Schnüffeln, und los: Sechs Flächenspürhunde haben die Malteser im Kreis. Foto: Fredrik von Erichson

Malteser werden seit Polizeireform bei Vermisstenmeldungen kaum noch zu Einsätzen gerufen.

Kreis Freudenstadt - Die Malteser im Kreis Freudenstadt sind besser aufgestellt als anderswo, ihre Suchhunde arbeiten effizient und mitunter erfolgreicher als Hubschrauber. Trotzdem: Seit der Polizeireform werden sie kaum noch zu Einsätzen gerufen – obwohl sie ihre Dienste gratis anbieten.

Isolde Eppler versteht die Welt nicht mehr. 365 Tage im Jahr steht ihre Rettungshundestaffel zur Verfügung – kostenlos. Doch seit einiger Zeit werden die Malteser nur noch an die 20 Mal pro Jahr zu Einsätzen gerufen. Früher geschah dies dreimal so oft. Genauer gesagt: vor 2014 – dem Inkrafttreten der Polizeireform in Baden-Württemberg.

"Sehen uns als Ergänzung"

"Wir sehen uns als Ergänzung", unterstreicht Eppler, Chefin der Malteser im Kreis Freudenstadt. Das bedeutet: Wird eine Person vermisst, holt die Polizei die Spürnasen der Malteser mit ins Boot. Zumindest war das früher so. Denn die Hunde sind im Gegensatz zum Polizeihubschrauber, dessen Einsatz den Steuerzahler pro Viertelstunde rund 250 Euro kostet, nicht nur günstiger, sondern mitunter auch effizienter. Eppler erinnert dabei an den Fall des Mädchens, das vor einigen Wochen in Altheim als vermisst gemeldet wurde: "Der Hubschrauber hatte keinen Erfolg, aber unser Mantrailer hat das Mädchen dann bei der Wassertretanlage aufgefunden."

Mantrailer – das sind die Superspürnasen der Malteser. Neben sechs Flächenspürhunden stehen vier von diesen Personenspürhunden in Diensten der Malteser im Kreis Freudenstadt. Ihnen reicht ein Stück Kleidung der gesuchten Person, und sie können sofort die Fährte aufnehmen. Beeindruckende Zahl: Ein Hund kann in 20 Minuten eine Fläche von 30.000 Quadratmetern absuchen – und ist damit durchaus eine Alternative zum kostspieligen Helikopter. Eppler verdeutlicht: "Es gibt ganz viele Möglichkeiten, eine vermisste Person zu suchen. Es gibt nicht nur den Hubschrauber, der einen Haufen kostet."

Doch seit der Polizeireform entscheiden nicht mehr die Beamten vor Ort, sondern die Lagezentren in den zuständigen Polizeipräsidien, wie ein Einsatz abläuft. Für den Kreis Freudenstadt ist das Präsidium im bis zu 100 Kilometer entfernten Tuttlingen zuständig. "Die kennen doch gar nicht die Gegebenheiten vor Ort", ärgert sich Eppler, "früher, als noch die Polizei vor Ort zuständig war, wurden wir immer sofort alarmiert. Heute müssen wir uns anbieten wie Sauerbier."

Mehr noch: "Manchmal schickt die Polizei auch ihre eigene Hundestaffel, die von Göppingen oder Pforzheim kommt", beobachtet die Chefin der Maltester im Kreis Freudenstadt. Das ziehe lange Anfahrtswege nach sich, obwohl bei solchen Einsätzen die Zeit ein wichtiger Faktor ist. "Je frischer die Spur ist, desto leichter findet man die Person", erklärt Eppler, die einen Einsatzleiterlehrgang besucht hat und daher, wie sie sagt, so eine Suchaktion selbst koordinieren könnte. "Außerdem sind unsere Leute auch in Erster Hilfe ausgebildet", erinnert Eppler.

Für die Malteser, die sich über Spenden finanzieren, sei die Situation nicht nur frustrierend, sondern gehe mittlerweile sogar an die Existenz. "Wir üben zweimal die Woche, drei bis vier Stunden lang", rechnet Eppler vor und kritisiert: "Für uns ist das nicht nur irgendein Hobby, sondern Idealismus und mitunter auch Berufung. Wie soll ich meinen Leuten verklickern, dass sie nur noch zum Spaß üben? Die Leute müssen zig Ausbildungen durchlaufen, bevor sie überhaupt zur Prüfung zugelassen werden." Umso schwerer sei es, überhaupt noch Nachwuchs zu finden, wenn die Dienste der Malteser gar nicht mehr gebraucht werden.

Für die Malteser im Kreis Freudenstadt ist das gleich doppelt frustrierend, denn sie gelten – auch aufgrund ihrer vier Mantrailer – als besonders effiziente Gruppe. Das macht sich ganz besonders an einer Zahl bemerkbar: Nur bei zehn der 20 Einsätzen im vergangenen Jahr war Eppler mit ihrer Truppe im Kreis Freudenstadt aktiv. Bei den anderen zehn Einsätze wurden sie aus Nachbarlandkreisen – vor allem Calw und Ortenau – zu Hilfe gerufen, eben wegen ihren Mantrailern.

 Eppler appelliert daher: Bei Vermisstenmeldungen könne man die Malteser auch direkt kontaktieren – über die Leitstelle unter Telefon 07441/1 92 22 oder Handy 0160/9 2 42  30  67.