In den Räumen des ehemaligen Backshops am Stadtbahnhof richtet die Erlacher Höhe gemeinsam mit der Freudenstadt Tourismus einen InfoPoint als Inklusionsprojekt ein. Abteilungsleiter Wolfgang Günther (von links), die gemeinnützige Mitarbeiterin der Erlacher Höhe, Ursula Lieb, und Arbeitsanleiter der Werkstatt, Patrick Pohl, bereiten die Räumlichkeiten vor. Foto: Lajko Foto: Schwarzwälder-Bote

Menschen mit Handicap bilden im InfoPoint zentrale Anlaufstelle für Reisende und Besucher im Stadtbahnhof

Von Cassandra Lajko

Freudenstadt. Wer am Stadtbahnhof aus dem Zug steigt, steht erst einmal in einer tristen Schalterhalle und weiß nicht, wohin. Das soll sich ändern – mit dem InfoPoint, den die Erlacher Höhe als Inklusionsprojekt betreibt. Sechs Menschen mit Handicap finden dort einen Arbeitsplatz.

Der InfoPoint kommt in die Räumlichkeiten des ehemaligen Backshops in der Schalterhalle. Wolfgang Günther, Abteilungsleiter der Erlacher Höhe in Freudenstadt, freut sich vor allem über die "totale Offenheit", mit der viele Menschen dem Projekt bisher begegnet seien. So hätten beispielsweise alle Fraktionen des Freudenstädter Gemeinderats einstimmig für das Projekt gestimmt (wir berichteten). Auch die Gewerbetreibenden, die rund um den Stadtbahnhof angesiedelt sind, hätten nicht abweisend reagiert.

Am Mittwoch, 20. März, eröffnet der InfoPoint am Stadtbahnhof und ist dann an sieben Tagen die Woche von 10 bis 19 Uhr als zentrale Anlaufstelle für Reisende und Besucher da. Die sechs Angestellten seien "hoch motiviert", erklärt Günther. Es handle sich nicht um geistig, sondern um körperlich behinderte Menschen. Fünf von ihnen seien schwerbehindert und langzeitarbeitslos, obwohl sie eine gute Ausbildung absolviert hätten. In den Bereich Tourismus mussten sich alle neu einarbeiten. Unterstützung kommt von der Freudenstadt Tourismus.

Der InfoPoint wird immer von einem Zweierteam besetzt sein, erklärt Günther. Natürlich müsse man da schauen, "wen man mit wem kombiniert", so Günther. So gebe es eine Frau, die sehbehindert sei und einen Röhrenblick habe. Da müsse man dann darauf achten, welcher Teampartner sie am besten ergänze. Des Weiteren gebe es einen Mann, der im Rollstuhl sitze, sonst aber sehr fit sei, oder eine Frau, die nachtblind ist. "Das kann man organisieren, dass sie nicht im Winter abends arbeiten muss", erklärt Günther. Sonst komme sie im Dunkeln nicht mehr nach Hause.

Das erste Anliegen sei, dass die sechs Menschen mit Handicap am InfoPoint ein gutes Standardprogramm bieten können, erklärt Günther. Sie sollen Reisende über die Stadt Freudenstadt, deren Hotels, Gastronomie oder Veranstaltungen informieren können und außerdem Fahrplanauskünfte erteilen. Wenn das erst mal rund laufe, könne man überlegen, einen E-Bike-Verleih anzubieten oder Produkte der Erlacher Höhe zu verkaufen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Das Projekt ist vorerst auf eine Dauer von drei Jahren angelegt.

Finanzielle Unterstützung kommt auch von der Stadt

Finanzielle Unterstützung kommt mit 35 000 Euro im Jahr von der Stadt, die auch die Renovierungskosten der Räumlichkeiten am Stadtbahnhof übernahm. Weitere 18 000 Euro im Jahr kommen von der Paul Lechler Stiftung. Außerdem fördern die Agentur für Arbeit und das Jobcenter die einzelnen Arbeitsverträge, die die Erlacher Höhe als Arbeitgeber abgeschlossen hat. Für die Räumlichkeiten in der Schalterhalle verlangt die Bahn nur eine symbolische Miete.

Wolfgang Günther hofft vor allem auf eine Veränderung der Atmosphäre am Stadtbahnhof. Die momentane Situation sei "mehr als unbefriedigend". Als ersten Schritt will die Erlacher Höhe am Montag, 18. März, zu einer großen Putzaktion aufrufen. Die Schalterhalle inklusiveder Fenster soll geputzt werden, die Wände sollen einen neuen Anstrich bekommen. Günther wünscht sich, dass möglichst viele Bürger sich an der Aktion beteiligen und so den Stadtbahnhof wieder als "ihren" Bahnhof betrachten.

Zur Eröffnung des InfoPoint am 20. März kommen neben Vertretern der Stadt auch Vertreter des HGV und des Dehoga, erklärt Günther. So soll deutlich werden, dass der InfoPoint keine persönliche Aktion der Erlacher Höhe ist, sondern von öffentlichem Interesse.