Marc Vogt und Ursula Keck von der Volkshochschule mit den Künstlerinnen Ingrid Ott, Gloria Keller, Silvia Braun und Anne-Bärbel Ottenschläger (von links) Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Künstlerinnengruppe "vierhochvier" zeigt plastische Arbeiten

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. Konkrete Kunst, augenfällig und im wörtlichen Sinne begreifbar, bietet die Ausstellung "migrare" im Foyer des Kreishauses in Freudenstadt. Die Künstlerinnen Silvia Braun, Gloria Keller, Ingrid Ott und Anne-Bärbel Ottenschläger haben sich des Themas Migration angenommen.

Ihre Arbeiten, als Wanderausstellung konzipiert, verstehen sie als Beitrag zur "Aktualität der Flüchtlingssituation". Die Präsentation zählt zu den Veranstaltungen rund um den internationalen Frauentag. Federführend arbeitet dabei die Kreisvolkshochschule in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg sowie weiteren Partnerinnen. Als ungewöhnlich zugkräftig erwies sich bereits die Vernissage. VHS-Abteilungsleiterin Ursula Keck skizzierte Zustandekommen und Absicht der Ausstellung, die wie das gesamte Veranstaltungsbündel unter dem Leitspruch steht: "Heimat ist – hier!"

Besondere Bedeutung gewinnt der Themenkreis aus einer Vorgabe, wonach nicht nur über Migration gesprochen wird, sondern den betroffenen Menschen Gelegenheit geboten ist, sich aktiv einzubringen. Positives und Probleme, Sehnsüchte, Hoffen und Bangen – alles finde sich in den Exponaten der Künstlerinnen wieder, erläuterte Ursula Keck.

Dass die Gruppe "vierhochvier" so bereitwillig eingestiegen sei, betrachtete sie als Glücksfall. Verschiedenste Kofferobjekte und -installationen, Fotos, Assemblage, Faltbuch: die Ausdrucksformen sind vielfältig, im besten Sinne plakativ und auch provokativ. Marc Vogt, VHS-Fachbereichsleiter Sprachen und Integration, führte in die ausgestellten Werke ein. Migration werfe eine Reihe von Fragen auf wie "was nehmen die Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, mit? Was lassen sie zurück? Welches Schicksal haben sie im Gepäck?" Die künstlerische Antwort darauf geben "vierhochvier" mit dem Koffer als "Symbol für das physische und seelische Gepäck".

Silvia Braun zeige, so Vogt, mit ihren Arbeiten, welche Bedeutung Sprache und Verständigungsfähigkeit haben. Sie eröffnen neue Räume und schaffen die Voraussetzungen für eine neue Heimat. In den "Spiegel der Gefühle" blicke Gloria Keller. "Kann ich den Menschen in der neuen Umgebung vertrauen? Überwiegt die Angst – oder die Zuversicht?" Als "Chronistin der Migranten" sehe sich Ingrid Ott. Die Künstlerin hat deren Erwartungen und Hoffnungen aus zahlreichen Gesprächen künstlerisch geformt. Die Fotografien von Anne-Bärbel Ottenschläger sind für Marc Vogt der Beleg dafür, dass auch ein auf wenige Elemente reduziertes Bild "eine ganze Geschichte erzählen kann".

Mit einer bezeichnenden Anekdote schloss der VHS-Abteilungsleiter: Ein Sprachkursteilnehmer habe kürzlich mit einem Handzähler den Freudenstädter Marktplatz abgeschritten auf der Suche nach lachenden Menschen. Schließlich habe er nach Stunden die Aktion abgebrochen, weil es so wenige gewesen seien. Freudenstadt – eine Heimat für Menschen, die zum Lachen in den Keller gehen? Falls es sich nicht nur um eine unglückliche Momentaufnahme handle, wäre ein VHS-Kursangebot denkbar: "Lachen für Anfänger" – geleitet von Migranten.

Einen Knalleffekt erzielte Ronald Brose an der Violine. Seine virtuose musikalische Untermalung entlockte dem Publikum wiederholt begeisterten Beifall. Die Ausstellung "migrare" ist bis zum 3. Mai in der Galerie auf der Ebene zwei im Kreishaus in der Landhausstraße zu den üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen.