Vertreter der beteiligten Bäckereien präsentieren das neue Innungslogo und die neuen Mehrweg-Kaffeebecher. Foto: Frank

Innungsbäcker entwickeln eigenes Pfandsystem. Kreisweite Aktion soll Müllberge reduzieren.  

Kreis Freudenstadt - Sie landen haufenweise in den Mülleimern, und bei Weitem nicht nur dort. Auch in Büschen, Blumenbeeten und an Straßenrändern finden sich immer häufiger weggeworfene Einwegbecher. Die Innungsbäcker im Landkreis Freudenstadt starten nun eine Initiative, um das zu vermeiden.

Mehrwegbecher aus Porzellan, Edelstahl oder außergewöhnlicheren Materialien wie Bambus gibt es schon lange – allerdings dürfen Bäckereien fremde, mitgebrachte Becher aus hygienischen Gründen nicht befüllen. Um dennoch Müll durch Einwegbecher zu vermeiden, haben acht Innungsbäcker im Kreis Freudenstadt nun ein eigenes Kaffeebecher-Pfandsystem entwickelt.

Zehn Euro Pfand

Bei der Initiative mit an Bord sind der Bäcker Saur aus Horb, das Café Müller aus Freudenstadt, die Bäckereien Kalbacher und Plaz aus Eutingen, die Bäckerei Gaiser und das Café Rundblick aus Baiersbronn, Zieglers Backstube aus Schopfloch und die Bäckerei Knörzer aus Freudenstadt. Ihr Anliegen ist mehr als berechtigt: Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland stündlich 320. 000 Einwegbecher verbraucht, das ergibt pro Jahr fast drei Milliarden Stück. Für die Herstellung dieser Becher seien zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff und Milliarden Liter Wasser nötig. Mit der für die Produktion jährlich benötigten Energie könne man eine Kleinstadt versorgen, heißt es von der Umwelthilfe weiter.

"Wir merken ja auch, wie oft wir Einwegbecher nachkaufen müssen", erklären Vertreter der beteiligten Bäckereien bei der Vorstellung des neuen Pfandbechers. Für zehn Euro Pfand erhalten die Kunden in allen Filialen der Partnerbetriebe einen der Thermobecher, den "Cup-to-go". Dieser kann dann auch bei allen "Cup-to-go"-Partnerbäckereien zurückgegeben werden. Der Becher muss von den Kunden nicht gespült werden; beim Kauf eines neuen Kaffees erhalten sie auch einen neuen Becher. "Zu Anfang müssen die Verkäufer eben ein bisschen mehr erklären", gibt Innungs-Obermeister Jochen Knörzer zu. Es sollen aber auch Flyer der Aktion zu den Bechern dazu gegeben oder in die Brötchentüten gesteckt werden. Auch passende Aufkleber werden demnächst die Filialen-Schaufenster schmücken.

Start mit 1000 Bechern

Knörzer denkt, dass die Initiative als gemeinsame Aktion der Innung gut laufen wird. Allein so etwas auf die Beine zu stellen, sei schwierig, meinen auch Vertreter der anderen teilnehmenden Bäckereien. Man habe bei allen Innungsbäckern im Landkreis angefragt, acht von 17 sind bisher dabei. Natürlich sei man bereit, auch weitere Bäckereien aufzunehmen. Trotz des gleichen Bechers könne jeder Bäcker nach wie vor seinen individuellen Preis für Kaffee verlangen.

Erst einmal starten die Bäckereien mit 1000 Bechern, die von der "Bäko Südwürttemberg" mit dem neuen Innungslogo bedruckt und geliefert werden. Nach einem knappen Jahr der Planung hoffe man nun, mit diesem Kundenbindungssystem auch grundsätzlich das Bäckerhandwerk voranbringen zu können. Bäckermeister Tobias Markus Plaz findet passende Worte zum Ende der Präsentation: "Wir sind so etwas wie ein Vorreiter. Bisher hat keine andere Bäcker-Innung ein solches Pfandsystem eingeführt."