor und nach dem Brand gezeigt. Die Ausdruckskraft der Musik reichte von Dramatik und Düsternis bis zum großen Finale, in dem die Freude über den gelungenen Wiederaufbau beschrieben wurde.

Der legendäre Sprung aus der Stratosphäre wurde in dem gleichnamigen Stück klanglich dargestellt. Der waghalsige Sprung aus einer Höhe von 30 Kilometern, der freie Fall und die geglückte Landung fanden ihren spannenden musikalischen Ausdruck in stürmischen und aufregenden Passagen, die das Orchester bravourös bewältigte. In "Sketches for Flute" hatte die Querflötistin Saskia Frey, eine höchst talentierte Nachwuchsmusikerin, die in Kürze ihre Profilaufbahn beginnt, einen eindrucksvollen Soloauftritt. Sensibel, aber auch mit lebhaften musikalischen Einschüben zeigte sie ihr bereits großes Können. Noch vor der Pause hatte der frisch gebackene Dirigent Elias Kowalski auf einem beeindruckend hohem künstlerischem Niveau seinen großen Auftritt. Er hatte als junger Hornist in der Stadtkapelle begonnen und ist inzwischen Mitglied im renommierten Landesblasorchester Baden-Württemberg.

Als Lehrgangsbester schloss er kürzlich seine Ausbildung zum Dirigenten ab und imponierte mit seinem Prüfungsstück "Hibiki" ("Klang") des Japaners Ito Yasuhide, das er nun mit der Stadtkapelle eingeübt hatte. Kurz aufeinander folgende Passagen stellten eine enorme Herausforderung an das Freudenstädter Blasorchester dar, die jedoch souverän gemeistert wurden.

Beifallsstürme für jungen Trompeter

Konzentriert und sicher führte Elias Kowalski das Orchester über alle spieltechnischen Klippen und erntete ebenso kräftigen wie verdienten Applaus.

Nach der Pause wurde, nun wieder unter Stabführung von Rainer Neher, ein beschwingtes Medley zur Mary Poppins-Geschichte präsentiert, bevor der erst 13-jährige junge Trompeter Tobias Bäuerle mit "Come back to Sorrento" wahre Beifallsstürme auslöste. Mit dem Stück "In 80 Tagen um die Welt" entführte das Orchester das Publikum in ferne Kontinente, bevor zum krönenden Abschluss die Trommelgruppe Dimbaayaa ("Familie") zusammen mit der Stadtkapelle einen bemerkenswerten und temperamentvollen Auftritt hatte. Acht engagierte Musiker, junge Asylbewerber aus Gambia, haben sich zu einer Trommlergruppe zusammengefunden, die mittlerweile Teil der Freudenstädter Musikszene geworden ist.

Rainer Neher hatte die Gruppe als Konzertgäste eingeladen, und zusammen mit der Stadtkapelle bot sie einen musikalischen Beitrag, der das Publikum begeisterte

Nach dem gut dreistündigem Konzert ernteten Rainer Neher und seine Musiker für ihren gelungenen, mitreißenden und professionellen Auftritt anhaltende Beifallsstürme. Die Stadtkapelle gab noch einige temperamentvolle Zugaben.